Bayern 2 - radioWissen


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Im Schatten von Gold

Von: Hellmuth Nordwig / Sendung: Bernd Uwe Gutknecht

Stand: 15.01.2015 | Archiv

Planet ErdeMS, RS, Gy

Nur 0,0000079 Prozent der Erdkruste bestehen aus Silber. Das seltene Edelmetall ist etwa im Erzgebirge lange Zeit abgebaut worden. Silber glänzt und lässt die Augen glänzen - mit dem "Silberblick" hat das aber nichts zu tun.

Der "Silberblick" entsteht vielmehr bei einer gängigen Methode, Silber aus Erzgestein aufzureinigen (zu scheiden, wie es in der Fachsprache heißt): Dabei wird Blei zugegeben und zieht das Silber aus dem Erz an sich. Wird diese Mischung erhitzt, oxidiert das Blei auf der Oberfläche und kann abgeschöpft werden - bis der Bleifilm so dünn ist, dass er reißt und das Silber übrig bleibt. Wer dessen Glanz sieht, soll mitunter einen "Silberblick" bekommen …

Silberrausch in Sachsen

Das ist nur eine der vielen Geschichten, die sich um das seltene Edelmetall ranken. In Deutschland haben es im 12. Jahrhundert Kaufleute aus dem Harz entdeckt - im Erzgebirge, als sie unter den Rädern ihrer Fuhrwerke glänzende Mineralien wahrnahmen. Der Meißner Kurfürst, Markgraf Otto, verfügte: Jeder darf dieses silbrig glänzende Gestein abbauen. Der Berg ist frei, war sein Motto - und die daraus entstandene Stadt Freiberg ist seither eines der Zentren des deutschen Bergbaus. "Glück auf" ist dort heute noch die gängige Grußformel. Eigentlich heißt es: "Glück, tu die Gänge auf" (gemeint sind die Erzgänge).

Der Abbau im extrem harten Gneis des Erzgebirges war jedoch nicht nur Glückssache. Vor allem war er anstrengend. Nur mit Schlegel und Eisen ausgerüstet, drangen die Hauer jeden Tag nur ein paar Zentimeter weiter in den Berg vor. Und auch das Aufbereiten des Erzes auf den sogenannten Scheidetischen war Schwerstarbeit - geleistet oft von Kindern und Jugendlichen in staubiger, gesundheitsschädlicher Luft. Bis ins 16. Jahrhundert hinein war Sachsen das Zentrum des Silberabbaus. Dann aber wurden in Bolivien ergiebigere Vorkommen entdeckt. In Freiberg forschen Wissenschaftler heute daran, was sich mit modernen Methoden - etwa mit Hilfe von Bakterien - aus den Abraumhalden gewinnen lässt, welche die Bergleute des Mittelalters hinterlassen haben. Natürlich auch Spuren von Silber, dessen weitere Aufreinigung damals nicht möglich war.

Silber für viele Zwecke

Das Edelmetall ist teuer, einfach weil es so selten ist. Im Jahr 1980 wurde der höchste Preis in der Geschichte verzeichnet: fast 50 US-Dollar für die Feinunze. Der "Dollar", das ist übrigens eigentlich der "Joachimsthaler", ursprünglich eine Münze aus der Blütezeit des Silbers im Erzgebirge. Auch das deutsche Wort "Taler" leitet sich davon ab.

Von solchen Münzen abgesehen, ist Silber natürlich in Schmuck zu finden, häufig mit Gold, Kupfer und anderen Metallen vermischt. Aber auch die Industrie braucht das Edelmetall, etwa zur Herstellung von Spiegeln und in der Elektronik. Neuerdings wird auch die desinfizierende Wirkung von Silber geschätzt: Oberflächen und Textilien werden mit Hilfe winzig kleiner Silberteilchen keimfrei gehalten. Aus dem gleichen Grund werden auch manche Lebensmittel, etwa Pralinen, mit hauchdünnen Silberfolien überzogen. Ein vielseitiges Metall also, für das allerdings bald Ersatz gebraucht wird. Denn die weltweiten Ressourcen reichen nur noch 30 Jahre lang.


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