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Landesausstellung 2013 Der Main aus elf Perspektiven

Welcher Ausstellungsort hätte sich für die Landesausstellung "Main und Meer" besser eignen als das ehemalige Ernst-Sachs-Bad in Schweinfurt? Hier schlüpfte der Main auf 1.700 Quadratmetern in elf unterschiedliche Rollen.

Stand: 06.05.2013 | Archiv

Liegestuhl vor Main | Bild: BR-Mainfranken / Jürgen Gläser

Die Besucher knnten die Geschichte des Mains und seine kulturhistorische Bedeutung in insgesamt elf Themenblöcken erkunden. Dabei war die Ausstellung keinesfalls eine bloße Ansammlung von Exponaten. Vielmehr hatte das Haus der Bayerischen Geschichte eine erlebnisorientierte Schau für alle Sinne konzipiert, die mit multimedialen Elementen arbeitet. Anschaulich und spannend wurden Alltagsgegenstände, Modelle, kulturgeschichtliche Objekte, Kunstwerke und aufwändige Computeranimationen miteinander arrangiert und inszeniert. Aktiv-Stationen luden die Besucher ein, selbst in die faszinierende Welt der Gewässer im Allgemeinen und des Mains im Besonderen einzutauchen.

Die Themen, Teil 1: Der Main als...

Main

Im ersten Themenbereich der Ausstellung tauchen die Besucher ein in die faszinierende (Unterwasser-) Welt des Mains, der auf einer Länge von etwa 400 Kilometern durch Bayern bzw. Franken führt. Alleine schon die Fließrichtung – von Ost nach West – macht ihn zu einem besonderen Gewässer. Die Besucher treffen auf den Flussgott "Moenus", erfahren mehr über die Herkunft des Namens "Main" und können entlang seines Verlaufs die Städte erkunden.

Kunstschaffender

Mal romantisch, mal realistisch, mal bedrohlich – der Main hat viele Gesichter, die einige Künstler auf ihren Gemälden festgehalten haben. Dabei ließen sie sich sowohl vom Fluss als auch von der Landschaft und den Menschen inspirieren. Die Ausstellung zeigt Werke der Landschaftsmalerei vom 17. bis ins 20. Jahrhundert.

Winzer

Die Franken und ihr Wein verbindet eine ganz besondere Liebe. Deshalb hat das Haus der Bayerischen Geschichte dem Rebsaft und seiner Geschichte einen eigenen Themenblock gewidmet. Empfangen werden die Besucher – wie sollte es anders sein – von einem überdimensionalen Bocksbeutel. Was der Main mit dem Frankenwein zu tun hat? Ganz einfach: Ohne das eine gäbe es das andere nicht. Vor etwa zwei Millionen Jahren grub sich der Fluss durch die Landschaft und schuf so das Maintal. Begünstigt durch das milde, zuweilen fast mediterrane Klima wachsen hier heute Spitzenweine. Lagen wie der "Escherndorfer Lump", der "Würzburger Stein" oder der "Bürgstadter Centgrafenberg" sind international bekannt und haben dem Frankenwein Weltruhm eingebracht.

Lebensspender

Dem Leben im und mit dem Wasser widmet sich Teil vier der Ausstellung. Eine Deckenprojektion versetzt den Besucher in die Fischperspektive. Während Unter-, Mittel und Oberlauf über die Köpfe hinwegströmen und die Uferprofile sich abwechseln, schwimmen Fische und Kleinlebewesen in einem virtuellen Aquarium vorbei.

Auch das Trinkwasser und seine Qualität spielen hier eine Rolle. An eine Wand montierte Einkaufswägen zeigen eindrucksvoll, wie hoch der virtuelle Wasserverbrauch ist – also wie viel Wasser bei der Herstellung von Lebensmitteln und Konsumgütern verbraucht wird.

Geheimnisträger

Flaschen, Handwerksgeräte oder Autoteile findet man immer wieder im Main. Doch der Fluss birgt noch viele andere Geheimnisse in sich, die in dieser Ausstellung zumindest teilweise gelüftet werden. So bergen Archäologen regelmäßig wahre Schatzstücke, darunter uralte Schwerter, vergoldete Becher und wertvolle Münzen. Und auch die Flussperlmuschel gilt als besonderer Schatz – nicht zuletzt, weil sie heute fast ausgestorben ist.

Zubringer

Der Main ist eine wichtige Verkehrsstraße. Und wie alle Straßen, so wurde und wird auch dieser Fluss sukzessive ausgebaut. Kanäle wie der Main-Donau-Kanal machen den Main für große Schiffe passierbar – und schaffen eine Verbindung bis zum Ozean. Doch was für einen schnellen Güterverkehr enorm wichtig ist, verträgt sich nicht immer mit Flora und Fauna. Deshalb wurde der Main-Donau-Kanal während seiner 32-jährigen Bauzeit immer wieder von wütenden Protesten der Umweltschützer begleitet. Auch heute noch ist der stetige Ausbau des Mains vielen ein Dorn im Auge.

Die Themen, Teil 2: Der Main als...

Seefahrer

Um 1900 war die Flottenbegeisterung in Bayern gewaltig, das dokumentieren Matrosenanzüge und Spiele aus dieser Zeit. Dieser Teil der Ausstellung erzählt von Auswanderern, einem bayerischen Kapitän in der Südsee und wie eine Flaschenpost den Weg vom Main nach Afrika fand. Außerdem zeigt ein Modell, wie das erste deutsche U-Boot angetrieben wurde.

Unheilbringer

Wasser spendet Leben – und kann es manchmal auch zerstören. So kämpfen die Menschen seit Jahrhunderten gegen Hochwasser, das oft schwere Schäden hinterlässt und ganze Existenzen zerstört. Die Ausstellung zeigt Maßnahmen, die Bürger und Städte gegen die reißenden Fluten getroffen haben. Viel Unheil hat das Wasser auch über jene Menschen gebracht, die auf Flüssen oder auf den Meeren arbeiten: Ganze Besatzungen verloren bei Schiffs- und Floßhavarien ihr Leben. Und manchmal gibt das Wasser auch Dinge frei, die irgendwann einmal ganz bewusst versenkt worden waren: Beweisstücke oder sogar Leichen.

Arbeitgeber

Wer einst Sandschöpfer oder Kranenknecht war, musste richtig zupacken können: Die Arbeiten erforderten ungeheuer viel Kraft. Dieser Themenbereich der Ausstellung widmet sich fast vergessenen Flussberufen, darunter der des Schiffmüllers und des Flößers. Als die moderne Technik im letzten Jahrhundert Einzug hielt und zudem der Main sukzessive ausgebaut wurde, verloren die meisten dieser Berufe ihre Grundlage und wurden damit überflüssig.

Schiffsführer

Die Ausstellung spannt einen Bogen vom Mittelalter bis heute. Verschiedene Schiffsmodelle – vom Schelch bis hin zum modernen Schubverband – zeigen die Entwicklung der Flussfahrt, Originalteile und Fotos dokumentieren die Geschichte. Hier wird der Besucher zum Kapitän und kann selbst durch die Zeit steuern.

Visionär

Er wollte das Mittelmeer absenken und dort einen Staudamm bauen, um das gewaltige Energiepotential der Wasserkraft zu nutzen. Und ganz nebenbei wollte er durch die teilweise Trockenlegung Neuland gewinnen. Doch die Idee des Regensburger Architekten Herman Sörgel wurde nie umgesetzt. Diese und andere Geschichten werden im letzten Teil der Ausstellung erzählt, die sich mit den Hoffnungen, Erwartungen und Befürchtungen rund um das Thema Wasser beschäftigt. Ein Aspekt: die Klimaentwicklung in Franken.


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