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Woodstock und die Folgen

Woodstock Woodstock und die Folgen

Stand: 20.06.2017

Joe Cocker beim Woodstock Festival 1969 | Bild: picture-alliance/dpa

Der Geist von Woodstock gedeiht unter besonderen Bedingungen. Trotz Regen, Schlamm und haarsträubenden organisatorischen Mängeln entwickelt sich ein fröhliches Festival, beim dem manche Bands und Interpreten über sich hinauswachsen und sich vom Publikum tragen lassen - wie etwa Joe Cocker, der sich eindrucksvoll durch das Beatles-Stück "With a Little Help from My Friends" röhrt.

Hinzu kommt, dass sich infolge gesellschaftlicher Spannungen im Laufe der 1960er Jahre bei Jugendlichen Emotionen aufgeladen haben. Es liegt etwas in der Luft, das während des Konzerts - gewaltfrei - explodiert. Die Masse macht sich zum Hauptakteur der Veranstaltung, fast eine halbe Million Besucher entdecken ein Gemeinschaftsgefühl. Drei Tage lang lassen sich die Menschen treiben und tauchen in eine Traumwelt ab. Dann kehren sie in die Realität zurück, fühlen sich der "Woodstock Nation" zugehörig, rütteln in der Folgezeit aber nur begrenzt am American Way of Life.

Die Plattenindustrie greift zu

Die Plattenindustrie widmet sich nach Woodstock der Rockmusik, die bislang noch auf den Durchbruch wartet. Sie nimmt Musiker, die sich vor hunderttausenden Besuchern bewährt haben, unter ihre Fittiche und schwärmt vom großen Aufbruch. Der "pflegeleichte", kommerztaugliche Bluesrock wird massiv gefördert, die ursprüngliche "tranceartig-bewusstseinserweiternde Hippie-Musik" gerät in den Hintergrund.

Woodstock wird vermarktet

Medienmanager bringen Woodstock-Bücher und Bildbände auf den Markt. Warner Brothers verdient ein Vermögen mit dem legendären Woodstock-Film des Regisseurs Michael Wadleigh (Schnitt: Martin Scorsese). Das Unternehmen erwirbt die Rechte von den Organisatoren des Festivals und rettet sie damit vor der Pleite.

Wadleighs Film spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung und Verbreitung der Marke Woodstock. Er zeigt die unorganisierte Masse der Besucher und präsentiert fröhliche, manchmal nackte Menschen, die tun, was ihnen gerade einfällt. Gekoppelt mit Musik wird eine Story erzählt, die eine enorme Breitenwirkung erzielt.

Fortan träumen auch die Generationen, die Woodstock nachfolgen, davon, Ähnliches zu erleben. Bei jedem größeren Event stellt sich nun die Frage, ob dies ein "neues Woodstock" sei.

Und noch eine weitere, hochlukrative Geschäftsidee wird in Woodstock geboren: die Veranstaltung von Open-Air-Festivals. Allein in Deutschland finden Sommer für Sommer hunderte Konzerte statt. Konzertveranstalter brauchen längst nicht mehr um die Wiese eines Milchfarmers zu betteln, heute stellen Städte, Gemeinden und sogar Adelige ihre Parkanlagen bereitwillig zur Verfügung, um ein Stück vom Umsatzkuchen abzubekommen.

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