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Der Sentier Cathare in Südfrankreich Auf den Spuren der Katharer zwischen Mittelmeer und Pyrenäen

Zum „dunklen Mittelalter“ gehört auch das Thema Ketzer - ein wirklich dunkles Kapitel vor allem der Katholischen Kirche. Vom 13. bis 15. Jahrhundert wurden Christen, die nicht genau nach den kirchlichen Vorschriften gelebt, gebetet und geglaubt haben, rigoros verfolgt.

Von: Bernd-Uwe Gutknecht

Stand: 02.11.2023

Auf den Spuren der Katharer  | Bild: BR; Bernd-Uwe Gutknecht

Im Süden Frankreichs starben Tausende Menschen auf dem Scheiterhaufen, verbrannt als Ketzer Eine der wichtigsten religiösen Sekten, die damals verfolgt wurden, waren die Katharer. In der französischen Provinz Languedoc-Midi-Pyrénées können sich Wanderer heute auf die Spuren der Katharer begeben.

Eines der vielen Klöster, Sainte Marie de l`Orbieu

200 Kilometer ist der „Sentier Cathare“ lang, der Katharer-Wanderweg. Er führt vom Mittelmeer bis zu den Pyrenäen. Markierungspunkte sind die Orte entlang der Route, an denen sich die Katharer einst versteckt haben. Besonders spektakulär ist die Burg von Peyrepertuse, auf 800 Metern Höhe in den Felshang gebaut. Sebastian Pla ist Burgverwalter und erklärt, dass die Burg von Peyrepertuse eine von 18 Burgen in der Region ist, die von den Katharern als Fluchtburgen genutzt wurden. Die Burgherren, Okzitanier, waren sehr tolerant und ließen die Katharer ihren Glauben ausüben. Als dann aber die vom Papst gesandten Kreuzritter die Burgen belagerten, flohen viele Katharer in den Süden Spaniens. Die meisten Burgen wurden von den Kreuzrittern in Beschlag genommen und ausgebaut. Peyrepertuse ist mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden.

Die Paternoster-Treppe in Cordes-sur-ciel

Okzitanien hieß im frühen Mittelalter eine große Region Südfrankreichs. Die Bewohner standen dem französischen König und auch der offiziellen Kirche sehr kritisch gegenüber. Viele von ihnen sympathisierten mit den Katharern. Die Katharer wollten einen reinen strengen Glauben ohne kirchlichen Prunk und ohne kirchliche Feiern. Ihre Lebensweise war sehr einfach, asketisch und vegetarisch. Im Katharer-Museum in Mazamet wird das entsprechend dargestellt. Museumsleiterin Vanessa Rovanet erzählt, dass die Katharer, als sie sich verstecken mussten, sich in dieser Region hier Höhlen gesucht oder sich einfache Hütten in dichten Wäldern gebaut haben. Von hier aus konnten sie auch schnell über die Berge nach Katalonien flüchten.

Die Wanderwege führen von Dorf zu Dorf

Mazamet ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen in den „Montagnes Noires“, den „Schwarzen Bergen“. Über einen Trampelpfad erreicht man eines dieser versteckten Bergdörfer: Hautpoul. Das Bergdorf auf der Nordseite der Schwarzen Berge war für die Katharer ein perfektes Versteck, weil das Dorf aus dem Tal nicht zu sehen ist. Im 12. Jahrhundert haben hier mehr als 2000 Menschen gelebt. Die Natursteinhäuser mit den Schieferdächern sind von Efeu umrankt, die Kopfsteinpflasterwege mit Moos überwachsen. In Hautpoul lebt das Mittelalter zumindest optisch fort.

Einer ihrer Hauptorte Carcassonne

Das Land der Katharer ist sehr gut für Wanderer erschlossen. Jede Burg, jede Ruine, jedes Dorf, das eine Ketzer-Vergangenheit hat, ist von Panorama-Wanderwegen umgeben. Zwischen Ginster, Zypressen, Oleander und Lavendel hindurch schlängeln sich die Wege in Richtung Mittelalter, so auch zum malerischen Dorf Cordes-sur-ciel. Eine etwas brüchige Stein-Treppe führt ins Dorfzentrum. Wanderguide Christian erklärt, warum die Stufen Pater-Noster-Treppe heißen: „Pater – noster – qui – es - in - caelis usw. - für jedes Wort des Vaterunsers gibt es eine Stufe. Die Treppe wurde im 13. Jahrhundert gebaut. Die Einwohner sollten immer das Vaterunser beten, wenn sie ins Ortszentrum gingen, um auf diese Weise besser das katharische Gedankengut abwehren zu können.

Die beeindruckende Kathedrale von Albi

In der roten Backstein-Stadt Albi kann man sehen, wie Katharer gefoltert, verurteilt und hingerichtet wurden. Albi war im Mittelalter die Hauptstadt der Inquisition. Hinter dem imposanten Palast des Erzbischofs stehen der Folterturm und davor die Kathedrale. Albi wurde zur französischen Zentrale der Verfolgung und die Kathedrale zum Symbol der Inquisition - eine Festung Gottes.

Karte: Carcassonne

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Karte: Carcassonne


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