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Digitale Entwicklungen im BR BR-Radiosender über "Alexa" hören

Amazons Sprachsteuerungssystem "Alexa", auch bekannt als "Amazon Echo", ist in aller Munde. Doch was genau verbirgt sich dahinter? Wie könnten Sprachsteuerungssysteme in Zukunft die Art, Radio zu hören, verändern und welche Auswirkungen hat das auf den BR? Jonas Bedford-Strohm, Koordinator des Pilotprojekts "Alexa" im Bayerischen Rundfunk, klärt auf.

Von: Christine Lehner

Stand: 29.03.2018 | Archiv

Jonas Bedford-Strohm, "Alexa" Pilotprojekt-Leiter im BR  | Bild: BR/Fabian Stoffers

Herr Bedford-Strohm, was genau ist eigentlich der Unterschied zwischen Amazon Echo und Alexa?

Amazon Echo ist ein Gerät mit integrierter Sprachsteuerung, das man sich zuhause ins Wohnzimmer stellen und als einen Assistenten im Alltag nutzen kann. Das Gerät hat als Gehirn ein sprachgesteuertes, intelligentes System, das mit dem Internet verknüpft ist: Alexa. Alexa ist also nichts weiteres als der Name für dieses internetbasierte, intelligente System. Um die Funktionen zu nutzen, stellt man ganz einfach Fragen an das System. Zum Beispiel: "Alexa, spiel BAYERN 3". Oder "Alexa, wie wird das Wetter heute?"

Von wo bezieht sich Alexa die Information, wie zum Beispiel das Wetter wird?

Die Wege sind ganz unterschiedlich. Alexa ist mit vielen verschiedenen Partnerdiensten verknüpft. Die Informationen zum Wetter kommen zum Beispiel von Amazon selbst. Musik kommt über Amazon Music oder Spotify, Radio über TuneIn und viele sogenannte Skills über Drittentwickler. Skills sind Fähigkeiten, die man als Programmierer dem System beibringen und in den Skill-Store stellen kann. Das funktioniert ganz ähnlich wie ein App-Store auch. Dort liegt für uns als BR die Chance.

Die da wäre?

Mit Nachrichten-Skills können sich die Nutzer eigene Nachrichten-Zusammenfassungen zusammenstellen. Für den BR ist wichtig, dass er bei den Auswahlmöglichkeiten in der Nachrichten-Kategorie auftaucht. Wir haben deshalb einen BR24-Skill entwickelt- das heißt, man kann bei Alexa gezielt die BR24 News abrufen. Durch unseren BAYERN 3-Skill, kann man während des BAYERN 3- Livestreams über Alexa nachfragen, welcher Song gerade läuft.

Welchen Mehrwert bedeutet das für BR24 und Bayern 3?

Das Komfortable beim Nachrichten-Skill ist, dass man seine Favoriten eigens zusammenstellen und per Sprachsteuerung abrufen kann. Man muss also nicht erst Verkehr, Wetter und anderes abwarten, sondern bekommt gezielt die Nachrichten. Für BR24 ist das ein idealer Distributionskanal. Und mit kreativer Interaktion kann BAYERN 3 die Zuschauerbindung weiter erhöhen und nach und nach Fähigkeiten hinzufügen.

Wenn das Gerät ständig empfangsbereit ist, werde ich dann abgehört?

Ja und nein. Das Gerät horcht nach dem Wort "Alexa" und beginnt aufzuzeichnen, sobald jemand im Raum das Wort sagt. Um den folgenden Befehl zu verstehen, schickt das Gerät die Frage als Audio in die Amazon-Cloud, wo das Audio millisekundenschnell in Text umgewandelt wird. Der Text wird dann vom Skill verarbeitet, um die richtige Antwort zu liefern. Amazon nutzt diese Audio-Text-Übersetzung auch, um das eigene Sprachsystem zu verbessern. Ohne Nutzung der Daten, keine Verbesserung der Spracherkennung.

Werden diese Texte gespeichert und kann sie jemand einsehen?

Man kann in der eigenen App selbst immer sehen, was man gefragt hat. Das ist an den eigenen Account gekoppelt, genau wie die Shopping-Historie auf Amazon. Fremde haben darauf keinen Zugriff. Allerdings werden die generierten Daten, wie gesagt, zumindest anonymisiert zur Verbesserung der Sprachfunktion verwendet. Durch dieses Training hat sich die Erkennungsrate in den letzten Jahren extrem verbessert.

Das heißt, wir kooperieren als BR direkt mit Amazon?

Wie bei Facebook sind wir als Anbieter auf einer Drittplattform präsent und kooperieren in diesem Sinne auch. Bei Amazon haben wir zusätzlich den direkten Kontakt mit dem Alexa-Team, das uns Feedback über Nutzungserfolge oder zu Anwendungsideen gibt. Wir zahlen dafür aber definitiv nichts an Amazon.

Das klingt alles sehr spannend. Wohin könnte diese ganze Entwicklung führen?

Es wird spannend sein zu sehen, wie Hardware-Anbieter mit Software-Anbietern wie Amazon mit Alexa oder auch Google mit Google Home umgehen werden. Konkretes Beispiel: Die Firma LG aus Südkorea hat Alexa in einen ihrer Kühlschränke integriert.

Heißt das, man wird in Zukunft gar keine Radiogeräte mehr brauchen?

Ich gehe davon aus, dass langfristig alle Radiogeräte mit intelligente Funktionen ausgestattet sein werden. Man wird sehen, welche Geräte sich wirklich durchsetzen werden. Es kommt für uns natürlich besonders auf die Marktakzeptanz bei deutschen Nutzern an. Genaue Prognosen sind da eher unseriös. In den USA zeigt sich aber schon eine ähnlich explosionsartige Entwicklung wie beim iPhone. Die gute Nachricht für uns ist, dass unser Programm in jedem Fall nicht verschwinden wird, selbst wenn die Geräte sich verändern. Besonders dann, wenn wir jetzt proaktiv in innovative Skills auf Alexa investieren, werden sich die Verbreitungsmöglichkeiten für uns dadurch nur erweitern. Sollte sich Sprache als Medium tatsächlich weiter durchsetzen, ist das für ein audio-erfahrenes Medienhaus wie den BR nur von Vorteil, denn ausgebildete Sprecher sind auch auf Alexa immer attraktiver als eine monotone Computerstimme.


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