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Der Widerstand der Weißen Rose Glossar

Stand: 07.08.2013 | Archiv

Person / BegriffErklärung
Haecker, Theodor
(1879-1945)
Theodor Haecker war ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer und wird - ebenso wie Carl Muth - dem katholischen Existenzialismus zugerechnet. Er gehörte zu den bedeutendsten katholischen Schriftstellern zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg. Seine klare Absage an den Nationalsozialismus führte 1936 zu einem Rede- und Publikationsverbot, mit dem er belegt wurde. Haecker ging in sogenannte "innere Emigration", seine Gedanken hielt er in den "Tag- und Nachtbüchern" fest. Er wurde zum Mentor der Geschwister Scholl. Sophie Scholl schrieb kurz vor ihrem Tod folgendes über Haecker an ihren Verlobten: "Seine Worte fallen langsam wie Tropfen, die man schon vorher sich ansammeln sieht, und die in diese Erwartung hinein mit ganz besonderem Gewicht fallen. Er hat ein sehr stilles Gesicht, einen Blick, als sähe er nach innen. Es hat mich noch niemand so mit seinem Antlitz überzeugt wie er." Haecker starb kurz vor Kriegsende an Insulinmangel.
Muth, Carl
(1867-1944)
Carl Muth war ein deutscher Publizist und gilt als Vertreter des katholischen Existentialismus. 1903 gründete er die Monatszeitschrift "Hochland", die zu einem Dialogforum zwischen katholischen Akademikern und kirchenkritischen Intellektuellen wurde. Die Position von "Hochland" ist nicht leicht einzuordnen, die Redaktion versuchte, aus dem deutschen katholischen Ghettodenken auszubrechen, vertrat ein konservatives Europaideal und kritisierte den Nationalsozialismus offen. Dementsprechend wurde die Zeitschrift 1941 von der Reichspressekammer verboten. Muth gilt als geistiger Ziehvater von Hans und Sophie Scholl. Nach deren Verhaftung führte die Gestapo auch eine Hausdurchsuchung bei Muth durch. Der Gelehrte entging nur knapp einer Verhaftung und starb ein Jahr später nach schwerer Krankheit.
GestapoAbkürzung für "Geheime Staatspolizei". Die Gestapo war die politische Polizei im nationalsozialistischen Herrschaftssystem Deutschlands im Dritten Reich. Als Instrument des NS-Staats verfügte die Gestapo über eine unbegrenzte Machtfülle bei der Bekämpfung politischer Gegner und war neben der SS das wichtigste innenpolitische Instrument zur Sicherung des nationalsozialistischen Terrorsystems. Der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg erklärte die Gestapo 1946 zur verbrecherischen Organisation. Die Gesamtzahl ihrer Opfer lässt sich nicht mehr ermitteln.
HitlerjugendDie Hitlerjugend (abgekürzt: HJ) war die Jugend- und Nachwuchsorganisation der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Sie wurde zur Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland ab 1933 zum einzigen staatlichen Jugendverband ausgebaut, dem 98% aller Jugendlichen angehörten. Streng genommen gehörten nur die 14 bis 18jährigen Jungen der Hitlerjugend an: Die 10 bis 14jährigen Jungen bildeten das "Jungvolk", die 14 bis 18jährigen Mädchen war im "Bund der deutschen Mädel" (BDM) organisiert und die 10 bis 14jährigen Mädchen bildeten die "Jungmädel". Die HJ wurde 1945 vom Alliierten Kontrollrat verboten. Die auf Unterwerfung und Anpassung ausgerichtete Erziehung der Hitlerjugend, die gegen Elternhaus und Kirchen gerichtet war, hinterließ bei vielen Mitgliedern tiefe Spuren, die das Kriegsende häufig überdauerten.
VolksgerichtshofDer Volksgerichtshof wurde am 24. April 1934 durch das "Gesetz zur Aburteilung von Hoch- und Landesverrat" von den Nationalsozialisten eingesetzt. Gegen seine Urteile gab es keine Berufung, nur ein Gnadengesuch an Reichskanzler Adolf Hitler war erlaubt. 1942 wurde Roland Freisler (1893-1945) zum Präsidenten des Volksgerichtshofs ernannt. Der Volksgerichtshof verurteilte rund 18.000 Personen, über 5.000 davon waren Todesurteile. Für eine Verurteilung genügten Vergehen wie die Verbreitung von Nachrichten ausländischer Sender, abwertende Bemerkungen im Freundeskreis über Hitler oder Zweifel am sogenannten "Endsieg".

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