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Wendelstein Ein Sender mit Weitblick

Nur Wenige in Bayern konnten teilnehmen, als 1954 über den Sender Wendelstein die ersten Fernsehbilder aus Freimann ausgestrahlt wurden. Insgesamt waren erst 1.570 Geräte registriert.

Von: Historisches Archiv, Sabine Rittner

Stand: 22.09.2023

Sender Wendelstein | Bild: BR, Historisches Archiv

Der Bayerische Rundfunk hatte den 1.838 m hohen Berg wegen seiner guten Lage als Senderstandort ausgewählt. Schon 1924 wurden vom Wendelstein die ersten Mittelwellen-Abstrahlungsversuche durchgeführt. Es stand eine Zahnradbahn für Transporte der Anlagen zur Verfügung, was neben dem Standort ein weiterer Vorteil war.

Unterkunftshaus auf dem Wendelstein

1949 ging dann die dritte UKW-Sendestation des Bayerischen Rundfunks in Betrieb, zunächst für Bayern 1 und ab 1950 für Bayern 2.

Bauarbeiten auf dem Wendelstein

Die UKW-Sender waren noch in zwei Zimmern des Berghotels untergebracht. Für das Fernsehen musste allerdings ein Stationsgebäude errichtet werden.

1953/54 wurde es in Rekordzeit erbaut. Richtfest war bereit am 4. Dezember 1953 und der damalige Sendetechniker erinnerte sich: "In nur 14 Wochen war der Rohbau fertig. Beim Richtfest schien die Sonne und es herrschten 12 Grad".

Transport der Kabel auf den Wendelsteingipfel, 1954

"Fast unüberwindbare Schwierigkeiten bereitete der Transport der neun Tonnen schweren Fernsehkabel auf den Gipfel. Mit zwei Lokomotiven der Zahnradbahn wurden sie schließlich als lange Schlange auf den Bahnkörper hinaufgeschleppt. Vom Sendehaus wurden die Lebensadern des Fernsehens dann über hölzerne Rutschen bis auf den Gipfel gezogen, wo auf der Nordseite, unterhalb des Sonnenobservatoriums, das hölzerne Antennenhaus steht,"

schreibt der Münchner Merkur am 2. Oktober 1954 über die anspruchsvollen Bauarbeiten

Zum Schutz gegen Steinschlag baute man das zweigeschossige Haus eng an die Felswand. Das Dach wurde ohne Wärmedämmung aus Kupferblech montiert.

Sender Wendelstein, Blick auf die verschneiten Sendergebäude mit Kuratorium und Sendemast im Hintergrund, 1998

Im Winter schmolz deshalb der Schnee durch die Innenwärme und es entstanden riesige Eiszapfen. Der Sender sah aus wie ein Lebkuchenhäuschen.

Neue Flächen für das Fernsehen

Für das neue Medium Fernsehen waren weitere Flächen auf dem Wendelstein nötig. Am 15. März 1954 unterzeichneten der BR und die Firma Henkel einen Pachtvertrag über die Vermietung eines Grundstücks auf dem Berg zur Errichtung von Senderanlagen. Darin verpflichtet sich der BR, der Henkel-Gruppe bei der ersten Werbefernsehsendung den Vorrang einzuräumen. Im ersten Werbespot des Bayerischen Fernsehens hieß es deshalb: „Persil und nichts anderes“.

Bild: sehr gut, Ton: sehr gut

Nach zahlreichen Test- und Probesendungen war es am 6. November 1954 so weit, der Bayerische Rundfunk begann mit der Mozart-Oper „Die Gärtnerin aus Liebe“ die Ausstrahlung eines eigenen Fernsehprogramms. Im Tagebuch vom Sender Wendelstein, das die Techniker sorgfältig führten, ist für diesen Tag notiert: „Bild: sehr gut, Ton: sehr gut, Studio-Premiere gut überstanden“.


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