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Leonhard Reinisch Leiter des Nachtstudios - Der Philosoph am Mikrofon

Leonhard Reinisch war Autor, Redakteur, Herausgeber und über Jahrzehnte prägend für die Redaktion Nachtstudio. Alle großen Namen der deutschsprachigen Literatur, Philosophie und Wissenschaft konnte er für den Bayerischen Rundfunk gewinnen.

Von: Historisches Archiv, Sabine Ritter

Stand: 22.11.2023

Leonhard Reinisch | Bild: BR/Historisches Archiv

Leonhard Reinisch während des Kriegsabiturs, 1942

Leonhard Reinisch wurde am 29. August 1924 in Schluckenau geboren. Er besuchte das Gymnasium in Rumburg, Nördböhmen, und machte dort 1942 das Kriegsabitur. Bis 1945 folgten Arbeitsdienst und Kriegsdienst und schließlich die Flucht aus jugoslawischer Kriegsgefangenschaft.

Ab 1945 studierte er in München Nationalökonomie, Soziologie und Recht. Bereits während der Studienzeit wurde er Gründungsmitglied der Ackermann-Gemeinde und war einer der Herausgeber der Zeitschrift "Der neue Ackermann".

Zur Finanzierung seines Studiums arbeitete Reinisch als Stenograph im Bayerischen Landtag in München.

Arbeit beim Hörfunk

Leonhard Reinisch in Prag, 1965

1950 begann Leonhard Reinisch als freier Mitarbeiter des BR im Frauenfunk, Kirchenfunk, Nachtstudio und im Zeitfunk. Von 1957 bis 1973 war er Redakteur im Nachtstudio bzw. Sonderprogramm und von 1973 bis 1990 hatte er die Leitung des Nachtstudios. Dazwischen arbeitete er 1965 als Korrespondent in Prag.

Leonhard Reinisch benutzte anfangs - aus Rücksicht auf Verwandte hinter dem "Eisernen Vorhang" - häufig das Pseudonym Johannes Michael Egermann oder J.M. Egermann bei den Sendungen "Für unsere alten und neuen Landsleute" oder "Zwischen Ostsee und Karpaten". Der Name erinnerte an den berühmten Glasmacher des 19. Jahrhunderts gleichen Namens, den seine Urgroßmutter Katharina Reinisch als Kind adoptiert hatte.

Sendungen zu europäischen Fragen

Leonhard Reinisch in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 1982

Wegen seiner Herkunft und Vergangenheit galt sein Interesse immer wieder osteuropäischen Themen sowie ideologischen Auseinandersetzung während des Kalten Krieges. Daraus entstand die vielbeachtete Reihe "Europäische Lebensläufe", in der er Gespräche mit wichtigen Personen der Zeitgeschichte führte - darunter Golo Mann, Leszek Kolakowski, Hilde Spiel oder Eugen Kogon.

Neben Philosophie und Zeitgeschichte war zeitgenössische Literatur ebenso ein Schwerpunkt der Sendereihe. Reinisch pflegte einen regen Austausch mit Autorinnen und Autoren und konnte sie regelmäßig für das Programm gewinnen. Im Laufe der Jahrzehnte entstanden so tausende "Marginalien", in denen sich die literarische Elite mit philosophischen, wissenschaftlichen oder zeitgeschichtlichen Fragen auseinandersetzte.

Reinisch hatte nicht nur die redaktionelle Verantwortung, er verfasste selbst zahlreiche Sendungen oder trat als Autor und Herausgeber von Büchern in Erscheinung.

Leonhard Reinisch starb am 28. November 2001 in München.

Die Findbücher zur Reihe Nachtstudio sowie zum Nachlass Leonhard Reinisch befinden sich im Historischen Archiv.

Nachtstudio - Teil I (1948 - 1959) Format: PDF Größe: 623,81 KB

Nachtstudio - Teil II (1960 - 1969) Format: PDF Größe: 969,59 KB

Nachtstudio - Teil III (1970 - 1979) Format: PDF Größe: 587,16 KB

Nachtstudio - Teil IV (1980 - 1989) Format: PDF Größe: 633,47 KB

Leonhard Reinisch (1924 - 2001) Format: PDF Größe: 273,78 KB


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