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Energydrinks Brauchen wir eine Altersgrenze?

Sie sind süß, aufputschend und alles andere als gesund. Vor allem Jugendliche setzen sich durch den regelmäßigen Konsum von Energydrinks einem enormen Risiko aus.

Von: Caroline Hofmann

Stand: 25.03.2024

Die bunten Dosen fehlen in keinem Supermarktregal und sie versprechen ihren Trinkern einen fitten Geist und Körper, Leistungsfähigkeit und Power. Viele trinken sie, um sich wacher zu fühlen und darin sehen Experten ein großes Risiko, besonders bei Jugendlichen.

Bürgerrat fordert: Energydrinks erst ab 16

Im Februar 2024 hat der Bürgerrat für Ernährung dem Deutschen Bundestag insgesamt neun Empfehlungen zur Verbesserung der Ernährungspolitik überreicht. Eine davon lautet: Für Energydrinks soll eine Neuempfehlung bei einer Altersgrenze ab 16 Jahren eingeführt werden.

"Der Best Case wäre, wenn Energydrinks sobald wie möglich in den Jugendschutz aufgenommen werden."

- Laura Plume, Bundesrat für Ernährung

Andere europäische Länder, wie Polen, Lettland oder Litauen haben eine Altersgrenze von 18 Jahren für Energydrinks bereits eingeführt.

Zucker: Bedenkliche Grenzwerte

Wenig überraschend: Energydrinks können wahre Zuckerbomben sein. Eine große Dose mit 500 Millilitern, enthält etwa 60 Gramm Zucker - umgerechnet sind das 20 Stück Würfelzucker.

"In der einen Dose ist mehr Zucker drin, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für akzeptabel hält und natürlich wird ein Jugendlicher noch andere Zuckerquellen während des Tages zu sich nehmen. Also mit dieser Zuckermenge kommt man schon in bedenkliche Bereiche."

- Prof. Dr. med Berthold Koletzko, Leiter d. Abt. Stoffwechsel und Ernährung, LMU Klinikum München

Zuckerfreie Energygetränke wären laut Experten zwar ein wenig besser, jedoch ist hier die Wirkung der zugesetzten Süßstoffe nicht final geklärt und könnten ebenso negative Auswirkungen auf den Organismus haben.

Zusatzstoff: Taurin

Diverse Anbieter bewerben zudem den Zusatzstoff Taurin in ihren Drinks. Natürliches Taurin ist eine Aminosäure, die in der Leber gebildet und durch die Nahrung aufgenommen wird. Von synthetischem Taurin, wie es in Energydrinks zugesetzt ist, erhoffen sich viele eine gesteigerte Leistungsfähigkeit. Ein Trugschluss.

"Die Erwartung, dass ich mit Taurin meine Leistung steigern kann, dass ich damit ein Supersportler werde, die ist nicht wirklich belegt."

- Prof. Dr. med Berthold Koletzko, Leiter d. Abt. Stoffwechsel und Ernährung, LMU Klinikum München

Studie: Energydrinks lösen Herzprobleme aus

Der Koffeingehalt ist mit der Hauptgrund, warum Energydrinks gekauft werden. Eine Dose mit 250 Millilitern enthält etwa 80 Milligramm Koffein, etwa so viel, wie eine Tasse Kaffee. Mit zwei Dosen hätte ein 50 Kilo schwerer Jugendlicher seine tägliche Höchstmenge an Koffein erreicht. Die liegt bei etwa 160 Gramm am Tag, also maximal 2 kleinen Energydrinks.

Die Auswirkung dieser noch als harmlos deklarierten Menge, hat Prof. Nikolaus Haas in einer Studie näher untersucht. Dafür haben gesunde Jugendliche unter ärztlicher Aufsicht Energygetränke zu sich genommen.

"Eine einzelne Dose pro Tag führte bei Jugendlichen zu einem nachweisbar erhöhten Blutdruck und einem nachweisbar höheren Herzfrequenz und einer nachweisbar höheren Anfälligkeit für Herzrhythmusstörungen."

- Prof. Dr. med. Nikolaus Haas, Direktor Kinderkardiologie und pädiatrische Intensivmedizin, LMU Klinikum München

Ein Risiko also bereits innerhalb der empfohlenen Grenzwerte. Wenn man bedenkt, dass es oft nicht bei einem Energydrink bleibt, ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen für Jugendliche durch den regelmäßigen Konsum deutlich erhöht.

Energydrinks mit Alkohol

Die Experten raten zudem ausdrücklich von der Standard-Kombination aus Energydrink und hochprozentigem Alkohol ab.

"Der hochkonsentierte Alkohol schwächt die Herzmuskulatur und macht anfällig für Herzrhythmusstörung. Die hohe Konzentration an Energydrinks führt zum selben Effekt und deswegen können junge, ansonsten gesunde Jugendliche durch diese Kombination sehr schnell bösartige Herzrhythmusstörungen kriegen, die dann einen Notarzteinsatz erforderlich machen."

- Prof. Dr. med. Nikolaus Haas, Direktor Kinderkardiologie und pädiatrische Intensivmedizin, LMU Klinikum München


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