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Fritz Benscher Der Allroundkünstler als Publikumsliebling

Nachrichtensprecher, Regisseur, Conférencier, Moderator, Quizmaster und Schauspieler: Fritz Benscher war im Juni 1945 einer der ersten Mitarbeiter von Radio München, setzte sich in seinen Sendungen für die Reeducation ein. Bekannt wurde er durch die Autofahrersendungen im Radio und das "Tick-Tack-Quiz" im Fernsehen.

Von: Historisches Archiv, Bettina Hasselbring

Stand: 20.11.2023

Fritz Benscher (1904-1970) am Mikrofon, Mai 1952 | Bild: BR, Historisches Archiv, Lindinger

Fritz Benscher wurde am 13. November 1904 in Hamburg geboren. Eigentlich sollte er in die Ledergroßhandlung seines Vaters einsteigen, aber Benscher zog es zum Theater und Rundfunk. 1925 fing er bei der Norddeutschen Rundfunk AG (NORAG) an, als Sprecher für Marktmeldungen, und sammelte erste Erfahrungen am Theater in Hamburg und Berlin. 1928 stand er neben Hans Albers auf der Bühne der Komischen Oper in Berlin. Benscher entdeckte seine Begabung für Kleinkunst, Kabarett, für die „Conférence“. Ende der 1920er Jahre hatte er sich zum Allround-Künstler entwickelt.

Berufsverbot und Deportation in Konzentrationslager

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erhielt Benscher als jüdischer Künstler 1934 Berufsverbot. 1935 schloss er sich dem Jüdischen Kulturbund in Hamburg an, einer Selbsthilfeorganisation für vom Berufsverbot Betroffene. Nachdem ein Versuch, in die USA auszuwandern, gescheitert war, arbeitete Benscher als Sargtischler für die jüdische Gemeinde auf dem Friedhof Stellingen. 1943 wurde er in das KZ Theresienstadt deportiert, 1944 nach Auschwitz und 1945 kam er ins KZ-Außenlager Kaufering des KZ Dachau, wo er am 1. Mai 1945 befreit wurde.

Reeducation und „Nie wieder Krieg“

Helmuth M. Backhaus mit Fritz Benscher

Durch seine Kontakte zu Klaus Brill, dem amerikanischen Kontrolloffizier, den er aus seiner Hamburger Zeit kannte, bekam Benscher sofort eine Anstellung bei Radio München als Oberspielleiter. In seinen Radiosendungen engagierte er sich gegen Nazismus und Militarismus und die Wiederbewaffnung.

Manuskript der Sendung „Nie wieder Krieg“ von 1946, mit dem damals typischen „OK-Stempel“ der amerikanischen Kontrolloffiziere

Legendär wurde die Reihe „Nie wieder Krieg. Eine Hörfolge um den Weltfrieden“, die von 1946 bis 1947 gesendet wurde. Auch seine jüdische Identität machte er in seinen Sendungen öffentlich. Sein Leben lang verstand sich Benscher als politisch-humoristischer Aufklärer. Mehrmals erteilte man ihm für seine kritischen Redepassagen Sprechverbot.

"Nie Wieder Krieg", Fritz Benscher, 1946 Format: PDF Größe: 1,25 MB

Die erste Autofahrersendung im BR

Fritz Benscher konzipierte und produzierte für den Bayerischen Rundfunk zahlreiche Unterhaltungssendungen. Er gilt als Vater der Sendung "Nimm's Gas weg", der ersten Autofahrersendung, die 1955 startete und 1959 in "Gute Fahrt" umbenannt wurde. Er moderierte sie bis zu seinem Tod 1970. Ein BR Retro-Video von 1962 zeigt ihn in der Fahrschule: 

Der Publikumsliebling im Fernsehen

Sein Talent, lockere, spontane und schlagfertige Witze zu machen, brachten ihm auch im Fernsehen der 1950er und 1960er Jahre viel Erfolg, sei es als Moderator der ARD-Sendung "Tick-Tack-Quiz", die von 1958 bis 1967 lief oder der Nachmittagssendung "Wie kamen Sie darauf?". Mehr visuelle Infos bietet dieser Rückblick: 

Fritz Benscher ist am 10. März 1970 überraschend im Alter von 65 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts in München gestorben. Eine lesenswerte Biographie schrieb 2017 Beate Meyer. Der Untertitel lautet: „Ein Holocaust-Überlebender als Rundfunk- und Fernsehstar in der Bundesrepublik Deutschland“.


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