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Weiß Ferdl Humorist und Volksschauspieler

Der Weiß Ferdl war bekannt durch seine jahrelangen Auftritte im Münchner "Platzl", die auch häufig im Funk gesendet wurden und sich großer Beliebtheit erfreuten. Bereits 1925 hatte der Humorist und Volksschauspieler in der „Deutschen Stunde in Bayern“ seinen ersten Auftritt. Sein größter Erfolg war das Lied „Der Wagen von der Linie 8“ über eine überfüllte Trambahnfahrt in der Nachkriegszeit.

Von: Historisches Archiv, Bettina Hasselbring

Stand: 19.12.2023

Ferld Weiß | Bild: BR, Historisches Archiv

Der Weiß Ferdl wurde am 28. Juni 1883 als Ferdinand Weisheitinger in Altötting geboren. Hier absolvierte er eine Ausbildung zum Schriftsetzer. Mit 19 Jahren zog er nach München und hatte 1907 sein erstes Engagement im Münchner „Theater am Platzl“ als Volkssänger. Daraus wurden 36 Jahre. Im Ersten Weltkrieg betätigte sich Weiß Ferdl als Unterhalter und schrieb eigene Lieder für die Frontsoldaten.

Zwischen Platzl, Funk und Tonfilm

Ab 1921 leitete er das legendäre Platzl gegenüber dem Hofbräuhaus als Direktor – bis 1944. Nach einem Umbau hatten 700 Leute darin Platz. Es gab zum Teil neun Vorstellungen die Woche, die alle ausverkauft waren. Weiß Ferdl förderte viele junge Künstler und Künstlerinnen, darunter auch Erni Singerl.

Ferld Weiß | Bild: BR, Historisches Archiv

Am 4. Februar 1925 vermerkt die Bayerische Radio-Zeitung den ersten Unterhaltungsabend mit dem Weiß Ferdl. Seitdem trat er regelmäßig im Funk auf.

Neben Theater und Radio wurde der Weiß Ferdl durch 22 Filme berühmt. Bereits 1930 entstand sein erster Tonfilm „Der unsterbliche Lump“, dem weitere populäre Produktionen wie „Der Schützenkönig“, „Die beiden Seehunde“, „Der Meisterboxer“ oder „Der Lachdoktor“ folgten.

Sympathisant der NSDAP und Unterhaltungskünstler beim Reichssender München

Weiß Ferdl unterstützte die Nationalsozialisten seit Anfang der 1920er Jahre. Er trat bei Unterhaltungsabenden der NSDAP auf und war seit 1937 Parteimitglied. Ein willkommener Komiker also, um die Volksverbundenheit der Nationalsozialisten zu demonstrieren.

Weiß Ferdl im Garten seines Hauses, Ende der 1930er Jahre | BR, Historisches Archiv

Der Reichssender München, wie der bayerische Sender seit 1934 hieß, schrieb Unterhaltung als Programmziel ganz groß. Zu den bekanntesten und beliebtesten Unterhaltungskünstlern dieser Zeit gehörte der Weiß Ferdl. Unzählige Male stand der Übertragungswagen des Rundfunks vor dem Platzl und nahm die Lieder und Texte des bayerischen Volkskomikers für Livesendungen auf.

Ungestraft konnte sich Weiß Ferdl auch Kritik an der Engstirnigkeit des politischen Systems erlauben. Er war zu beliebt, als dass man ihm hätte etwas anhaben können.

 Als „Mitläufer“ eingestuft

1945 wurde er im Zuge der Entnazifizierung zunächst als „Aktivist“ angeklagt, im Herbst 1946 aber im Spruchkammerverfahren als „Mitläufer“ eingestuft und kam mit einer Geldstrafe davon. Bereits 1947 nahm er seine künstlerische Arbeit wieder auf – trotz eines Herzleidens. Auch die Hörerinnen und Hörer von Radio München wollten „ihren Weiß Ferdl“ unbedingt wieder im Programm haben.

Berühmt wurden seine zwei Lieder „Unser Fähnelein bleibt weiß und bau“ sowie „Ein Wagen von der Linie 8“, eine Satire auf die überfüllte Münchner Trambahn in der Nachkriegszeit.

Weiß Ferdl starb am 19. Juni 1949 in München an Herzversagen.


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