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Beliebtes Küchenkraut Welche Kraft hat die Melisse wirklich?

Die meisten von uns kennen Melisse aus der Küche. Überall, wo eine frische zitronige Note nicht fehlen darf. Sie ist aber auch ein Heilkraut und ihre Wirkung ist seit vielen hundert Jahren bekannt. Was steckt genau in der Melisse? Wir haben uns die Pflanze genau angeschaut.

Von: Claudia Lewerenz

Stand: 21.05.2023

Zitronenmelisse, Honigblume, Bienenkraut – die Melisse hat viele Namen. Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, ist sie auch bei uns schon lange für ihre vielfältige Wirkung bekannt. Für Hildegard von Bingen besaß Melisse sogar die "Heilkraft von 15 Kräutern". Neben Teekraut gibt es Tabletten und Dragees, Tropfen und Tinkturen. Sprays und Salben für unterschiedlichste Anwendungsgebiete.

Für ihren Insta-Account Erdretter nimmt Sarah Klamm ihre fast 34.000 Follower regelmäßig mit auf die Suche nach heimischen Kräutern. Auch in ihrer Kräuterküche hat die Studentin schon einiges ausprobiert. Melisse eignet sich nicht nur für Tee. Zusammen mit Sheabutter, Bienenwachs und Honig wird das ätherische Öl zu einem pflegenden Lippenbalsam.

"Ich schreib gerade meine Bachelor-Arbeit und bin kurz vor der Abgabe und ich hab wirklich extrem viel Stress, ich kann nicht mehr schlafen, ich bin so in diesem Kopf-Kino gefangen. Die Melisse hilft mir einfach ein bisschen gelassener zu werden. Und da kann man einen Tee trinken oder einen Balsam zu sich nehmen, auf die Schläfen ein bisschen Öl machen oder eine Aromatherapie. Melisse wirkt antibakteriell und antiviral. So eine Lippencreme kann man auf die Lippen auftragen. Sie wirkt vorbeugend gegen Herpes ist aber auch einfach zur Lippenpflege geeignet."

Sarah Klamm, Osteopathie-Studentin

Im Kräutergarten von Heilpraktikerin Bettina Hauenschild im Schloss Hirschgarten wird die Melisse bis zu dreimal im Jahr geerntet. Immer vor der Blüte, denn dann steckt die meiste Kraft in den Blättern. Ein Melissensud, 5-6 Stunden oder über Nacht ziehen gelassen, ist ihr Geheimtipp für eine Haarkur. Durchs Trocknen lässt sich die Melisse bis zu einem Jahr haltbar machen. Dann verfliegen die sanften Inhaltstoffe.

Welche Inhaltsstoffe machen die Melisse zum Heilmittel?

Am Institut für pharmazeutische Biologie an der Goethe Universität Frankfurt wird der Einsatz von Phytoterapeutika – also pflanzlichen Arzneimitteln erforscht. Melissenblätter enthalten ätherische Öle, Citronellal, Geranial, Geraniol und Neral. Unter dem Mikroskop kann man die kleinen kreisförmigen Drüsen sehen, in denen die ätherischen Öle gespeichert werden. Die sorgen vor allem für den typischen Duft. Zur antiviralen Wirkung gegen Herpes gibt es aussagekräftige Studien. Andere Wirkungsfelder sind nicht so umfassend erforscht.

"Es gibt klinische Studien zur Melisse, die momentan auch durchgeführt werden, allerdings muss man beim Studiendesign sehr auf die Qualität achten. Meistens werden die klinischen Studien mit sehr wenigen Patienten durchgeführt, was es natürlich dann später sehr schwierig macht, den klinischen Nutzen sauber abzubilden."

Prof. Dr. Beatrice Bachmeier, Professorin für Arzneimittel-Versorgungsforschung Goethe-Universität, Frankfurt am Main

Ein Inhaltsstoff der Melisse ist für die forscherinnen und Forscher besonders interessant: Nämlich der Gerbstoff in der Pflanze Melisse, die Rosmarinsäure. Sie wirkt gegen das Andocken des Virus an die Wirtszelle und verhindert so die Vermehrung von Herpes. Aus der langen Tradition der Anwendung ist auch eine gute Wirkung der Melisse bei Angststörungen, Stimmungsschwankungen und Depressionen bekannt.

Gibt es denn Risiken bei der Einnahme der Melisse?

Ätherische Öle können zum Beispiel allergische Reaktionen hervorrufen. Kräuter-Fan Sarah trinkt regelmäßig Melissen Tee. Es wird empfohlen für die Einnahme von über 12-jährigen Personen und es wird nicht empfohlen in der Schwangerschaft oder Stillzeit, aber ansonsten wird Melisse als unbedenklich eingestuft.

Das Fazit

Bei der Anwendung punktet die Melisse durch ihre Vielfalt : Zur Beruhigung, bei Magenproblemen oder bei Herpesbläschen. Die Inhaltsstoffe der Pflanze sind unbedenklich, auch schwerwiegende Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Beim Forschungsstand gibt es allerdings noch Aufholbedarf. Bisher gibt nur wenig aussagekräftige Studien zur Wirksamkeit. Also, die Melisse ist ein Heilkraut, das im Garten oder auf dem Balkon nicht fehlen sollte.


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