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Höhenbergsteigen ohne Höhenkrankheit Vom richtigen Umgang mit Akklimatisation und Diamox

Wen es in große Höhe zieht, dem bleibt oben nicht nur die Spucke weg angesichts großartiger Ausblicke, sondern vor allem in Folge der dünnen, sauerstoffarmen Luft der Atem. Kaum einer, der nicht ins Keuchen kommt! Was nimmt man nicht alles in Kauf, wenn man auf einer Trekkingtour die 5000-Meter-Grenze überschreiten will.

Von: Manfred Wöll

Stand: 04.05.2023

Fünftausender in Nepal mit grandioser Aussicht | Bild: BR, Manfred Wöll

Am 29. Mai vor 70 Jahren wurde der höchste Berg der Welt zum ersten Mal bestiegen: Edmund Hillary und Sherpa Tenzing Norgay standen auf dem Gipfel des Mount Everest. Nach wie vor ist der Mai der Monat mit den meisten Everest-Aspiranten. Auch für Trekker und Wanderer gibt es zwei günstige Zeitfenster: April und Mai, wenn alles blüht sowie Oktober und November, wenn die Wetterverhältnisse besonders stabil sind. Doch egal, ob man sich auf das Dach der Welt begeben oder nur eine Trekkingtour in größeren Höhen machen will – ein jeder steht vor derselben Frage: Wie vertrage ich die Höhe?

Fünftausender in Nepal mit grandioser Aussicht

Wen es in große Höhe zieht, dem bleibt oben nicht nur die Spucke weg angesichts großartiger Ausblicke, sondern vor allem in Folge der dünnen, sauerstoffarmen Luft der Atem. Kaum einer, der nicht ins Keuchen kommt! Was nimmt man nicht alles in Kauf, wenn man auf einer Trekkingtour die 5000-Meter-Grenze überschreiten will. Außer Atem sein und vielleicht einen leichten Kopfdruck verspüren, das ist noch normal. Ernst aber wird es, wenn es sich um Symptome der Höhenkrankheit handelt.

Rucksackradio-Reporter Manfred Wöll glücklich und zufrieden am Gokyo Ri (5360m)

Davon können Lodgebesitzer in Gokyo im Everest-Gebiet zur Hauptsaison ein Lied singen: Immer wieder treffen hier Trekker ein, denen es absolut nicht gut geht.  Karl Flock, Orthopäde und Sportmediziner aus Weilheim und der erste Bayer, der die Seven Summits bestiegen hat, also die höchsten Berge eines jeden Kontinents, kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig eine gute Akklimatisation ist. Das heißt nicht zu schnell hochsteigen, die Schlafhöhe anpassen und viel trinken, selbst wenn man keinen Durst hat. Auch Karl Flock hat schon mal Lehrgeld bezahlt und am Kilimandscharo mit heftigen Höhenkopfschmerzen gekämpft. Wer dagegen langsam geht, sich Zeit nimmt für eine ausreichende Akklimatisation und viel trinkt, der sollte gute Chancen haben, am Ende sein Ziel zu erreichen und vielleicht von einem Fünftausender aus auf noch höhere Gipfel zu blicken.

Cholatse (6440m) und Tobuche (6542m)

Die meisten Trekker haben das Medikament Diamox im Rucksack dabei und es oft schon prophylaktisch eingenommen. Diamox unterstützt die Akklimatisation. Ob man das Medikament zur Vorbeugung nimmt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Der Extrembergsteiger und Mediziner Karl Flock rät davon nicht ab und erklärt, dass Diamox, 24 Stunden vor dem Aufstieg eingenommen, die Wahrscheinlichkeit höhenkrank zu werden, reduziert. Seiner Ansicht nach ist Diamox ein hervorragendes Prophylaktikum, aber kein Notfall-Medikament! Wenn einem dennoch die Höhe mit Übelkeit, Kopfweh und Schwindel zusetzt, hilft nur rasches Absteigen.

Man möchte den Gipfel eigentlich gar nicht mehr verlassen…

Wer als Prophylaxe vor einem Gipfeltag Diamox einnimmt, sollte dann auf das Bierchen in der Lodge verzichten. Zum einen passen Medikamente und Alkohol sowieso nicht zusammen, zum anderen verdirbt einem Diamox auch den Genuss, da das Bier aufgrund des Medikaments nicht mehr schmeckt. Am besten ist es natürlich, sich Zeit zu nehmen, den Körper an die Höhe zu gewöhnen, langsam nach oben zu gehen, langsamer als man eigentlich gehen will, Schlafhöhen behutsam zu steigern und am Tagesziel jeweils ein bis 200 Höhenmeter zusätzlich hochsteigen. „Climb high, sleep low” lautet die goldene Regel für das Höhenbergsteigen ohne Höhenkrankheit.

Karte: Der Gokyo Ri

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Karte: Der Gokyo Ri


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