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Venenleiden Diagnose und Therapie

Wer wissen will ob seine Krampfadern gefährlich sind, benötigt in 95 Prozent der Fälle eine harmlose Ultraschalluntersuchung. Das ist der Goldstandard in der Diagnostik.

Von: Johannes von Creytz

Stand: 03.07.2023

Ein Arzt punktiert mit Hilfe von Ultraschall ein Gefäß. | Bild: picture-alliance/dpa

Die früher übliche Röntgen-Untersuchung mit Kontrastmitteln (Kontrastmittelphlebografie) wird nur noch bei sehr wenigen und speziellen Fragestellungen eingesetzt. Bei Unklarheiten hilft eine MRT-Untersuchung mit Kontrastmitteln. Die korrekte Durchführung und Interpretation der Ergebnisse verlangen eine gute Ausbildung und sehr viel Erfahrung.

"Der Geübte erkennt allein schon durch eine äußerliche Begutachtung der Haut und der Beine, sowie einer ausführlichen Patientenbefragung, welche Hauptprobleme vorliegen. Ich brauche manchmal vorerst keine apparative Untersuchung um eine Arbeitsdiagnose zu erstellen und eine vorläufige Therapieempfehlung auszusprechen, bis eine ausführliche Diagnostik die Krankheit in ihrer ganzen Ausprägung erfassen kann."

PD Dr. Alexander Konstantinow

Moderne Therapieverfahren bei Krampfadern

Inzwischen stehen eine ganze Reihe von Verfahren zur Verfügung, um Venenerkrankungen zu behandeln. Die Methodenvielfalt ist auch ein Vorteil für die Patienten, denn dadurch kann eine individuell optmiale Therapie gewählt werden.

Die nachfolgend erwähnten Verfahren sollten nur von erfahrenen Fachärzten durchgeführt werden, die verschiedene Therapieformen nachweislich beherrschen und auch in der Lage sind eventuell erforderliche Nachbehandlungen vorzunehmen.

"Das Venensystem ist ein Netz und kein Baum, bei dem die Äste irgendwo enden. Jeder Eingriff führt zu Umgehungskreisläufen, die sich unter Umständen früher oder später negativ auswirken könnten. Diese können aber notwendig sein. Das muss vor dem Eingriff abgeklärt werden. Wird beim konventionellen Stripping aus Versehen in der Leistenregion oder Kniekehle eine große Arterie oder tiefe große Vene verletzt, kann das schlimmstenfalls zum Absterben des Unterschenkels führen. Solche Komplikationen sind zwar zum Glück extrem selten, erfordern aber das schnellstmögliche Eingreifen eines erfahrenen Gefäßchirurgen."

PD Dr. Alexander Konstantinow

Das klassische (chirurgische) Venenstripping ist das Mittel der Wahl, wenn die Krampfadern sichtbar geschlängelt sind und einen großen Durchmesser haben. Dabei wird der erkrankte Venenteil meist unter örtlicher Betäubung abschnittsweise oder auf einmal aus dem Bein herausgezogen.

Endovenöse Verfahren

Bei den endovenösen Verfahren findet die Behandlung in der Regel mittels einer Sonde statt, die in die erkrankte Vene geschoben wird. Diese Verfahren funktionieren nicht bei großkalibrigen Venen. Grob gesehen können die Verfahren in zwei Gruppen eingeteilt werden.

  1. Thermische Verfahren, welche die Venen mittels Hitze von innen verkleben. Dazu zählen die Radiofrequenzmethode, Laserverfahren und das Heißdampf-Verfahren.
  2. Nichtthermische Verfahren, welche die Vene durch einen chemischen Prozess verschließen: Dazu zählen das Venenklebeverfahren mit Cyanoakrylat und das Verödungs-Verfahren mit Polydocanol.

Der große Vorteil der "unblutigen" endovenösen Verfahren im Gegensatz zur Strippingoperation ist ihre Minimalinvasivität. In der Regel ist hierbei kein Leistenschnitt nötig. Die Patienten können schon am Tag nach der Operationwieder ihren normalen körperlichen Aktivitäten nachgehen, oft inklusive Sport.

Von Vorteil sind die nichtthermischen Verfahren vor allem bei der Behandlung der oberflächlichen Wadenvenen (Vena saphena parva), da dort Nerven nah an der Vene liegen und durch Hitze geschädigt werden können. Im Vergleich zu den offenen chirurgischen Operationsverfahren zeigen die endoluminalen Verfahren eine etwas geringere Komplikationsrate, ein günstigeres kosmetisches Ergebnis und eignen sich wegen der geringeren Gewebsschädigung auch für Patienten mit Wundheilungsstörungen (vor allem Diabetiker).

Gemäß den aktuellen, fachärztlichen Leitlinien in den USA, Großbritannien und der EU, wird die Wertigkeit der Verfahren nach folgender Rangliste eingeordnet:

  1. endovenöse Verfahren, wobei das Radiofrequenz-Verfahren günstiger zu bewerten ist als das Laserverfahren
  2. Schaumsklerosierung (Chemisches Verfahren)
  3. effene chirurgische Operationsverfahren (Stripping) mit Schnitt in der Leisten- und Kniekehlen-Region

Behandlung von Besenreisern – einmal reicht nicht

Bei der Behandlung von Besenreisern gilt die Verödung (Sklerosierung) mittels einer gewebstoxischen Flüssigkeit als Goldstandard. Mittlerweile können aber auch einige Laserverfahren ähnliche Erfolge erreichen. Beide Methoden müssen mehrmals angewendet werden, wobei nach vier- bis fünfmaliger Anwendung ein zumindest vorübergehender Venenverschluss von über 90% erreicht wird.

Um einen länger anhaltenden Therapieerfolg zu erreichen, muss aber der Überdruck in den größeren zuführenden Venen reduziert werden. Entweder durch eine operative Venensanierung oder durch Kompressionsstrümpfe. Besenreiser unterhalb der Knöchel lassen sich nicht dauerhaft veröden, da hier der venöse Druck sehr hoch ist.
Die Verödung ist ungeeignet bei Patienten mit einer schlechten Durchblutung der Bein-Arterien,  zum Beispiel Menschen mit Arteriosklerose, diabetischem Fuß oder Raucherbein. Hier besteht die Gefahr von Infektionen und Gewebsnekrosen nach Eindringen des Verödungsmittels.
Die Verödung oder das Lasern von Besenreisern ist eine kosmetische Behandlung. Einen gesundheitlichen Nutzen hat sie nicht.

Welche Rolle spielen Medikamente bei der Behandlung?

Venenmedikamente helfen nachweislich, lästige Symptome zu lindern, zum Beispiel, die Entstehung von Ödemen, also Wassereinlagerungen. Nachgewiesen ist die Wirkung folgender Naturstoffe:

  • Rotes Weinlaub-Extrakt (Wirkstoff Quercetin)
  • Rosskastanien-Extrakt (Wirkstoff Aescin)
  • Buchweizenkraut (Wirkstoff Oxerutin)

Vor allem die ersten zwei Naturstoffe reduzieren auch Entzündungen und dichten die Venenwände ab. Ferner müssen gegebenenfalls Blutverdünner zur Thromboseprophylaxe gespritzt oder eingenommen werden.

Ernährung

Wichtig sind ein relativ normales Körpergewicht und ein gesunder Flüssigkeitshaushalt. Das heißt, mindestens zwei Liter am Tag (möglichst alkohol- und zuckerfrei) zu trinken.

Körpergewicht

Bei Männern ist ein BMI über 35 und bei Frauen über 30 von deutlichem Nachteil für das Venensystem.

Bewegung

Bewegung ist etwas ganz Zentrales: Walking, Joggen und Schwimmen sind für Venenpatienten extrem wichtige Bewegungsmöglichkeiten. Durch Gehen, Laufen und Schwimmen wird die Wadenmuskelpumpe aktiviert. Wasser bewirkt eine zusätzliche Kompression der Venen. Allerdings sollte man längere Aufenthalte in sehr warmem Wasser (über 28 Grad) meiden, weil sie zu einer deutlichen Venenerweiterung führen und so vor allem bei Patienten mit einem Herzleiden akute, zum Teil lebensbedrohliche Zustände (Blutdrucksenkung!) bewirken können.

Stehen und Sitzen

Stehen und Sitzen sind für die Venen auf Dauer ungünstig, weil durch Inaktivität der Wadenmuskulatur das venöse Blut in den Unterschenkeln versackt. Also nach Möglichkeit immer wieder aufstehen, kurz durch den Raum gehen und wiederholt in den Zehenspitzenstand gehen.


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