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Unterwegs im Wasserwunderland Moor-Wanderung in Pfronten

Früher sorgten sie für warme Stuben, heute bremsen Sie die Erderwärmung: Moore haben eine bemerkenswerte Wandlung durchgemacht. Denn die lange Zeit als wenig wertvoll betrachteten Sumpfgebiete haben sich zum Hoffnungsträger im Kampf gegen den Klimawandel gemausert.

Von: Thomas Reichart

Stand: 15.07.2023 | Archiv

Unterwegs im Wasserwunderland | Bild: Pfronten Tourismus

Die Wanderung beginnt am Haus des Gastes in Pfronten, im Ostallgäu. In wenigen Minuten führt Moorerlebnisführerin Manuela Vogel die Gruppe aus Erwachsenen und Kindern aus dem Ort und an den Rand des Berger Moos , benannt nach dem Ortsteil Pfronten-Berg. Auf der gut zwei Kilometer langen Runde bringt uns Vogel den Lebensraum Moor in seiner ganzen Vielfalt näher.

Wie Moore den Wasserhaushalt sichern

Die Biberburg im Berger Moos

Gemeinsam mit der Allgäuer Moorallianz, einem Naturschutzprojekt, das Moorflächen ankauft und renaturiert, also wieder in den ursprünglichen, nassen Zustand zurückversetzt, hat die Gemeinde Pfronten einen Moorerlebnispfad angelegt. An einem der Schaukästen kann Wasser auf ein Moormodell gepumpt werden. Manuela Vogel erklärt anhand des Modells, dass Torfmoose das 30-fache ihres Trockengewichts an Wasser aufnehmen können. Anschließend geben sie das eingelagerte Wasser langsam, und zudem gefiltert, wieder ab. Durch diese Pufferfunktion bieten Moore einerseits natürlichen Hochwasserschutz und mildern andererseits Trockenperioden ab.

Moorschutz ist Klimaschutz

Biberburg mit St. Nikolaus im Hintergrund

Was die Wissenschaft schon lange weiß, ist mittlerweile auch in der Politik angekommen: ohne den Schutz und die Wiederherstellung von Moorgebieten lassen sich die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht erreichen. Oder wie es Florian Michl vom Forschungsprojekt „Moorlandwirtschaft für Klimaschutz“ ausdrückt: „Wenn wir zu Netto-Null-Emissionen bis 2045 kommen wollen, müssen alle Torfböden nass sein.“ In Bayern möchte Umweltminister Thorsten Glauber daher insgesamt 55.000 Hektar Moore als natürlichen CO2-Speicher renaturieren. Zum Vergleich: das wären rund 77.000 Fußballfelder.

Ein Millimeter im Jahr wächst das Moor

Infotafeln in Form von Schmetterlingen und Libellen

Die nächste Station auf dem Rundweg durchs Berger Moos ist ein hölzerner Aussichtsturm. Seine Höhe von 5,60 Meter spiegelt exakt die Tiefe der Torfschicht unter unseren Füßen wider. Da ein Moor nur einen Millimeter im Jahr wächst, lässt sich das Alter des Berger Moos damit einfach ausrechnen: 5600 Jahre ist das Moor alt. Vom erhöhten Aussichtspunkt ist noch ein weiteres Highlight zu erkennen: eine riesige Biberburg, nur einen Steinwurf vom Weg entfernt. Manuel Vogel erinnert sich, dass das scheue Tier vor rund zehn Jahren zu bauen begonnen hat. Vor einiger Zeit wanderte dann eine Tiroler Biberdame über die Grenze und zog ein. Mittlerweile ist die Nagerfamilie auf fünf Mitglieder angewachsen.

Moore als Energielieferant – damals und heute

St. Nikolaus vor dem Kienberg (auch eine schöne Tour)

Wir verlassen den Kiesweg und überqueren einen kleinen Bach auf einem Holzsteg, der uns auf eine Plattform mitten hinein in einen lichten Fichtenwald führt. Hier wurde früher Torf als Brennstoff gestochen, denn Holz war zu wertvoll und wurde zum Bauen benötigt. Heute hat Torf im Allgäu zum Heizen keine Bedeutung mehr. Allerdings wecken Moore mittlerweile andere Begehrlichkeiten. Aufgrund der Skepsis gegenüber Windrädern gibt es Überlegungen diese in Moore zu verbannen. Keine gute Idee findet Simone Reylaender von der Allgäuer Moorallianz. Denn die hierfür nötigen Fundamente würden immensen Schaden am sensiblen Moorboden anrichten. Reylaender findet, dass „man den Naturschutz nicht aushebeln darf wegen der Energiekrise. Denn im Moor wäre Energiegewinnung naturschutzfachlich ein Riesenproblem.“

Mehr Infos und Buchung auf folgender Website:
https://www.pfronten.de/aktiv/outdoorerlebnisse/


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