Unternehmen - 100 Jahre Radio


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"100 Jahre – Nachrichten?" Hörfunk-Nachrichten in Deutschland von 1923 bis heute.

Information im Radio - meist zuverlässig und seriös, oft genug aber auch beschönigend, manipulierend und schlicht erlogen. Das Feature beleuchtet die Geschichte der Hörfunknachrichten in Deutschland, ihre Glanzzeiten und ihre Tiefpunkte. In vielen Original-Tönen unternehmen wir eine Reise durch die Jahrzehnte: von ersten zaghaften Versuchen, die wenigen Hörer des Jahres 1923 mit Informationen zu versorgen, über die dunklen Jahre der Manipulation und Lüge in den beiden deutschen Diktaturen, bis hin zur heutigen "Infokalypse" vor allem im Internet.

Stand: 26.09.2023

BR24-Nachrichtensprecherin Gabi Hinterstoisser | Bild: BR / Bernhard Graf

Nachrichtensendungen wurden oft genug instrumentalisiert - als Machtinstrument der Herrschenden. Deswegen muss gelegentlich ein Fragezeichen hinter den Begriff "Nachrichten" gesetzt werden – wie im Titel unserer Sendung.

Anfangs eher unterhaltend

In den sporadischen Nachrichtensendungen für die Hörer der Anfangsjahre ging es vor allem um die horrend steigende Inflation, um Eierpreise oder um die Landung des Zeppelins in Stuttgart. Ansonsten legte sich das noch junge Medium einen Maulkorb an und mied politische Berichterstattung. Das Radio wollte ausschließlich unterhalten, mit live auftretenden Conferenciers, Musikkapellen, Gesangsdarbietungen und Gedichtrezitationen; die turbulenten Ereignisse in der Politik der Weimarer Republik sollten bewusst nicht abgebildet werden.

Der erste Nachrichtenchef des deutschen Radios hieß Josef Räuscher. 1926 formte er seine Nachrichtenredaktion. Räuscher verfasste zudem journalistische Regeln, wie Nachrichten glaubwürdig und seriös zu formulieren und vorzutragen seien. Diese Regeln überlebten die braunen Jahre von 1933 bis 1945 und gelten bis heute.

Ausführlich gehen wir auf die "Informationssendungen" im Dritten Reich ein, in denen die journalistische Berufsethik pervertiert wurde und die offene Propagandalüge die Nachrichten dominierte.

Neuorganisation und Manipulation

Nach dem 2. Weltkrieg stand für die vier Siegermächte die Neuorganisation des deutschen Rundfunks an. Die Radionachrichten der ersten Jahre nach dem Krieg bestanden aus wesentlichen Informationen für die Bevölkerung, um das Überleben in den Kriegstrümmern zu gewährleisten. Aus den Sendern in den Besatzungszonen wurden allmählich die regionalen deutschen Rundfunkanstalten.

In der DDR waren die Nachrichten nie frei von Beeinflussung und Agitation Das galt für den Hörfunk wie für das Fernsehen. Die geschönte Informationspolitik war eine wichtige, in gewissen Zeiten die wichtigste Stütze der Führung des SED-Apparates.
1989/90 mutierten die DDR-Medien zu elektronischen Wendehälsen. Die Parteiführung entschuldigte sich gar bei den Hörern und Zuschauern für Manipulation und Halbwahrheiten. Ein letzter Hilferuf des trudelnden Regimes. Zu spät.

Vertrauen und Glaubwürdigkeit

Wie entstehen Hörfunknachrichten? Wer macht sie? Welche Quellen sind seriös und glaubwürdig? Wir schauen hinter die Kulissen einer Nachrichtenredaktion vor 50 Jahren und beobachten misstrauisch den Nachrichtenfluss in den heutigen Medien. Wer filtert noch seriös, wer lässt sich von Fakenews manipulieren? Wer behält überhaupt noch die Übersicht im Nachrichten-Tsunami unserer Tage?


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