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BR-Kultsendung feiert Herzlichen Glückwunsch: 30 Jahre freizeit!

Eine halbe Stunde Auszeit zum Schmunzeln und um auf bayerische Art Neues zu erfahren - das Magazin "freizeit" erfreut die Zuschauerinnen und Zuschauer und hat sogar bundesweit eine große Fangemeinde. Jetzt feiert die Sendung ihr 30-jähriges Bestehen - was in einer sich rasch wandelnden Medienlandschaft mehr als beachtlich ist. Herzlichen Glückwunsch!

Stand: 10.02.2021 | Archiv

Genau gesagt, hätte die "freizeit" am 17. Januar 2021 Geburtstag gehabt. Hätte …, denn an diesem Tag vor 30 Jahren hätte die Erst-Sendung laufen sollen. Just am Tag vorher, dem 16. Januar 1991, begann aber der Zweite Golfkrieg, weshalb die groß beworbene Premiere erst mal ausgefallen ist und einige Wochen verschoben wurde. Auch das Thema - "Eis-Segeln auf den Kärntner Seen" - stand unter keinem guten Stern: Das Team hatte drei Tage völlige Flaute auf dem See. Moderatorin Stefanie Tücking (die erste Frau, die im Deutschen Fernsehen Musik-Clips in der Sendung "Formel Eins" präsentiert hatte), brach sich beim Ersatz-Dreh, einer Schlittentour, zwei Rippen. Für diese neu zu entwickelnde Sendung hatte der BR Herbert Stiglmaier aus der Politik-Redaktion des SDR (heute SWR) aus Stuttgart zurückgeholt, nachdem er zuvor schon von 1987 bis 1989 in der BR-Unterhaltung tätig gewesen war. Nach dem verunglückten Einstand befürchtete dieser zunächst, eine berufliche Fehlentscheidung gefällt zu haben und war sicher, dass das Format kein Jahr überstehen würde. Gottseidank wechselte aber schon bald Frank Meißner zum BR in die Redaktion Freizeit. Zunächst ab Frühjahr 1991 als freier Mitarbeiter, dann ab 1993 als fest angestellter Redakteur - ein Dreamteam hatte sich gefunden, das bis heute erfolgreich zusammen arbeitet ...

Weitere "Dreamteams" folgten

Beim Dreh für die erste Sendung

Die unvergessene Stefanie Tücking (verstorben im Jahr 2018) begann zusammen mit Herbert Gogel ("Bayern-Kini", "Blickpunkt Sport") bei "Freizeit. Das Magazin". Herbert Gogel verließ die Sendung im Jahr 1993 in Richtung Privatfernsehen. Ab 1993 ersetzte ihn Christoph Deumling. Dies hatte baldige Auswirkungen auf dessen Privatleben, denn Deumling verschaute sich bei einer "freizeit"-Folge ("Volkstanz-Kurs") in Heike Götz, die in der Zwischenzeit, wie auch Peter Hertrampf, als Moderatoren drei und vier geholt worden waren. Deumling und Götz sind glücklich verheiratet seit vielen Jahren und haben zwei Kinder.

A class of its own: Der Schmidt Max

Schmidt Max im Opel Kadett, der ursprünglich seinem Opa gehört hat.

Gerhard Fuchs, der damalige Fernsehdirektor, forderte die Redaktion im Jahr 2003 auf, die Zahl ihrer Moderatoren zu reduzieren. Da traf es sich gut, dass sie schon seit langer Zeit einen Mann im Visier hatte, der als Kleindarsteller in einigen Statisten-Rollen bei der "freizeit" glänzte: Max Schmidt. Als erstes wurde sein Name umgedreht. Mit dem Schmidt Max begann die sehr erfolgreiche Zeit dieser Sendung, die bis heute andauert. Sein Look wurde komplettiert durch den alten grünen Opel Kadett von seinem Opa, einer abgetragenen Cognac-farbenen Lederjacke und seinem sich lichtenden Haupthaar, an dessen Verlust er gerne öffentlich leidet.

Christoph Netzel, BR-Sportchef

"Ein TV-Format, das in der hektischen Medienlandschaft seinen 30. Geburtstag feiert, ist außergewöhnlich: eine Rarität, ein Evergreen und damit ein exklusives Schmuckstück. Zum Erfolgsgeheimnis der 'freizeit' zählt - neben der Kreativität der preisgekrönten Macher - die Unberechenbarkeit der Sendung und der einzigartige Schmidt Max. Ein echter Bayer, ein starker Typ! Seit 18 Jahren ist er das unverwechselbare Gesicht der 'freizeit'- ein Moderator, der in jeder Rolle authentisch glänzt, alltägliche Themen mit einem Augenzwinkern zum Leuchten bringt und unser Publikum bestens unterhält. Die Herstellung von Haferl-Schuhen und Lederhosen wird ebenso ins richtige Licht gesetzt wie das bayerische Bier. Ob als naiver Ahnungsloser im Kurs 'Wäsche waschen für Männer' oder als mutiger James Bond mit einem 140 Meter-Bungee-Sprung aus der Seilbahn - sein Team stellt den Schmidt Max immer wieder vor große Herausforderungen. Unvergessen der Nervenkitzel beim Übernachten in einer 400 Meter-Steilwand in den Allgäuer Alpen. Die höheren Weihen erhielt er dagegen in der Ausgabe 'Schmidt Max trifft den Papst'. Mit diesem breiten Spektrum und der erfrischenden Mischung hat die 'freizeit' sonntags im BR Fernsehen eine große Fangemeinde, was auch die Zahlen belegen. In 2020 haben im Schnitt 581 000 Zuschauer bundesweit die Selbstversuche des Max S. bestaunt, in Bayern bedeutet das beachtliche 12,55 Prozent Marktanteil. Die wichtigste Währung für die Macher gibt es aber immer am Ende des Abspanns, wenn die Zuschauer mit einem Schmunzeln im Gesicht einfach gute Laune verspüren - gerade in diesen Zeiten."

Christoph Netzel, BR-Sportchef

Das Team

Mit dem damaligen Neuzugang, dem Schmidt Max, wurde das Kern-Team unter der Leitung von Christoph Netzel und Steffen Lunkenheimer erneuert: Mit Sylvie Menning (Redaktionelle Mitarbeit), Barbara Lengl (Online), André Goerschel (Regie), Claudia Neuroth und Angela Luff (Organisation) arbeitet die Redaktion bald zwei Jahrzehnte zusammen. Es werde viel gestritten, so Stiglmaier, aber: "Es lohnt sich." - "Team-Work" zu bejubeln- das sei bei der "freizeit" keine Plattheit für runde Geburtstage.  

Thomas Hinrichs, Informationsdirektor

"Die 'freizeit' ist Freizeit vom Alltag. Immer wieder gelingt es, auf alltägliche Besonderheiten hinzuweisen. In diesem vermeintlichen Widerspruch liegt die Stärke des Formates. Freie Zeit wird damit zu Freizeit im besten Sinne. Sinnstiftend, froh und schmunzeln machend. Redaktion, Autoren und Protagonisten bilden eine Einheit und verstehen es meisterhaft, ein warmes Licht auf das Leben in Bayern und drumherum zu richten. In diesem Genre unaufgeregt, gleichsam inhaltsstark und lebens- und freudebejahend zu bestehen, ist eine große Leistung. Es dreißig Jahre zu schaffen, ist mehr als außergewöhnlich."

Thomas Hinrichs, Informationsdirektor

Auszeichnungen

  • Fünf Mal den "Columbus", den Oscar des deutschen Reise-Journalismus gewonnen.
  • Katholischer Medienpreis verliehen von der Deutschen Bischofskonferenz für unseren gefilmten Versuch, eine Papst-Audienz bei Franziskus zu bekommen.
  • Dazu der Deutsche Denkmalschutz-Preis für drei Filme zum Thema "Denkmal als Reiseziel" und
  • die Bayerische Denkmalschutz-Medaille.

Am Puls der Zeit

Wie ein Zeitstrahl bildet die "freizeit" das Lebensgefühl der vergangenen 30 Jahre ab. Höher-schneller-weiter weg - das war die Devise der Jahre von 1991 bis 2000. Dann platzte die "Dotcom-Blase" mit Börsen-Crash und auf einmal funktionierten all diese Themen nicht mehr. Düsenjäger-Urlaub, Skateboard-Downhill und ähnliche Verrücktheiten waren out. Wellness kam auf und eine damals völlig neue Art zu gehen: Nordic Walking. Die "freizeit" war die erste Sendung überhaupt zu diesem "Am Stock-Gehen". Frank Meißner, der für die Auswahl des Themas zunächst belächelt wurde, fand damals keine einzige Internetseite dazu. Heute gibt es 93 Millionen Einträge.

Von links: Josef Bader, Alex Halemba und Schmidt Max.

2007 dann folgte der nächste wirtschaftliche Abschwung. Wellness verschwand aus der Gunst der Zuschauer und die Nachhaltigkeit fand ihren Weg in das Reise-und Freizeitverhalten der Menschen. Die "freizeit" machte Sendungen über Brennholz oder Gartenmöbel aus Paletten bauen. Die Reise-Themen hatten immer Konjunktur. Nicht mehr die ganz weite Welt, denn der BR orientierte sich mehr aufs Regionale inklusive der Mittelmeer-Länder. Dennoch liebt das Publikum bis heute Reise-Themen aus Europa mit bayerischen Bezügen: Zum Beispiel über den ausgewanderten Apnoe-Tauch-Lehrer aus Neubiberg, der auf der Kanaren-Insel El Hierro Kurse gibt.

Die Kulinarik ist sehr wichtig geworden in den vergangenen zehn Jahren. Ob es nun Wein-Reisen sind oder Sendungen über den Römertopf, Butter, Wintergemüse und den Schweinsbraten.

Glückliche Macher - glückliche Fans

Freunde fürs Leben und für die 'freizeit': Herbert Stiglmaier und Frank Meißner

… und die beiden Redakteure sind immer noch da. Herbert Stiglmaier, der Begründer und Frank Meißner, der zunächst freier Mitarbeiter war und zwei Jahre danach, also 1993, auch in die redaktionelle Verantwortung kam. Beide Absolventen der Deutschen Journalisten Schule (DJS), beide glühende 1860-Anhänger mit Dauerkarte nebeneinander in der Stehhalle des Grünwalder Stadions Block L, Reihe 17, Sitz 33 und 34. Außerhalb des Stadions und der Redaktion gründelt Stiglmaier in seinem Weinkeller als IHK-geprüfter Sommelier, während der Fliegen-Fischer Meißner an Isar, Lech und Traun dem Huchen, seinem Lieblings-Fisch folgt.

Prominente Unterstützung hatte die Sendung über all die Jahre immer wieder: Der BR-Infodirektor Thomas Hinrichs war in seiner Studentenzeit Komparse bei "freizeit". Der BR-Chefredakteur Christian Nitsche arbeitete im Rahmen seiner Volontärs-Ausbildung in der Redaktion Freizeit.

Christian Nitsche, BR-Chefredakteur

"Die Sendung 'freizeit' ist im besten Sinne Spaßmacher, ein Ratgeber für Selbstverwirklichung und ein Geheimtipp für Millionen. Immer dicht an den verborgenen Wünschen der Menschen. Eine solche Sendung zu planen, erfordert nicht nur Muße, sondern viel Mühe. Herbert Stiglmaier und Frank Meißner sind Perfektionisten. Jedes Detail, jedes Bild, jedes Wort sind gut überlegt. Jede Sendung gleicht einem Kunstwerk. Und so ist es kein Wunder, dass viele einfach gerne zusehen, auch wenn sie nicht vorhaben, im nächsten Moment gleich einen Helikopter-Schnupperkurs zu belegen. Das war meine Story, als ich bei der 'freizeit' arbeiten durfte. Und ich war nahe dran, mich dieser Redaktion ganz zu verpflichten. Was für ein Meisterwerk für bayerische Lebensqualität."

Christian Nitsche, BR-Chefredakteur

Zu den ausgewiesenen Fans der "freizeit" gehören Ex-Finanzminister Theo Waigel, Kabarettist Bruno Jonas, die Ski-Ikonen Rosi Mittermaier, Irene Epple und Elmar Wepper.


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