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Gebäude Neubau des Funkhauses 1928/1929

Am 30. Juni 1929 wurde das erste Funkhaus Deutschlands, der nach seinem Architekten Richard Riemerschmid benannte „Riemerschmidbau“ in München feierlich eingeweiht.

Von: Historisches Archiv, Bettina Hasselbring

Stand: 13.10.2023

Ein Bau für den Rundfunk

Steigende Hörerzahlen und das zunehmende Programmangebot bei der „Deutschen Stunde in Bayern“ führten zu einem schnellen Personalanstieg, so dass die Räumlichkeiten im Verkehrsministerium an der Arnulfstraße, die 1924 bezogen worden waren, nicht mehr ausreichten. Intendant Kurt von Boeckmann und der kaufmännische Leiter Friedrich Eicher beschlossen, ein eigenes Rundfunkgebäude zu errichten - nur wenige Meter vom bisherigen Domizil entfernt.

1927 beauftragten die Gesellschafter der Sendeanstalt Professor Richard Riemerschmid – einen Onkel des Gründungsmitglieds der „Deutschen Stunde in Bayern“, Robert Riemerschmid – mit den Planungen.

Riemerschmid, Kunstprofessor, Architekt und einer der bedeutendsten Künstler des Jugendstils, schuf unter anderem den Innenausbau der Münchner Kammerspiele. Im März 1928 wurde mit dem Bau des ersten für den Rundfunk konzipierten Gebäudes begonnen, im August 1928 wurde Richtfest gefeiert und sieben Monate später konnte es bezogen werden.   

Dokumentiert sind die einzelnen Bauabschnitte in einem Fotoalbum, das im Historischen Archiv aufbewahrt wird. Auf den Bildern des Fotografen ist die Entwicklung von der Baugrube bis zum ersten Funkhaus Deutschland zu sehen.

Intendant Kurt von Boeckmann, der von 1927 bis 1933 die Geschicke des Senders leitete, weihte am 30. Juni 1929 das Gebäude mit folgenden Worten ein:

"Wir sind ... umgezogen in unser neues, eigenes, ganz für den Rundfunk gebautes Haus. Nun füllen wir seine Räume mit unserer Arbeit. Unser Haus ist zu funkischem Leben erwacht. Was dieses Haus in den Jahren der Zukunft füllen wird, hängt nicht allein von unserem Willen ab."

(Kurt von Boeckmann)

Das Eröffnungsprogramm vom 29. Juni 1929 mit den vollständigen Reden von Kurt von Boeckmann und Staatsminister Franz Xaver Goldenberger sowie eine Beschreibung des neuen Funkhauses aus der Bayerischen Radio-Zeitung (Einträge aus der BR-Chronik 1929) finden Sie hier:

Chronik-Eintrag: Einweihung des neuen Funkhauses 1929 Format: PDF Größe: 822,41 KB

Das modernste Sendestudio in Europa

Das Gebäude hatte durch die klare Gliederung - dreigeschossig, mit einem Mezzaningeschoß für Wohnungen - den Charakter eines Zweckbaus. Von besonderer Bedeutung war die von Riemerschmid geschaffene Inneneinrichtung der drei Senderäume sowie das ovale Haupttreppenhaus. Der große Sendesaal galt als das modernste Sendestudio in Europa mit ausgezeichneter Akustik und vorbildlicher Schallschutztechnik. Bayerische Ingenieure waren extra nach London zur BBC gefahren, um die Einrichtung eines „Echoraums“ zu studieren. Im großen Sendesaal (12 Meter breit, 21 Meter tief, über 7 Meter hoch) befand sich die damals größte Funkorgel der Welt. Richard Riemerschmid, Mitbegründer des Deutschen Werkbunds und progressiver Kunstgewerbler, hatte mit seinem neuen Stil einen Kompromiss zwischen Tradition und neuer Sachlichkeit geschaffen.

Der neue Rundfunkplatz

Um diesem auch städtebaulich imponierenden Gebäude gerecht zu werden, beschloss der Münchner Stadtrat 1930, dem Platz vor dem Gebäude, der zwischen der Seidl-, Mars- und Hopfenstraße liegt, den Namen „Rundfunkplatz“ zu geben. Das Jugendstilgebäude, das seit langem unter Denkmalschutz steht, ist heute noch das Haupthaus des Bayerischen Rundfunks.


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