Bayern 2 - Zündfunk

Worst of 2023 Um diese Filme und Serien solltet ihr einen großen Bogen machen

Häufig begeistern Filme und Serien, diese Sammlung gehört aber definitiv nicht dazu. Menschen, die sie noch nicht gesehen haben, sind wirklich zu beneiden. Das sind die Flops des Jahres 2023 aus der Zündfunk Redaktion.

Von: Ferdinand Meyen, Thomas Mehringer, Paula Lochte

Stand: 20.12.2023

Henry Cavill in "The Witcher" | Bild: Courtesey of Netflix

Hinweis: Die folgenden Zeilen enthalten Spoiler, aber das macht eigentlich ja auch nichts.

Es hat sich ausgehexert: "The Witcher" (Staffel 3)

Ein Rat der Freien Stadt Novigrad an seine Bürger im Spiel "Witcher 3" ist folgender: "Ehrenwerte Städter, bitte denkt daran, etwaige Passanten zu warnen, bevor ihr die Nachttöpfe aus dem Fenster entleert". Netflix hätte sich das zu Herzen nehmen sollen, denn die Serie "The Witcher" und besonders die dritte Staffel ist genau das. So großartig wie ein entleerter Nachttopf auf dem Fensterbrett. Es ist ein Jammer, denn die Witcher-Spiele und die polnischen Bücher, die als Vorlage dienen, sind eigentlich super. Umso schmerzhafter, was Netflix daraus gemacht hat. Auch weil eigentlich alle Voraussetzungen da waren für eine großartige Fantasy-Serie. Budget, gute Geschichten und mit Henry Cavill ein fantastischer Hauptdarsteller, dessen großer Traum es war, in die Rolle des Hexers Geralt von Riva zu schlüpfen. Und dann das: In Staffel drei kommt der Hexer nur sehr selten vor, vermutlich, weil sich Henry Cavill und Showrunnerin Lauren Schmidt Hissrich überworfen haben. Man hätte das Endprodukt auch gleich "Ciri", "Tissaia de Vris" oder "Francesca Findabair" nennen können, nur dass dann halt niemand einschalten würde. Vielleicht hätte man sich an "The Last Of Us" orientieren und einfach "Witcher 3" zur Serie machen sollen. Garniert wird dieser Albtraum außerdem mit billigst aussehenden CGI-Effekten und einer Handlung, so spannungsgeladen wie ein Ikea-Katalog. 

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The Witcher: Staffel 3 | Offizieller Trailer | Netflix | Bild: Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz (via YouTube)

The Witcher: Staffel 3 | Offizieller Trailer | Netflix

Besser nicht sehen auf Netflix

Disneys war on Star Wars: "The Mandalorian" (Staffel 3)

Wee now kong bantha-poodoo! Das ist ein schlimmes huttisches Schimpfwort, das man den Leuten, die bei Disney an den Star-Wars-Serien arbeiten zur Zeit gerne zurufen möchte. Okay, vielleicht ist es unfair, das nun an "The Mandalorian" auszulassen, denn die Serie ist eigentlich noch eine der besseren im Star-Wars-Franchise. Aber irgendwie steht diese Staffel auch stellvertretend für das Schindluder, das Disney mit der Franchise treibt, seit der Konzern sie George Lucas abgekauft hat. Ja, Baby-Yoda, bzw. Grogu, ist noch süß. Aber das war er auch schon in Staffel eins – und wenn er herumspringt, schreit alles nur noch: "Kauf mich als Plüschtier, kauf mich als Plüschtier!" Und ähnlich wie bei "The Witcher" geht es in dieser Staffel auch gar nicht mehr wirklich um den Mandalorianer. All die vielen neuen Charaktere und Schauplätze nerven, überall versucht Disney Hintertüren für neue Serien, neue Spin-Offs offen zu lassen. Je nachdem, welcher Charakter bei den Zuschauer*innen am besten ankommt. Als gäbe es nicht schon genug belanglose Star-Wars-Serien, die immer wieder auf Disney+ laufen – und die andauernd nur versuchen, irgendwelche belanglosen Fan-Bedürfnise zu befriedigen. Ein paar Nutzerbefragungen weniger täten Disney gut, vielleicht gäbe es dann auch wieder richtig guten Stoff. Naja, wahrscheinlicher ist, dass Darth Vader und Obi Wan Kenobi nochmal gegeneinander kämpfen... Und egal wie die Serie heißt, von Folge zu Folge und Staffel zu Staffel gelingt es dem Konzern auf diese Weise, der eigentlich zauberhaften, weit entfernten Galaxis noch mehr von dem auszusaugen, was sie einst ausgezeichnet hat.

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The Mandalorian | Season 3 Official Trailer | Disney+ | Bild: Star Wars (via YouTube)

The Mandalorian | Season 3 Official Trailer | Disney+

Besser nicht auf Disney+ sehen

Marvels neue Desaster-Phase: "Secret Invasion"

Disneys Marvel und das sogenannte Marvel Cinematic Universe (MCU) stecken in der Krise. Gefloppte Kinofilme wie "The Marvels", "Ant-Man And The Wasp: Quantumania" oder "Guardian Of The Galaxy Vol. 3" wandern schneller auf den hauseigenen Streamingdienst Disney+ als der Hulk "Smash" sagen kann, da nach den Verlusten an den Kinokassen schnell noch ein paar Streaming-Abos verkauft werden sollen. Ein Faktor der Krise sind die Geschichten, die Marvel erzählen will. Neue Helden(geschichten) zu etablieren, fällt dem MCU-Produzenten Kevin Feige nach dem spektakulären "Avengers: Infinity War" und "Avengers: Endgame" zusehends schwer. Die Zuschauer bonden nicht mit den Settings im Weltall, auf fernen Planeten oder in Paralleluniversen. Dabei will Marvel - zumal unter Druck - einfach zuviel. So auch bei "Secret Invasion", der Serie um S.H.I.E.L.D.-Agent Nick Fury. Gestaltenwandler haben hochrangige Posten auf der Erde übernommen. Nächstes Ziel: der US-Präsident. Was ein spannender, cleverer Agententhriller hätte werden können, ist oft nur zu vorhersehbar und rettet sich meist in großes CGI-Feuerwerk. Auch wenn "Secret Invasion" sehr nah an der Comic-Vorlage bleibt, man hat das Gefühl, Marvel nimmt die Geschichten, die sie erzählen wollen, nicht ernst - und somit auch nicht seine Fans.

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Marvel Studios’ Secret Invasion | Offizieller Trailer | Disney+ | Bild: Marvel Deutschland (via YouTube)

Marvel Studios’ Secret Invasion | Offizieller Trailer | Disney+

Besser nicht sehen bei Disney+

Russlandfeldzugpferdecroissantragout: "Napoleon"

Ein Film, der den Anschein erweckt, historisch akkurat zu sein, aber am Ende so historisch akkurat ist wie Tarantinos "Inglourious Basterds". Es ist schon ein Kunststück, dass Ridley Scott es mit diesem Cast und diesen finanziellen Möglichkeiten geschafft hat, einen einerseits so bombastischen und gleichzeitig so unfassbar langweiligen Film zu drehen. "Napoleon" hat weder eine Handlung, noch einen Spannungsbogen und so beobachten wir knappe drei Stunden lang Männer, die sich in allen möglichen Schlacht-Szenarios gegenseitig umbringen. Wer will, kann darin Warnungen vor Nationalismus oder toxischer Männlichkeit lesen. Aber diesem Film gelingt es nicht einmal, diese Kritik sauber durchzuziehen. Und auch die Gewalt wirkt nicht abstoßend, im Gegenteil, wenn Köpfe Rollen, Menschen explodieren und Pferde zerrissen werden, erinnert das eher an Splatter-B-Movies als an abschreckende Kriegsfilme. Man muss an Ken denken, der im Barbie-Film sagt: "Als ich herausfand, dass es im Patriarchat nicht um Pferde geht, verlor ich sowieso das Interesse." Napoleon hat das noch nicht begriffen. Prädikat: Merde!

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Napoleon - Offizieller Trailer 1 Deutsch (Kinostart 23.11.2023) | Bild: SonyPicturesGermany (via YouTube)

Napoleon - Offizieller Trailer 1 Deutsch (Kinostart 23.11.2023)

Besser nicht bei Apple TV anschauen

Oompa Loompa Upps: "Wonka"

„Wonka“ mit Timothée Chalamet als angehender Schokoladenfabrikant will der Weihnachtsfilm des Jahres sein. Auch wenn der Plot rührend ist, unter den Schokomassen verbirgt sich aber eine Erzählung wie ein Kolonialwarenladen. Das Problem kommt auf leisen Sohlen angeschlichen und ist etwa kniehoch: ein Oompa Loompa. Die Oompa Loompas sind die Achillesferse des Kinderbuchklassikers und jeder seiner Verfilmungen. Denn sie sind nichts anderes als ein koloniales Klischee: Ein fiktiver kleinwüchsiger Stamm aus dem „tiefsten und dunkelsten Teil des afrikanischen Dschungels“ – wo Willy Wonka sie „entdeckt“. Er klaut ihre Kakaobohnen und macht ihnen dann das vermeintlich „großzügige“ Angebot für ihn zu arbeiten – noch nicht mal gegen Geld, sondern im Tausch gegen aus ihren eigenen Bohnen hergestellte Schokolade. Von Anfang an hagelte es Kritik an der Sklaverei-Verbrämung, da half es auch nichts, dass Autor Roald Dahl die geografischen Bezüge später tilgte. Der Kinofilm „Wonka“ glaubt nun das Problem zu lösen, indem er die Oompa Loompas erstmals nicht mit einem kleinwüchsigen und/ oder BPoC-Schauspieler besetzt – sondern mit Hugh Grant. Knallorange angemalt und mit grüner Glitzerperücke schreit nun alles: „Keine Sorge, wir meinen das nicht ernst!“. Doch das macht es nicht besser. Im Gegenteil. Letztlich wirkt der Film „Wonka“ wie ein Kolonialwarenladen. Er duftet angenehm nach Kaffee und Schokolade. Alles sieht hübsch aus und versprüht ein nostalgisches Flair. Seien es die Süßspeisen, die Kostüme oder die exotischen Tiere mit Schlüsselrolle (nämlich Flamingos und eine Giraffe). Das sieht filmisch wie kulinarisch nach aufwendigem Handwerk aus mit Liebe zum Detail. Dass an den Schokoladenhänden Blut klebt, bleibt jedoch erschreckend egal. Der Film von heute ist deshalb am Ende leider: von gestern.

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WONKA – Trailer #1 Deutsch German (2023) | Bild: Warner Bros. DE (via YouTube)

WONKA – Trailer #1 Deutsch German (2023)

Besser nicht ins Kino gehen

Wie ein schlechtes Amon-Amarth-Album: "Ragnarok" (Staffel 3)

Eigentlich war diese norwegische Coming-of-Age/Klimawandel/Fantasy-Serie ein echter Gewinn. Klar, die ersten Staffeln waren ein bisschen trashig, aber prinzipiell war die Geschichte vom Jungen Magne, der sich langsam in Donnergott Thor zu verwandeln scheint, wirklich spannend zu verfolgen. Und was den Trash anging, war alles immer noch im Rahmen, auch, weil man die realen Probleme im kleinen Dorf so wunderbar eingefangen hat. Da war der Großkonzern, der Umwelt und Trinkwasser vergiftet hat, aber den Dorfbewohnern Arbeitsplätze bereitstellte. Da waren die Klimaaktivisten, die gegen Windmühlen kämpfen. Und da waren Figuren voller Grautöne, die man manchmal liebte und manchmal hasste. Aber jetzt? Ist das alles weg. Staffel drei vergisst die politischen Probleme, tut plötzlich so, als seien Klimawandel und Umweltzerstörung im Dorf kein Thema mehr. Und noch dazu knallt einem die Serie in bester Game-Of-Thrones-Manier auf einmal ein Ende vor die Brust, mit dem so nun wirklich nicht zu rechnen war. So schlecht umgesetzt, dass am Ende ein Beigeschmack von abgestandenem Bier bleibt, das zu lange in der Sonne stand.

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Ragnarok: Season 3 | Official Trailer | Netflix | Bild: Netflix (via YouTube)

Ragnarok: Season 3 | Official Trailer | Netflix

Besser nicht auf Netflix sehen

Pipi-Kaka-Kapitalismus: "The Curse"

Bei den Kolleg:innen von Die Zeit rangiert die schwarze Dramedy The Curse von Nathan Fielder und Benny Safdie als "grandios unerträglich" – streichen wir das "grandios". Wir begleiten das junge Ehepaar Whitney (Emma Stone) und Asher (Nathan Fielder) durch den Dreh ihrer Reality-TV-Serie, die ein Versprechen hat: eine Gemeinde in New Mexico lebenswerter für die Menschen machen. Ihre wahren Ziele kann man als die drei Gs zusammenfassen: Gier, Gentrifizierung und Greenwashing. Eigentlich guter Stoff für eine Kapitalismus- und gesellschaftskritische Serie, wäre da nicht ein Kniff, der auch von Christian Ulmen hätte stammen können: Fremdscham-TV. The Curse setzt uns immer wieder Fremdscham-Momenten aus, von kleinen Penissen bis veganen Kunst-Performances – nur eben leider sehr platt bis, ja genau, unerträglich. Ein paar Tipps von Christian Ulmen, wie man dabei den Spiegel vorhält, hätten da nicht geschadet.

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The Curse Official Trailer | SHOWTIME | Bild: SHOWTIME (via YouTube)

The Curse Official Trailer | SHOWTIME

Besser nicht bei Paramount+ sehen