Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Bayern genießen "Süß!"

"Süß" ist die Geschmacksrichtung, die im Buch der Bücher, der Bibel, mit Abstand am häufigsten vorkommt. Keine Frage, dass wir auch in Bayern genießen daran nicht vorbei können – grad in der Fastenzeit. Denn "Heut fasten kocht morgen die Suppen süß" heißt ein altes Sprichwort. Unsere Themen sind aber schon auch ohne Fasten süß.

Von: Gerald Huber

Stand: 04.03.2012 | Archiv

Die Themen von Bayern genießen im März

  • Schwaben: Süß und fett: Süsses Schmalzgebäck aus dem Allgäu (Marianne Bitsch)
  • Oberbayern: Süß und stark. Marzipan aus dem Kloster Frauenchiemsee (Gabi Töpsch)
  • Niederbayern/Oberpfalz: Süß und fruchtig. Gummibären aus Neunburg vorm Wald (Sigi Höhne)
  • Ober- und Mittelfranken: Süß und gesund. Süßholz aus Bamberg ( Gaby Brüggemann)
  • Mainfranken: Süß und beliebt. Eiskonfekt aus Werneck bei Schweinfurt (Norbert Steiche)
  • München: Süß und klein. Tierkinder im Tierpark Hellabrunn (Anja Salewsky)

Schwaben

Das Schmalzgebäck-Paradies liegt im Allgäu

Funkenküchle gibts im Allgäu am Funkensonntag und an anderen Feiertagen

Was im Herbst geerntet wird, wird in den Festzeiten des Winters verbraucht und ganz zum Schluss im Fasching verschlemmt. Bis dann mit dem Frühjahr allmählich das allererste Gemüse und Obst kommt, auch die Hühner wieder mit dem Eierlegen anfangen, dauert es noch geraume Zeit. Das ist einerseits der Grund, warum die große Fastenzeit eben jetzt vor Ostern ist. Man hatte am Ende des Winters eh nicht mehr viel in den Speiskammern. Da galt es mit dem auszukommen, was sich lange hält und die winterlichen Schwelgereien halbwegs überstanden hatte: Getreide und Mehl und natürlich auch das Schmalz von der letzten Schlachtung. Überall auf dem Land in Bayern hat deswegen zum Fasching aber auch in der Fastenzeit danach das Schmalzgebäck Konjunktur: Mostküchle, versoffene Jungfern, Nonnenpfürzle, Zopfküchle, Ziegernudeln oder Pfosen - ein richtiges Schmalzgebäck-Paradies ist das Allgäu.

Oberbayern

Marzipankonfekt von den Schwestern auf Frauenchiemsee

Für den Ursprung des Wortes „Marzipan“ gibt es allerhand Theorien. Die einfachste ist auch die vermutlich zutreffende, nämlich dass Venezianer Kaufleute die süße Spezialität im Orient kennengelernt und sie später unter dem Namen ihres Stadtpatrons als „Brot des Markus“, „Marci panis“ bekanntgemacht haben. Marzipan war wegen seiner Zutaten - Mandeln, Zucker und Rosenwasser – schon immer teuer, weswegen es vor allem zu Festzeiten auf den Tisch kam – vor allem natürlich in den großen Handelsstädten, wie zum Beispiel in der Reichsstadt Nürnberg. Andererseits war Marzipan, weil es nicht unter das Fastengebot fiel, natürlich auch eine beliebte Fastenspeise in den Klöstern. Dort schätzte man vor allem seine gehaltvollen, kräftigenden Eigenschaften. Bis heute berühmt für ihr Marzipan sind die Benediktinerinnen von der Fraueninsel im Chiemsee, die ihre Marzipan-Konfekte immer noch mit Hilfe von Holzmodeln in Form bringen.

Niederbayern und Oberpfalz

Die Gummibärchenküche in Neunburg vom Wald

"Süß" das Wort geht zurück auf ein Wort der Ursprache der ersten europäischen Bauern. "Swadu" heißt da ursprünglich soviel wie "saftgeben". In allen Sprachen vom Atlantik bis Indien gibt’s diese Wurzel in Wörtern, die "süß", "angenehm", "wohlschmeckend", "schön", "mild" oder auch "nachgiebig" bedeuten. Lateinisch "suavis", englisch "sweet" beispielsweise heißen süß, indisch "Sudah" heißt der Koch. Das ist eben der, der etwas schmackhaft macht.

Vor diesem Hintergrund können Gummibärli als der Inbegriff des Süßen gelten: Süß sind sie und saftig, weich, nachgiebig und mild – naja und schön natürlich auch irgendwie. Einer der größten Hersteller von Fruchtgummi, wies im Expertendeutsch heißt, sitzt im oberpfälzischen Neunburg vorm Wald. Fast 80 Tonnen, respektive 20 Millionen Gummibärli werden dort täglich hergestellt.

Oberfranken

Die Bamberger Süßholz-Gesellschaft

Arzneipflanze des Jahres 2012

Die gleiche indogermanische Wurzel "su" oder "swu", von der sich "süß" und "sweet" herleiten, steckt übrigens auch drin im "Saft", im "Sud", in der "Suppe", aber auch, im "Suff", im "Saufen", im Wort "Schwitzen" – und im "Saugen". Schon früh sind die Menschen draufgekommen, dass sie es den Insekten und manch anderen Tieren gleichtun und Honig saugen können. Schnell hatten sie heraus, was alles süß schmeckt. Auch "Süßholz" zum Beispiel. Die Wurzel der Pflanze "Glycyrrhiza glabra" konnte man kauen, man konnte sie aber auch raspeln und als Süßungsmittel einsetzen.

Echt Geschmackssache, das Lakritz

Nirgendwo sonst in Bayern oder Deutschland ist das Süßholz so daheim wie in Bamberg, wo "Glycyrrhiza glabra" seit dem Mittelalter angebaut wird. Und wenn es nach der Bamberger Süßholz-Gesellschaft geht, soll der Arzneipflanze des Jahres 2012, aus der auch das Lakritz, der berühmte Bärndreck, gewonnen wird, eine große Zukunft bevorstehen.

Unterfranken

Eiskonfekt aus Schweinfurt

In früheren Zeiten war Zucker, das Wort kommt aus dem indischen "sarkara", was ursprünglich "süßer Sand" bedeutet, früher war Zucker ein ausgesprochen kostbares Gut. Die Römer haben ihn bereits als Import aus Indien gekannt, die Kreuzfahrer haben den Zuckerrohrzucker dann auch nach Mitteleuropa mitgebracht. Die Sucht nach süßem Zucker war schließlich ein wesentlicher Antrieb für Kolumbus und andere Entdecker, den direkten westlichen Seeweg nach Indien zu finden, um damit den teuren Import aus dem Osten auszuschalten. Seit der Entdeckung Amerikas wird so das Zuckerrohr auch in der neuen Welt angebaut. 1801 schließlich hat ein Schlesier entdeckt, dass sich Zucker auch industriell herstellen lässt - aus der Zuckerrübe. Ab 1850 wird Zucker endlich billiger – Dampfmaschinen übernehmen die Prooduktion. Als dann gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Dampf durch Strom ersetzt wird ist das der Startschuss für eine wahre Zuckerschwemme im 20. Jahrhundert. Von Anfang an war da der Fabrikant Adolf Eichelmann aus Werneck bei Schweinfurt mit dabei. Der Nudelhersteller führte im Jahr 1900 erstmals ein Brausepulver ein und erfand im Jahr 1927 eine Spezialität, die seither um die Welt gegangen ist: Eiskonfekt.

München

Die süßen Tierkinder aus dem Tierpark Hellabrunn

"Süß wie die Mutter ist dem Kind nichts auf der Erde" hat schon der griechische Dramatiker Euripides gedichtet. Freilich gilt das genauso umgekehrt: Nichts findet die Mutter, finden alle Erwachsenen süßer als ein Kind. Selbst wenn es sich gar nicht um das eigene oder nicht einmal um ein menschliches handelt. Wohl nirgendwo sonst kann man deswegen den Ausruf "Oh wie süß" öfter hören als in Tierparks, wo die kleinen und großen Besucher beim Anblick von herzigen Tierkindern regelmäßig in helle Verzückung geraten. Was genau aber finden wir süß an einem Tierbaby?

Mehr Süßes im Fernsehen

Bei unseren Kollegen vom Fernsehen geht’s in einer Viertelstunde süß weiter mit Süßem aus Oberfranken. Urradla beispielsweis sind, ein süßes Schmalzgebäck, das es nur in dieser Gegend gibt. Und es geht um eingeweckte Kirschen rund um die bayerische Kirschregion am Walberla in der Fränkischen Schweiz. Das und noch viel mehr Süßes in einer Viertelstunde in "Zwischen Spessart und Karwendel" auf BR-alpha.

Die Fastenzeit ist schon zu einem Drittel rum

Und wenn Ihnen jetzt vor lauter Süßigkeiten der Mund wässrig geworden ist, dann können wir Sie trösten: Das Süße weiß nur recht zu schätzen, wer ab und zu drauf verzichtet und - die Fastenzeit ist eh schon zu einem Drittel rum. In diesem Sinn. Einen schönen Sonntag!


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