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Josef Othmar Zöller Ein Journalist zwischen Tradition und Moderne

Josef Othmar Zöller war während seiner Hörfunkzeit eine der wichtigsten publizistischen Stimmen in Bayern. Der gebürtige Schwabe prägte die Entwicklung der Regionalprogramme und initiierte mit Bayern 3 die erste Servicewelle im deutschen Hörfunk.

Von: Historisches Archiv, Sabine Rittner

Stand: 22.11.2023

Josef Othmar Zöller (1926-2004) | Bild: BR/Historisches Archiv

Am 12. August 1926 kam Josef Othmar Zöller in Augsburg zur Welt. Nach dem Abitur studierte er Geschichte, Philosophie und Germanistik in München. Seine journalistische Laufbahn begann er in Augsburg bei der Deutschen Tagespost. Danach arbeitete er für verschiedene Zeitungen in Regensburg und Recklinghausen und beim Herder-Verlag im Breisgau.

Das Regionalprogramm

Josef Othmar Zöller und Lotti Ohnesorge bei der Livesendung "Gute Fahrt und gute Reise" aus Lindau 1978

1960 begann Zöller beim Bayerischen Rundfunk und prägte über 30 Jahre das Hörfunkprogramm des Senders. Er übernahm die Leitung der Regionalredaktion Hörfunk und war beteiligt am Aufbau der Regionalprogramme und Redakteur beim "Schwabenspiegel".

Von 1963 bis 1971 leitete er die Regionalabteilung und übernahm 1971 die Leitung der Hauptabteilung Bayern und Service (1986 umbenannt in Hauptabteilung Bayern, Wirtschaft, Service). Von 1986 bis zu seinem Ruhestand 1990 war Zöller zudem Stellvertreter des Hörfunkdirektors.

Brief an Josef Ottmar Zöller aus dem Jahr 1988 | Bild: BR, Historisches Archiv

Josef Othmar Zöller war nicht nur Medienmanager, er verfasste auch zahlreiche Sendungen - über Brauchtum, Volksmusik und die Regionen Bayerns - sowie Kommentare im Hörfunk. Ebenso saß er am Mikrofon, moderierte "Gute Fahrt und gute Reise" oder öffentliche Veranstaltungen des Bayerischen Rundfunks.

1965 erfand er den "Funkstreifzug", einer Sendereihe mit Analysen und Berichten zu aktuellen Themen. Dass er mit seinen Sendungen auch beim jungen Publikum ankam, zeigt dieser Brief links (bitte groß klicken) aus dem Jahr 1988.

Start von Bayern 3

Als Leiter der Hauptabteilung Bayern und Service verantwortete er den Aufbau eines neuen Hörfunkprogramms des Bayerischen Rundfunks - der Servicewelle Bayern 3. Die erste Autofahrer- und Servicewelle in Deutschland ging am 1. April 1971 an den Start. Zöller, der Gründungsvater und Leiter, bezeichnete Bayern 3 als das "Dienstleistungsradio".

Während der Hörfunkreform 1985, die geprägt war durch Thomas Gottschalk, Günter Jauch und die "B3-Radioshow", wurde Zöller das Programm zu redselig und poppig und er sah Dienstleistung und touristische Information in Gefahr. Seine Vorstellung von Programm fasst er so zusammen: "Meine Programmdevise hieß immer: die Dienstfunktion ist wichtiger als die Schwätzerfunktion". Was folgte, waren monatelange Auseinandersetzungen in der Boulevardpresse.

Hilfsaktionen des Rundfunks

Für die „Italienhilfe“, durchgeführt mit dem Roten Kreuz, wurde Zöller 1967 vom ehemaligen bay. Ministerpräsident, Hans Ehard, ausgezeichnet.

Zöller sah im Hörfunk nicht nur ein Unterhaltungs- und Informationsmedium. Der Rundfunk sollte auch unterstützen und helfen. Auf seine Initiative bzw. mit seiner Mitarbeit organisierte der Bayerische Rundfunk Hilfsaktionen wie etwa 1966 die "Italienhilfe" nach einer verheerenden Unwetterkatastrophe oder Aktionen wie "Sicher zur Schule - sicher nach Hause" und "Rette dein eigenes Leben".

Heimat als Welt

Josef Othmar Zöller war prägend für das Regionalprogramm und die Regionalisierung. Heimat war ihm wichtig, Heimat zu beschreiben sah er als seine Aufgabe und die Aufgabe des Bayerischen Rundfunks. Regionalität verstand er dabei aber nicht als Begrenzung oder Folklore. Ihm ging es um ein Heimatverständnis, das nicht nur die eigene Heimat schätzt, sondern, wie er es 1999 formuliert:

"Ich glaube überhaupt, dass ich moralisch erst ein Recht habe auf die Liebe zu meiner Heimat, wenn ich die Heimat des anderen genauso schätze und dessen Liebe genauso verstehe, wie die meine. Ich glaube, dass vor allem die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten hier ihrer Aufgabe gerecht werden, wenn sie immer mehr von fremden Kulturen darstellen und damit Verständigung und Verständnis im Sinne eines 'Weltethos' befördern."

Josef Othmar Zöller

Am 3. Oktober 2004 ist Josef Othmar Zöller in Herrsching am Ammersee gestorben.


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