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Radiowelle, Stripping, Laser Behandlungsmethoden bei Krampfadern

Krampfadern sind ein Volksleiden. Sie treffen fast jeden Dritten – Frauen etwas häufiger als Männer. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Die sogenannten Varizen sind nicht nur optisch störend, sondern können auch gefährlich werden. Ab wann muss man sie behandeln und welche Methode ist die Beste?

Von: Julia Richter

Stand: 14.01.2024

Margit Herpich ist viel unterwegs. Die 66-Jährige ist sportlich und aktiv. Seit einiger Zeit stören sie allerdings ihre Krampfadern am linken Bein:

"Bei einer Routineuntersuchung hat man festgestellt, dass die Venentätigkeit nicht mehr richtig funktioniert. Natürlich ist das auch eine optische Sache, im Sommer ist es schon schwierig mit kurzen Hosen oder Kleidern."

Margit Herpich

Symptome: Schwere Beine, Hautveränderungen

Beschwerden hat sie nicht – anders als Adi. Der 46-Jährige leidet im Alltag unter seinen schweren Beinen.

"Zu meinen Beschwerden gehört Kribbeln in den Beinen, ein Pochen. Das Bein ist manchmal sehr warm. Ab und zu bekomme ich auch Wadenkrämpfe, die recht unangenehm sind. Und ich habe bemerkt, dass ich bei langen Spaziergängen oder beim Wandern öfters Ruhepausen brauche."

Adi

Vor allem die Hautveränderungen - blaue und bräunliche Flecken rund um den Knöchel - und die veränderten Äderchen beunruhigen ihn.

Die Entstehung von Krampfadern

Im Alltag macht Margit Herpich einiges gegen ihre Venen-Schwäche: Sie geht walken, ist viel auf dem Fahrrad unterwegs und macht Venengymnastik. Doch die eigentliche Ursache behebt dies nicht.

Gesunde Venen transportieren das verbrauchte Blut zurück zum Herzen. Dabei arbeiten die Klappen wie Ventile – sie sorgen dafür, dass das Blut nach oben fließt.

Krampfadern entstehen, wenn das Bindegewebe zu schwach ist. Meist ist das erblich bedingt. Leiern die Gefäßwände aus, schließen sie nicht mehr richtig. Das Blut kann nicht mehr nach oben gepumpt werden, sondern versackt. Krampfadern entstehen.

Die bläulich-dicken Adern sind aber nicht nur ein kosmetisches Problem. Der Venenfunktionstest soll Aufschluss darüber geben, wie es um die Venentätigkeit bestellt ist. Daneben wird auch ein Ultraschall gemacht. Machen die Krampfadern Beschwerden und ist die Tätigkeit eingeschränkt, besteht Handlungsbedarf. Bei Patient Adi sind die Krampfadern deutlich erweitert und der Blut-Rückfluss bereits gestört.

"Die Krampfader sollte im Fall unseres Patienten behandelt werde. Denn sie nimmt immer weiter zu und damit auch die Stauungsveränderungen, die sie am Unterschenkel verursacht. Die braunen Flecken, die blauen in die Haut penetrierten Knötchen, die dann auch aufbrechen können. Und auch das offene Bein in der Endstrecke. Ein weiteres Problem sind die Venenentzündungen. Und wenn die nicht behandelt werden, dann auch die tiefe Beinvenenthrombose."

Dr. med. Christoph Bernheim, Gefäßchirurg und Phlebologe, Gefäßmedizin München Süd

Die Stripping-Methode

In seinem Fall spricht alles für die altbewährte, konventionelle Stripping-Methode, die sogenannte Crossektomie. Die betroffene Vene wird dabei operativ komplett entfernt. Dieses Verfahren wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

"Das eignet sich bei unserem Patienten unter anderem deswegen, weil er einen sehr oberflächlichen Venenverlauf hat. Die Vene ist groß, möglicherweise inwendig auch etwas vernarbt, und er hat am Unterschenkel ein Konvolut, das sich in die Haut hineingearbeitet hat. Da eignet sich die offene Methode am besten."

Dr. med. Christoph Bernheim, Gefäßchirurg und Phlebologe, Gefäßmedizin München Süd

Die Stripping-OP erfolgt in der Regel unter Vollnarkose: Der Schnitt wird - je nach betroffenem Gebiet - in der Kniekehle oder der Leiste gesetzt, um den Zugang zu legen. Darüber wird eine Sonde in die oberflächliche Stammvene eingeführt – der erkrankte Teil der Vene wird abgetrennt und herausgezogen. Der Körper braucht die erkrankte Vene sowieso nicht mehr.

Stripping-OP: Kassen übernehmen Kosten

Während der OP werden auch die sichtbaren Seitenäste der Krampfadern entfernt: Über winzige Stiche, eine Art Häkelmethode, man spricht von einer Miniphlebektomie. Die kleinen Stiche verheilen so, dass sie in etwa einem Jahr gar nicht mehr zu sehen sein werden.

Die Kosten für den Eingriff werden von allen Krankenkassen übernommen. Bis der Patient fit ist, wird es etwas dauern. Zwei Wochen ist Adi krankgeschrieben, rund vier Wochen muss er einen Kompressionsstrumpf tragen.

Die Radiowellen-Therapie

Auch bei Margit Herpich besteht Handlungsbedarf: Die Stripping-Methode hatte sie schon einmal vor rund 20 Jahren, das will sie nicht mehr. Deshalb ist sie froh, dass bei dem anderen Bein eine Radiowellen-Behandlung infrage kommt.

"Für mich war es ein größerer Eingriff. Ich war auch zu Hause eingeschränkt in der Beweglichkeit. Das war schon ein Aufwand für mich."

Margit Herpich

"Der große Vorteil der endovenösen Therapieverfahren liegt tatsächlich darin, dass sie sehr schonende Verfahren sind. Wir haben nur die ganz kleine Punktionsstelle, um den Katheter in die Vene zu platzieren – ein bis zwei Millimeter groß. Wir brauchen also keine Schnitte und haben dementsprechend auch kein Risiko für eine postoperative Wundheilungsstörung, keine großen Narben und deutlich weniger Schmerzen."

Dr. med. Kerstin Schick, Gefäßchirurgin und Phlebologin, Gefäßmedizin München Süd

Der Eingriff erfolgt mit Hilfe des Ultraschalls - über eine Punktion am Knie wird ein Katheter in die Stammvene eingeführt. Daran ist eine Sonde, die Radiowellen an die Gefäßwand leitet. Durch die Hitze wird die betroffene Vene beim Zurückziehen quasi verschweißt. Die Kosten liegen bei rund 1.500 Euro. Das übernehmen einige, aber nicht alle Kassen – man sollte sich vorher erkundigen.

Der Vorteil für die Patientin: Bei ihr wird mehr als eine sogenannte Stammvene entfernt. Dies wäre nicht in einer Stripping-OP machbar, sondern in zwei. Durch die Radiowelle hat sie nur eine Operation.

In aller Regel sind Patienten danach wieder recht schnell fit – den Kompressions-Strumpf muss Margit Herpich rund eine Woche tragen.

Die Laser-Methode

Daneben gibt es noch ein weiteres thermisches Verfahren, die Laser-Methode. Dafür hat sich Susanne Retznack entschieden. Sie leidet schon länger unter ihren Krampfadern und fliegt regelmäßig längere Strecken – da will sie kein Risiko eingehen.

"Ich bin erblich vorbelastet: Beide Großmütter litten unter Krampfadern. Und eine hatte im hohen Alter ständig Thrombosen. Das war für mich sehr traumatisch als Kind: Die Oma da liegen zu sehen, mit ihrem dicken roten Bein, die sich dann nicht mehr bewegen durfte."

Susanne Retznack

Auch der Laser wird über eine Punktion eingeführt und auch hier erfolgt der Eingriff unter Ultraschall-Kontrolle. Beim Zurückziehen des Lasers verschließt sich die Vene. Die Kosten von etwa 1.500 Euro werden nicht von allen Kassen übernommen. 

"Der Vorteil der thermischen Methoden ist, dass die Patienten schnell wieder einsatzfähig sind nach dem Eingriff. Sie können an allen Alltagsaktivitäten rasch wieder teilnehmen, haben wenig Beschwerden danach. Die Studienlage gegenüber der herkömmlichen Methode - dem Stripping-Verfahren - ist heutzutage so, dass die Verfahren sich in nichts großartig nachstehen. Auch die Rückfallquote ist bei beiden Verfahren ähnlich."

Dr. med. Esther Wißmüller, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie, München

Kleinere Krampfadern und störende Besenreiser werden mit der Schaum-Sklerosierung verödet. Hier gilt: Die Rückfallquote ist höher als bei den thermischen Verfahren. Bei den Besenreisern braucht es in der Regel ein paar Sitzungen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Die Kosten richten sich nach dem Aufwand.

Behandlung individuell besprechen

Aber welche Methode ist die beste? Für Patienten gilt: Am sichersten ist es, zu einem Venenspezialisten zu gehen, der viel Erfahrung hat. Möglich sind auch Kombinationen, etwa Eingriffe, die ein Stripping mit einer Radiowelle kombinieren, oder einen Laser mit einer Sklerosierung.

"Die beste Methode für alle Patienten gibt es nicht. Viel wichtiger ist es, im Arzt-Patienten-Gespräch die jeweils beste Methode individuell für den Patienten herauszufinden. Dabei spielen die medizinischen und die anatomischen Gegebenheiten eine Rolle. Es geht auch darum, was der Patient möchte. Und es geht darum, was er sonst für Vorerkrankungen hat."

Dr. med. Kerstin Schick, Gefäßchirurgin und Phlebologin, Gefäßmedizin München Süd

Margit Herpich freut sich jedenfalls schon auf den nächsten Sommer - ohne lästige Krampfadern.


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