Bayern 2 - radioWissen


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Erkenntnisse der Gedächtnisforschung

Von: Volker Eklkofer / Sendung: Daniela Remus

Stand: 09.02.2017 | Archiv

Abstraktes Gehirn mit Merkzettel | Bild: colourbox.com
Ethik und PhilosophieRS, Gy

Ohne Gedächtnis keine eigene Identität - für einzelne Individuen gilt dies ebenso wie für Gruppen, Gesellschaften und Nationen. Gemeinsame Erinnerungen entfalten Bindungskraft, aus ihnen erwächst Zeit- und Geschichtsbewusstsein.

Das Gedächtnis ist ein Grundpfeiler menschlichen Daseins. Es speichert mit unterschiedlicher Dauer bewusste und unbewusste Erinnerungen und Erfahrungen. Es konstruiert die Biographie, formt die Persönlichkeit und stabilisiert die Identität des Menschen. Dank des Gedächtnisses bekommt sein Leben Bedeutung. Er weiß, woher er kommt, wohin er gehört und kann für die Zukunft planen. Aber das Gedächtnis ist kein penibel arbeitendes Archiv - es selektiert Ereignisse und neigt zum Verzerren und Beschönigen.

Wie das Individuum brauchen auch Gruppen, Gesellschaften und Staaten Identität. Dazu verhilft die Rückbesinnung auf bestimmte Erlebnisse, auf eine gemeinsame Historie und Kultur. Solche Erinnerungsleistungen ermöglicht das kollektive Gedächtnis, ein Begriff, den der französische Soziologe Maurice Halbwachs in den 1920er Jahren einführte.

Erst durch kollektives Erinnern entsteht eine wirksame Erinnerungskultur, die ihren Ausdruck etwa in Denkmälern, Schriften, Festen oder Riten findet. Doch auch das kollektive Gedächtnis ist Veränderungen, Selektions- und Vergessensprozessen unterworfen. Manche Erinnerungen sind ist von Dauer, andere werden von Zeit zu Zeit uminterpretiert.

Breite Vielfalt

Sammlung von Gehirn und Schädel | Bild: colourbox.com zur Übersicht Wenn sich das Kollektiv erinnert Menschliche Gedächtnisebenen

Der Mensch verfügt über mehrere Gedächtnisse und seine Erinnerungen werden in verschiedenen Hirnregionen gespeichert. Stets aber gilt: Er macht Erinnerungen passend für seine Identität. [mehr]

Gemeinsames Erinnern

Porträt Maurice Halbwachs, französischer Soziologe | Bild: MédiHal zur Übersicht Wenn sich das Kollektiv erinnert Das kollektive Gedächtnis

Biologisch betrachtet haben Nationen, Staaten, Familien, Firmen oder andere Vereinigungen von Menschen kein Gedächtnis. Platz- und Straßennamen, Riten, Texte oder Denkmäler sind dennoch ein Beleg für gemeinsames Erinnern. [mehr]

Kurzzeit - Langzeit

Foto-Kamera mit "Fotos in meinem Gedächtnis" | Bild: colourbox.com zur Übersicht Wenns ich das Kollektiv erinnert Wie wir unser Selbst- und Weltbild formen

Das kollektive Gedächtnis besteht aus einem kommunikativen Teil - dem Kurzzeitgedächtnis - und einem kulturellen Teil - dem Langzeitgedächtnis. Beide können eine beträchtliche Dynamik entfalten. [mehr]

Kulturelles Erbe

Menschliche Vorfahren in der Höhle von Lascaux, Fotoillustration | Bild: picture-alliance/dpa zur Übersicht Wenn sich das Kollektiv erinnert Kurze Geschichte des kollektiven Erinnerns

Erinnerung und Überlieferung gibt es seit den Anfängen des Menschseins. Aus Grabstätten, Tempeln, Gebäuden und anderen Nachlässen erwächst das kulturelle Erbe von Gesellschaften. Über Medien werden Inhalte transportiert. [mehr]

Hätten Sie's gewusst?

Quiz - Fragezeichen | Bild: colourbox.com zur Übersicht Wenn sich das Kollektiv erinnert Testen Sie Ihr Wissen!

"Wir erinnern uns nicht dessen, was wir sind, wir sind, wessen wir uns erinnern" - sagen Gedächtnisforscher. Was wissen Sie von Erinnerung und Gedächtnis? [mehr]

Audio

Holocaust-Mahnmal in Berlin | Bild: picture-alliance/dpa zum Audio Wenn sich das Kollektiv erinnert Erkenntnisse der Gedächtnisforschung

Kollektive Erinnerung ist nicht die Summe aller Teile. Kollektive Erinnerung entsteht aus Erzählungen, aus Traumatisierungen, aus Verdrängung und Inszenierung. Autorin: Daniela Remus [mehr]


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