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Dombau Ein Gotteshaus fürs Renommee

Stand: 26.11.2007 | Archiv

Münchner Frauenkirche aus der Ferne | Bild: picture-alliance/dpa

Wer sich 1490 München von weitem nähert, hat eine deutlich veränderte Skyline vor Augen als noch vor 20 Jahren. Zwei riesige Kirchentürme überragen nun die Häuser. Ein weithin sichtbarer Prachtbau überstrahlt plötzlich die Stadt von der Stelle aus, an der bislang lediglich eine viel kleinere Marienkirche stand.

Anspruch auf Kaiserwürde

Es wird gern behauptet, das monumentale Gotteshaus zu Unserer Lieben Frau war Ausdruck eines selbstbewussten Stadtbürgertums. Doch in Wirklichkeit sei die Kirche "auch ein Werk der Herzöge. Besonders die Wittelsbacher ... mussten Interesse daran haben, aus dem Schatten von St. Peter ... herauszutreten", meint der Kunstgeschichtler Norbert Huse. 

Kenotaph Ludwigs des Bayern im Dom

Der Münchner Historiker Richard Bauer vermutet, dass die Wittelsbacher die "ursprüngliche Idee eines eigenen, von Freising unabhängigen Münchner Bischofssitz" verfolgt haben könnten. Doch damit hatten sie beim Papst keine Chance. Auch die Stelle des Baus, der Ort mit dem Grab Ludwigs des Bayern, ist kein Zufall. Laut Bauer signalisieren die Wittelsbacher an die Habsburger ihren Anspruch auf die Kaiserwürde. Diese hatten die Wittelsbacher schließlich mit Ludwig dem Bayern schon einmal inne - wenn auch nur für kurze Zeit.

Ein für alle Mal

98,57 : 98,45

Es ist oft wiedergekaute Legende, dass ein Turm um einen Meter höher sei als der andere. Hier die Daten zum Mitschreiben. Nordturm: 98,57 Meter, Südturm: 98,45 Meter. Auf den Südturm führt eine Treppe hinauf.

Aus der Nähe betrachtet, wirkt die Backstein-Architektur der Frauenkirche eher klobig - oder "lapidar", wie Huse sich ausdrückt. Der Kunstgeschichtler betont, dass der Bau in der Tat so konzipiert wurde, dass er in erster Linie imposant für Anreisende sein sollte. Ansonsten könne er mit anderen großen, aber feiner strukturierten Spätgotik-Kirchen in Bayern, etwa in Landshut, nicht mithalten.

Ablasspilger und Erbsenzähler

"Glucke in der Altstadt"

Imposant ist die 109 Meter lange Frauenkirche in der Tat. Ab 1468 entsteht unter der Leitung von Jörg von Halspach, auch Ganghofer genannt, der dreischiffige spätgotische Backsteinbau. Kritisch wird es, als nach zehn Jahren Bauzeit das Geld ausgeht. Die Kirche behilft sich mit Sündenablass. In der Folge muss die Stadt mit ihren etwa 13.000 Einwohnern zusätzlich Tausende von Pilgern verkraften. Sie werden genau gezählt - für jeden Ablasszahler wirft der Torwächter eine Erbse in einen Topf. Es wirkt: 1488 ist der Dom fertig - 20 Jahre ist für damals eine rasche Bauzeit.


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