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Die Gegenwelt von Woodstock

Woodstock Die Gegenwelt von Woodstock

Stand: 20.06.2017

Besucher des Woodstock Festivals (1969) an einem Morgen | Bild: picture-alliance/dpa

Als die Veranstalter 1969 zum Woodstock-Festival einladen, befinden sich die USA im fünften Jahr des Vietnamkrieges. Mehr als 450.000 Amerikaner sind in dem südostasiatischen Land stationiert. Die US-Luftwaffe überzieht Nordvietnam mit Flächenbombardements, es kommt zum Einsatz von Napalm und Entlaubungsmitteln. Im In- und Ausland wächst die Kritik vor allem der Jugend am Engagement der Großmacht.

Junge Amerikaner protestieren gegen den Krieg oder entziehen sich der Wehrpflicht durch Flucht nach Kanada. Seit der Ermordung des Bürgerrechtlers Martin Luther King im April 1968 mehren sich zudem Rassenunruhen in amerikanischen Städten. Der Amtsantritt des konservativen Präsidenten Richard Nixon im Jahr 1969 heizt den Generationenkonflikt weiter an.

Love, Peace and Happiness

Gegenkulturen wie die Hippie-Bewegung bekommen Zulauf. Die Hippies praktizieren den Ausstieg aus der bürgerlichen Wohlstandsgesellschaft und geben sich das Motto "Make love, not war". Die "Blumenkinder" setzen auf freie Liebe und sind dem Drogenkonsum nicht abgeneigt. An der amerikanischen Westküste entstehen Kommunen, in denen der Traum vom "Paradise now" gelebt wird. Beim Woodstock-Festival zeigen die Hippies Präsenz.

Woodstock - Synonym für ein Lebensgefühl

Amerikas Counter Culture wartet in den späten 60ern sehnsüchtig auf ein herausragendes, symbolhaftes Ereignis - und da kommt Woodstock wie gerufen. So verwundert es nicht, dass einige Songs zu Hymnen der Jugendrebellion stilisiert werden. Mit "I-Feel-Like-I'm-Fixin'-to-Die Rag" ("Mir-kommt's-vor-als-würd'-ich-bald-sterben-Rag") liefern Country Joe and the Fish einen Antikriegsohrwurm erster Güte.

Doch vor allem der Auftritt von Jimi Hendrix geht in die Geschichte ein. Er präsentiert seine Interpretation der US-Nationalhymne und "zerfetzt" den "Star Sprangled Banner" mit der Gitarre. Mit seiner Musik zeigt Hendrix, dass es auch "anders geht" und trifft damit einen Nerv.

Viele junge Leute wollen sich nicht mehr von Eltern und staatlichen Autoritäten gängeln lassen. Die alte Sexualmoral verachten sie. Sie sehnen sich nach einem Leben frei von Bevormundung, frei von Zwängen wie dem Kriegsdienst. Hendrix, der seinen Geist längst mit Drogen "befreit" hat und ein Jahr nach Woodstock stirbt, ist ihr Held.

Medienereignis Woodstock

Journalisten und Fotografen lassen sich vom "Gemeinschaftsgefühl Woodstock" mitreißen und jubeln das Festival landesweit zum Großevent hoch. Nahezu alle Fernsehsender berichten. Woodstock, so heißt es, habe neue Ideen in die Welt gesetzt. Selbst die konservative "New York Post" spricht vom "Wendepunkt im Verständnis der Generationen untereinander und voneinander".

So wird der Counter Culture der Weg in die Mitte der Gesellschaft geebnet. Ein Sammelbecken namens "Woodstock Nation" tut sich auf. Hier fühlt man sich der Gegenkultur verpflichtet und kokettiert mit einer Anti-Establishment-Haltung. Aus kommerzieller Sicht wird dieser Personenkreis für die Musikindustrie zunehmend interessant.

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