Bayern 2 - radioWissen


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Der Unruhestifter Glossar

Stand: 12.12.2013 | Archiv

BegriffErklärung
Afrikaaner (auch: Afrikander)Afrikaans sprechender Weißer (Bure), der in Südafrika geboren wurde
Afrikaans (auch: Kapholländisch)Indogermanische Sprache, die sich aus niederländischen Dialekten des 17. Jahrhunderts und Vereinfachungen dieser Dialekte durch die südafrikanische Bevölkerung entwickelt hat. Heute ist Afrikaans eine der Amtssprachen in Südafrika.
ANC  - African National CongressPartei v.a. der schwarzen Bevölkerung Südafrikas, als South Africa Native National Congress 1912 gegründet, 1923 mit neuer Satzung in African National Congress umbenannt. Der ANC organisierte den Widerstand und den Kampf der Schwarzafrikaner für ihre Gleichberechtigung. 1960 bis 1990 war die Partei verboten.
Apartheid / ApartheidsgesetzeIn Afrikaans bedeutet Apartheid “Trennung”. Politik der Rassentrennung in der Zeit von 1948 bis 1994 zwischen der weißen und nicht-weißen Bevölkerung Südafrikas. Die Gesetze sicherten den Weißen alle politischen, sozialen und kulturellen Rechte und Freiheiten zu und schränkten diese für alle Nicht-Weißen in unterschiedlichem Maße ein. Die stärksten Einschränkungen betrafen die schwarze Bevölkerung, z.B. wurden ihnen bestimmte Wohngebiete zugewiesen. Die Gesetze wurden schrittweise in der Zeit von 1990 bis 1994 aufgehoben. 
Bantu Bantu bedeutet Mensch. Mit Bantuvölkern werden zusammenfassend die Stämme der schwarzen Bevölkerung im südlichen und zentralen Afrika bezeichnet, die eine der Bantusprachen sprechen. Insgesamt werden zu dieser Sprachgruppe über 400 Formen gezählt. In Südafrika sind etwa neun Bantusprachen vertreten, die untereinander verwandt sind. Dazu zählt auch die Sprache der Xhosa, die sich durch zahlreiche Klick- und Schnalzlaute auszeichnet. Alle schwarzen Völker Südafrikas sprechen eine der Bantusprachen. Neben Englisch und Afrikaans zählen auch Xhosa, Zulu, Tswana, Nord-Sotho, Süd-Sotho, Tsonga, Swasi, Ndebele und Venda zu den Amtssprachen.
Buren Mit etwa drei Millionen Einwohnern bilden die Buren den größten Teil der weißen Minderheit im heutigen Südafrika. Sie sind Nachkommen niederländischer Einwanderer (Buren - Bauern), die sich seit 1652 an der südafrikanischen Küste niederließen und später auch weite Landstriche im Landesinneren eroberten.  In den Burenkriegen gegen Großbritannien  (1899-1902) verloren sie die bis dahin selbstständigen Burenstaaten Oranjefreistaat und Transvaal.
Homeland Von der weißen Regierung zugewiesene Wohngebiete (Reservate) für die schwarze Bevölkerung. Grund- und Landbesitz war Schwarzen nur in sehr begrenztem Umfang erlaubt. Um Geld für ihre Familien zu verdienen, mussten die schwarzen Männer in weit entfernten Industrieregionen arbeiten (dort wiederum Entstehung der speziell ausgewiesenen Townships), Frauen und Kinder blieben in den Homelands zurück.
TranskeiRegion im Osten Südafrikas beiderseits des Flusses Kei (Ciskei und Transkei), traditionelles Siedlungsgebiet der Xhosa-Stämme.
SüdafrikaStaat am Südrand des afrikanischen Kontinents mit 1.221.037 km² - einer Fläche, die drei Mal das Staatsgebiet des wieder vereinigten Deutschland umfasst – mit ca. 42 Millionen Einwohnern (Stand 1995). Die Bewohner sind zu 78% Schwarze, 10% Weiße, 9% Mischlinge und 3% Asiaten (meist Inder). Die Hauptstadt ist Pretoria. 3.000 km Küste verlaufen entlang des Atlantischen und Indischen Ozeans. Die Republik grenzt im Norden an Namibia, Botswana und Simbabwe, im Nordosten an Mosambik und Swasiland. Vom Staatsgebiet umschlossen ist das Königreich Lesotho.

Personen

NameWerdegang
Botha, Pieter Willem (* 1916)Südafrikanischer Politiker der Nationalpartei (NP). 1978-1984 Premierminister, 1984-1989 Staatspräsident von Südafrika. In seiner Regierungszeit wurden Ansätze zur Aufhebung der Apartheid unternommen, aber das Prinzip der Rassentrennung nicht infrage gestellt.
De Klerk, Frederik Willem (* 1936)Südafrikanischer Politiker der NP, in Johannesburg geboren. 1989-1994 Staatspräsident, 1994-1996 Vizepräsident. 1990 bewirkte er die Freilassung Nelson Mandelas und beendete bis 1994 schrittweise die Apartheidspolitik. 1993 erhielt er zusammen mit Mandela den Friedensnobelpreis. 1997 trat de Klerk von seinem Amt als Parteivorsitzender der Nationalpartei und Oppositionsführer zurück.
Gandhi, Mahatma (1869-1948)Mohandas Karamchand, genannt “Mahatma” ("die große Seele"), war indischer Staatsmann, Reformator und Rechtsanwalt. Setzte sich zunächst in Britisch-Südafrika für die Gleichberechtigung der Inder ein. 1914 nach Indien zurückgekehrt, kämpfte er für Selbstregierung und Befreiung von der englischen Herrschaft. Dies gelang erst 1947, zugleich wurde die Teilung des Landes beschlossen in Indien und Pakistan. Gandhi galt als geistiger Führer der Allindischen Kongresspartei, setzte sich für eine Milderung der Kastenunterschiede und Überwindung des Gegensatzes zwischen Hindus und Muslimen ein. Gandhis weltgeschichtliche Bedeutung beruht in der erfolgreichen Durchführung des Prinzips der Gewaltlosigkeit durch passiven Widerstand (“Non-Cooperation” und ziviler Ungehorsam) gegen Unrecht. 1948 wurde er von einem fanatischen Hindu erschossen.
Mandela, Nelson (* 1918)Südafrikanischer Politiker und Rechtsanwalt. Aufgewachsen als Häuptlingssohn in der Transkei, mit den Traditionen seines Volkes, der Xhosa. Er trat 1944 dem Afrikanischen Nationalkongress (ANC) bei und engagierte sich seit Ende der 1940er Jahre aktiv im Kampf gegen die Apartheid – zunächst gewaltfrei, später gründete er den militärischen Flügel des ANC. 1964 zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Seine Haftentlassung 1990 markierte die politische Wende in Südafrika. Als Präsident des ANC (1991-1999) beteiligte sich Mandela an der demokratischen Umgestaltung des Landes. 1993 erhielt er zusammen mit F. W. de Klerk den Friedensnobelpreis. 1994-1999 war Mandela der erste schwarze Staatspräsident Südafrikas. Seitdem hat er sich aus dem offiziellen politischen Leben zurückgezogen und lebt wieder in seinem Heimatdorf in der Transkei.
Mandela, Winnie (* 1934)eigentl. Nomzamo Winifred Zanyiwe Madikizela. Südafrikanische Politikerin und zweite Ehefrau von Nelson Mandela von 1958 bis zur Trennung 1992 (Scheidung 1996). Zunächst galten Winnie und Nelson Mandela gemeinsam als Heroen des Widerstands, Winnie erhielt während der langen Haftzeit ihres Mannes den Ehrentitel “Mother of the nation” (Mutter der Nation). Sie veröffentlichte ihre Erinnerungen 1984 unter dem Titel "Part of my soul went with him" ("Ein Teil meiner Seele ging mit ihm"). 1988 kam der Verdacht auf, dass sie an Entführungen, Vergewaltigungen und Folterungen beteiligt war. Sie wurde 1991 für schuldig befunden, vier Jugendliche entführt zu haben; die Gefängnisstrafe von sechs Jahren wurde später in eine Geldstrafe umgewandelt. In der ersten Regierung unter Nelson Mandela wurde sie stellvertretende Ministerin für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Technologie, wurde aber elf Monate später nach Korruptionsvorwürfen entlassen.
Tambo, Oliver (1917-1993)Freund und Weggefährte Nelson Mandelas. Beide lernen sich 1939 am Missions-College von Fort Hare kennen, studieren gemeinsam in Johannesburg, eröffnen dort auch die erste schwarze Anwaltskanzlei Südafrikas. Gemeinsam mit dem bereits im Widerstand aktiven Walter Sisulu gründen sie die Jugendliga des African National Congress - ANC. Nach dem Verbot des ANC organisiert Tambo den Widerstand und die Aktivitäten im Exil, bis 1991 ist er Vorsitzender des ANC.

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