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Werner Götze Der Jazzmann mit der Pfeife

Werner Götze prägte mit seinen Musiksendungen das Hörfunkprogramm des BR über Jahrzehnte hinweg. Bekannt wurde er u.a. als Moderator von "Mitternacht in München" und den Sendungen „Wir schallplattln“ oder der „Klingenden Funkpost“.

Von: Historisches Archiv, Stefan Merl

Stand: 20.12.2023 11:05 Uhr

Werner Götze, 1960er (1925-2010) | Bild: BR, Historisches Archiv, Lindinger

Werner Götze wird am 23. April 1925 in Insterburg in Ostpreußen geboren. Bereits in seiner Kindheit lassen die Musiksendungen der BBC und anderer Radiostationen bei ihm nach eigenen Angaben eine tiefe und nachhaltige Begeisterung für den Rundfunk und vor allem für seine Lieblingsmusik Jazz entstehen: "Es begann, als ich zehn oder elf war und eingebracht hat es mir lebenslang." Als Jugendlicher lernt Götze dann auch selbst Akkordeon und später Klarinette und Saxophon spielen.

Vom Musiker zum Rundfunkmoderator

Nach mehreren Jahren als Soldat bei der Luftwaffe geriet Götze im Zweiten Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft und gründete noch im Gefangenenlager ein erstes Orchester. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs trat er dann in München mit der Jazzband „Alpine Combo“ vor allem in amerikanischen Soldatenclubs auf. 

Werner Götze am Tisch sitzend mit Schallplatten

Über Jimmy Jungermann, den damaligen Leiter der Abteilung Tanzmusik und Unterhaltung, bekam die Band dann die Möglichkeit, live im Programm von Radio München zu spielen. Dabei wurde Jungermann auf Werner Götze aufmerksam und holte ihn schließlich 1947, zunächst als Moderator für „Mitternacht in München“ später als Programmgestalter, zum Rundfunk. 

Plattenkramer und Discjockey für Radio München und den BR

Bei Radio München und dem Bayerischen Rundfunk wurde „der Plattenkramer“ Götze über zahlreiche Musik- und natürlich vor allem Jazz-Formate, wie z.B. „Wir schallplattln“ oder „Die klingende Funkpost“, als einer der ersten Discjockeys im Hörfunk bekannt. 

Werner Götze und Louis Armstrong in der Sendung „Club 16“ | Bild: BR, Historisches Archiv, Sessner

Hinter der Rolle als Discjockey stand jedoch auch ein handfestes Engagement für Popkultur und Musik. Legendär in diesem Zusammenhang wurde beispielsweise der sogenannte „Schnulzenstreik“ von Werner Götze und Jimmy Jungermann, die sich 1963 vor dem Hintergrund der aufkeimenden Jugendbewegung weigerten weiterhin Heile-Welt-Schlager zu spielen.

Plakat der Sendereihe „Jazz auf Reisen“, Veranstaltung am 8.11.1968 im Deutschen Museum, München | Bild: BR, Historisches Archiv

Mit weiteren Formaten wie dem Musik-Magazin, „Musikreport“, der Musik-Kritik „Schade um den Schellack“, „Jazz auf Reisen“ - eine Sendung die ihn über 300-mal „kreuz und quer durch den gesamten Freistaat“ führte – oder „Club 16“, wo Götze mit zahlreichen internationalen Jazz-Größen wie Louis Armstrong oder Benny Goodman arbeitete, prägte er über viele Jahre die musikalische Programmgestaltung im Rundfunk.

1976 wurde Götze schließlich zum Leiter der Abteilung Leichte Musik, wo er u.a. zuständig für Sendungen wie „Pop nach Acht“ mit Thomas Gottschalk war. Die Leitungsaufgabe sagte ihm jedoch im Gegensatz zum Dasein als Moderator und Gestalter von Musiksendungen nie so ganz zu:

"Ich bin kein Manager. Ich bin möglicherweise ein ganz brauchbarer Mann am Plattenspieler und Mikrophon."

  (Werner Götze)

1982 tauschte er die Leitungsposition auch „aus gesundheitlichen Gründen“ wieder gegen einen Job als Redakteur in der Abteilung Leichte Musik ein. Noch bis zu seinem Ruhestand im Frühjahr 1990 moderierte Götze weiterhin Rundfunksendungen. Seine Stimme blieb für viele Hörer fest mit Jazz und Musik im Radio verbunden.

"Ich hatte viel Glück. Ich habe das tun können, was mein Hobby war und bleiben wird: Musik mit Niveau verarbeiten. Dafür bin ich dem Bayerischen Rundfunk sehr dankbar."

(Werner Götze, 1990)

Am 14. Juni 2010 starb Werner Götze.


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