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Gertrud Simmerding Eine Frau der Fernsehgeschichte

Der „Pumuckl“ war ihr Schwanengesang. Gertrud Simmering, Leiterin des Familienprogramms Familie und Schule, war eine der wenigen Frauen, die das Fernsehen in Bayern prägten. Ihr Name steht für unzählige Sendungen für Kinder und Jugendliche und für den Beginn des Bildungsfernsehens in Bayern.

Von: Historisches Archiv, Sabine Rittner

Stand: 28.08.2023

Gertrud Simmerding (1919 – 2004) im Studio, 1956 | Bild: BR, Historisches Archiv, Sessner

Von der Kindheit in Wien zum Studium nach München

Gertrud Simmerding kam am 30. September 1919 in Wien zur Welt, wo sie auch ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Nach Kriegsende 1946 übernahm sie die Leitung der Wohlfahrtsabteilung eines der größten Ausländerlagers in Bayern. Danach studierte Simmerding Philosophie, Psychologie und Moraltheologie an der Ludwigs-Maximilians-Universität München.

Vom Hörfunk zum Fernsehen

1950 kam Gertrud Simmerding zum Bayerischen Rundfunk und arbeitete zunächst für den Frauenfunk. 1954 holte sie der erste Fernsehdirektor Clemens Münster zum neuen Medium Fernsehen. Von 1956 an war sie bereits verantwortlich für das Nachmittagsprogramm - damals gleichbedeutend mit einem Kinder- und Jugendprogramm. 1956 kaufte sie Kultserien wie „Fury“ und „Lassie“ für den Bayerischen Rundfunk ein und machte damit Generationen von Kindern glücklich. Der Schwerpunkt des Programms lag aber auf Eigenproduktionen, Tiersendungen mit Paul Eipper oder Luis Trenker, der von der Schönheit der Berger erzählte, aber auch Verkehrserziehung oder das Orff-Schulwerk prägten den Fernsehnachmittag.

Aufbau des Schulfernsehens

1964 begann der Bayerische Rundfunk mit dem Aufbau eines Schulfernsehens.
Leiterin der neuen Hauptabteilung wurde Gertrud Simmerding. Sie war eine der wenigen prägenden Frauen in der Fernsehgeschichte und auch beim Aufbau des Studienprogramms, dem Vorläufer des heutigen BR Fernsehens, maßgeblich beteiligt. 1971 übernahm sie die Leitung des Programmbereichs Familie und Schule und ab 1976 baute sie das „Behindertenprogramms“ mit auf.

1982 entstand die letzte große Produktion aus der Ära Gertrud Simmerding, der „Pumuckl“. Wie sie selbst sagte, war es ihr „Schwanengesang“. 1984 ging Gertrud Simmerding nach 33 Jahren beim Bayerischen Rundfunk in den Ruhestand.

1991 schrieb sie in einem Aufsatz über ihre Arbeit beim Familienprogramm: "In Sternstunden konnten wir Kindern oder alten, einsamen Menschen Lebenshilfe geben. Das war dann der Trost für so manche Sendung, die trotz aller Mühe danebengegangen ist. Ja, rückwirkend glaube ich wirklich, dass unsere Sendungen menschlicher waren als vieles, was ich jetzt sehe." Am 30. Mai 2004 starb Gertrud Simmerding in München.

Der Nachlass von Gertrud Simmerding befindet sich im Historischen Archiv:


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