Kultur - Kunst und Design


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Vivienne Westwood Die dem Punk den Stil verlieh

Vivienne Westwoods Modekreationen wurden lange belächelt und trotzdem kopiert. Die Britin entwarf gewagte Outfits, die aus dem Statement des Punk ein Lebensgefühl machten. Noch heute setzt sie Trends.

Stand: 09.04.2011 | Archiv

Vivienne Westwood aus Tintwistle bei Manchester wollte eigentlich Schriftstellerin werden. Lässt man die von ihr eingekleideten Models im Geiste noch einmal den Laufsteg passieren, fragt man sich, was das für Bücher geworden wären. Westwoods Weg zur Mode war abenteuerlich. Sie heiratete früh, bekam einen Sohn und arbeitete als Grundschullehrerin, bis sie den Kunststudenten Malcolm McLaren kennenlernte. Sie heirateten, bekamen einen Sohn, und weil das Geld knapp war, begann Westwood, ihre Kleidung selbst zu schneidern.

Durch harte Arbeit zum Erfolg

Mit Fleiß und Ausdauer eignete sich Westwood das Handwerkszeug zum Modemachen an. 1971 eröffnete sie gemeinsam mit McLaren eine Boutique in London. Zunächst - und das lag an McLarens bevorzugtem Kleidungsstil - verkauften sie hauptsächlich Mode für "Teds", um sich von den Hippies abzugrenzen, die sie nicht mochten. Als die Teddy Boys aber zunehmend rassistischer und sexistischer auftraten, schlossen sie den Laden. McLaren gründete kurz darauf die Punkband "Sex Pistols". Die inzwischen neu eröffnete Boutique benannten er und Westwood später in "Sex" um, wo sie Dessous und Sado-Maso-Outfits verkauften. Naheliegend, dass Westwood die "Sex Pistols" entsprechend einkleidete und damit dem Punk - und sich selbst - in modischer Hinsicht zum Durchbruch verhalf.

Von der Punk-Queen zur britischen Mode-Institution

1983 trennte sie sich von McLaren. Westwood findet es lästig, für viele die ewige "Punk-Queen" zu sein. Was sie über all die Jahrzehnte zu einer Mode-Institution werden ließ, ist denn auch vielmehr ihre eigenwillige Art, Elemente aus der Mode des 18. und 19. Jahrhunderts in den Stil der Zukunft zu übersetzen. Lange belächelten ihre Kollegen sie dafür, die Kritiker nannten sie schrill und exzentrisch - und doch waren es ihre Accessoires wie der Piratenhut und Stilkombinationen wie Reifrock, metallversetzte Spitzenbustiers und Plateauschuhe, die immer wieder kopiert wurden und Westwoods Handschrift unverkennbar machten.

Trotzdem: Die Anerkennung ließ bis in die 90er-Jahre auf sich warten. 1992 stellte sie in Paris ihre erste Prêt-à-porter-Kollektion vor. Zwei Jahre später trat sie erstmals mit Haute Couture an die Öffentlichkeit. Der Rest ist Modegeschichte: Zweimal schon wurde Westwood zur "Modedesignerin des Jahres" gewählt, heute kleidet sie Hollywood-Stars und Künstler ein.

Auf wenige passt der lahme Spruch vom "sich treu bleiben" so gut wie auf die britische Modeschöpferin. Sie hat sich nie vereinnahmen lassen, trifft ihre Entscheidungen nach ihrem eigenen Kopf. Wen sie einkleidet, bestimmt sie selbst. Und weil ihr Kate Middleton zu langweilig war, wurde ihr zur königlichen Hochzeit auch kein Westwood-Highlight auf den Leib geschneidert.


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