Kultur


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John Lennon Rebell mit Selbstzweifeln

John Lennon eine Legende zu nennen, wäre untertrieben. Denn der Brite hat die Popmusik beeinflusst wie kaum ein anderer. Lennon war jedoch nicht nur der geniale Rebell - er konnte auch zärtlich, zynisch und verletzlich sein.

Stand: 30.09.2011 | Archiv

John Lennon | Bild: picture-alliance/dpa

Als Lennon 1965 den Song "Help!" schrieb, schilderte er darin die unerklärlichen Verzweiflungen einer Depression. Das Lied war für den gleichnamigen Beatles-Film gedacht, erst später merkte er, dass es gleichzeitig ein Hilferuf war. Der frühe Verlust seiner Eltern war für Lennon ein Trauma, das er nie ganz überwinden konnte. Sein Vater verließ seine Familie früh, auch seine Mutter kümmerte sich nicht wirklich um ihn, sodass er bei seiner Tante in einem Liverpooler Vorort aufwuchs. Als er als Teenager wieder zaghaften Kontakt zu seiner Mutter aufbaute, starb sie bei einem Autounfall. "Ich verlor meine Mutter zweimal. Das machte mich noch verbitterter", sagte Lennon.

Antipole Lennon und McCartney

Undatierte Aufnahme der Beatles: Paul McCartney, George Harrison, Ringo Starr und John Lennon (v.l.)

Bei den Beatles war er nur vordergründig der stürmische Rebell. Hinter der Fassade offenbarte er eine verletzliche Persönlichkeit. In seinen Liedern zeigte er sich oftmals als leidendes Individuum und boshafter Zyniker. Paul McCartney habe mit seinem Optimismus für die Leichtigkeit der Songs gesorgt, während er selbst immer die traurigen Elemente und Missklänge eingebracht habe, erklärte Lennon in einem Interview.

Facettenreiches Leben - facettenreiche Songs

Der am 9. Oktober 1940 geborene Musiker experimentierte sein ganzes Leben lang mit den verschiedensten Lebensentwürfen. Dem Aufstieg in den Pophimmel als stürmischer Jugendlicher folgte eine Phase der Drogenexperimente. Ende der 60er ließ er sich durch die indische Kultur beeinflussen und reiste mit seinen Mitmusikern zum Meditieren nach Indien. Nach der Trennung der Beatles im Jahr 1970 begab er sich mehrmals in Psychotherapie und definierte sich als Friedensbotschafter, Ehemann und Familienvater.

In einer Reihe mit Beethoven und Bach

Friedensaktion: John Lennon und seine Frau Yoko Ono blieben 1969 eine Woche lang in einem Bett eines Hotels in Amsterdam.

Genauso vielschichtig wie sein Leben war, sind auch seine Songs: Von den zärtlichen Liebesliedern "Julia" oder "Woman" über die politischen Hymnen "Imagine" und "Give Peace A Chance" bis hin zum spöttischen "How Do You Sleep" reicht die Bandbreite. Der 1990 gestorbene Komponist Leonard Bernstein war überzeugt: "Lennons Musik wird bestimmt so lange bestehen wie die Werke von Brahms, Beethoven und Bach."

"Über uns nur noch Himmel"

Am 8. Dezember 1980 wurde Lennon in New York von dem geistig verwirrten US-Amerikaner Mark David Chapman erschossen. Seine Geburtsstadt Liverpool benannte ihm zu Ehren 2002 ihren Flughafen in "John Lennon Airport" um. Die Besucher werden seitdem mit dem Slogan "Above Us Only Sky" ("Über uns nur noch Himmel") empfangen. Die Zeile stammt aus seinem Song "Imagine" und beschreibt gleichzeitig das Vermächtnis, das er hinterlassen hat: Einen Größeren als John Lennon wird es nie geben.


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