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BR-Magazin-Tipp: Wissen Glaube und Erotik

Lust und Liebe in den Weltreligionen

Stand: 08.05.2015

Erotische Reliefs am Kandariya Mahadev Tempel in Khajuraho, Indien | Bild: mauritius-images

Wenn es regnet und gleichzeitig die Sonne scheint, muss man sieben Schritte nach Osten gehen. Wenn Kühe eine Staubwolke aufgewirbelt haben, muss man sich 100 Schritte entfernen. Solche Gebrauchsanweisungen stehen in den Tantras, die vor ein bis zwei Jahrtausenden in Indien entstanden. Sie zeigen Strategien auf, wie sich mit dem Körper, der Energie und allem anderen, was die materielle Welt bietet, Glückseligkeit erzielen lässt. Nach Europa sind von den Tantras bisher hauptsächlich Anleitungen zum Verhalten beim Sex durchgedrungen.

Ein Beispiel, dass Religion und Spiritualität nicht zwangsläufig lustfeindlich sein müssen. Das zeigen auch viele der Mythen und Rituale in den anderen Religionen: Sie sind voller Zärtlichkeit und Gewalt, sie vibrieren von einer stürmischen Sinnlichkeit mit bisweilen dämonischen Kräften. "Stark wie der Tod ist die Liebe", weiß das Hohelied der hebräischen Bibel. Muslime, Buddhisten, Schintoisten und Christen verstecken ihre Sexualängste und Komplexe gern hinter frommen Tabus. Doch der Glaube ist auch fähig, zur Freude an der Lust zu motivieren und dem Sex partnerschaftlichen Charakter und spirituellen Tiefgang zu geben.


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