Bayern 2 - radioWissen


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Ernst Toller Glossar

Stand: 23.08.2010 | Archiv

BegriffErklärung
AgitatorIm eigentlichen Sinne ist jemand gemeint, der für politische oder soziale Ziele wirbt. Oft wird der Begriff abwertend gleichbedeutend mit Aufwiegler benutzt.
antisemitischmeist rassistisch motivierte Ablehnung von Juden
AutobiografieDie Beschreibung der eigenen Lebensgeschichte aus dem Rückblick heraus
Bayerische Arbeiter-, Bauern- und SoldatenräteIn der bayrischen Räterepublik 1919 direkt von in Basiseinheiten aufgeteilten Wählern, von Arbeitern, Bauern und Soldaten, gewählte Vertreter (siehe auch Räterepublik)
Bücherverbrennunghier ist die Verbrennung von Büchern missliebiger Autoren im Mai und Juni 1933 im nationalsozialistischen Deutschland gemeint
Burg LauensteinEine bis auf das 12. Jahrhundert zurückgehende mittelalterliche Burg bei Ludwigstadt im bayrischen Landkreis Kronach
Central ParkDer als Volkspark genutzte Landschaftspark im New Yorker Stadtteil Manhattan nimmt etwa 5 % der Fläche dieses Stadtteils ein.
expressionistischExpressionismus ist eine Kunst- und Literaturrichtung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In Absetzung vom Naturalismus sollte dem Erleben Ausdruck (lat. expressio) verliehen werden. Themen waren vor allem Krieg, Großstadt, Zerfall, Angst, Ich-Verlust und Weltuntergang.
FaschismusZunächst und im eigentlichen Sinne bezeichnet der Begriff die rechtsgerichtete politische Bewegung Mussolinis, die in Italien zu Beginn der 20er Jahre Fuß fasste. Im weiteren Sinne wird der Begriff für ähnliche Bewegungen verwendet. Hier ist vor allem der Nationalsozialismus gemeint.
Franco-FaschismusDer von Francisco Franco (1892–1975) geprägte Faschismus in Spanien; im Juli 1936 putschten unter Francos Führung rechte Militärs gegen die im Februar des selben Jahres demokratisch gewählte republikanische Regierung Spaniens. Nach dem Sieg im Spanischen Bürgerkrieg 1939 regierte er das Land bis zu seinem Tod.
GrenobleDie größte Hochgebirgsstadt der Alpen ist die Hauptstadt des französischen Départements Isère und der Dauphiné im Südosten Frankreichs.
Gruppe Revolutionärer PazifistenEine von dem sozialistischen und expressionistischen Schriftsteller Kurt Hiller 1926 gegründete Vereinigung. Er trat für eine neue, gewaltfreie und sozial gerechte Gesellschaft ein, zu deren Erreichung der Kapitalismus überwunden werden müsse.
HonoratiorenAngesehene Bürger, wie etwa Lehrer, Arzt, Pfarrer werden im zumeist kleinstädtischen Milieu so genannt.
konservativEine erhaltende, bewahrende Haltung wird so bezeichnet. So sollen traditionelle Werte verteidigt werden.
KommunistJemand, der der politischen Ideologie des Kommunismus anhängt. Das politische Ziel des Kommunismus ist eine klassenlose Gesellschaft, in der die Produktionsmittel sich nicht mehr im Privateigentum befinden und das erwirtschaftete Sozialprodukt allen Menschen gleichermaßen zugänglich ist. Bedeutende Theoretiker des Kommunismus sind Karl Marx und Friedrich Engels.
MehrheitssozialdemokratenIn Abgrenzung von ihrer linken Absplitterung, der USPD, nannte sich die SPD zwischen 1917 und 1919 Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands.
Paramilitärische FreikorpsIn diesen militärähnlichen Gruppierungen sammelten sich nach dem Ersten Weltkrieg etwa 400.000 vom Krieg sozial entwurzelte Männer.
patriotischEin Patriot ist jemand, der eine positive emotionale Verbundenheit mit seiner Nation pflegt. Synonym wird im Deutschen auch das Wort vaterlandsliebend verwendet.
PazifistJemand, der aus seiner ethischen Grundhaltung heraus Kriege prinzipiell ablehnt und gewaltfreie Konfliktlösung anstrebt.
PutschStaatsstreich
Querido-VerlagDer 1933 als deutschsprachige Abteilung eines niederländischen Verlages gegründete Querido-Verlag war das wichtigste Publikationsorgan des deutschen literarischen und politischen Exils während der Nazizeit, bis 1940 erschienen etwa 120 Bücher.
RäterepublikEin politisches System, bei dem die Herrschaft von der Bevölkerung über direkt gewählte Räte ausgeübt wird. Es gibt keine Gewaltenteilung, da die Räte als direkt gewählte Funktionsträger die Funktion von Gesetzgeber, Gerichten und Regierung übernehmen. In Bayern nur im April/Mai 1919.
Regierung HoffmannJohannes Hoffmann wurde am 17. März 1919 zum bayrischen Ministerpräsidenten gewählt. Als Mitglied der SPD war er ein Verfechter einer parlamentarischen Demokratie. Ab April des gleichen Jahres kam es gegen seine Regierung zur Bildung zweier Räterepubliken, einer pazifistisch und anarchistisch geprägten und einer der Mitglieder der Kommunistischen Partei. Mit seinem Kabinett nach Bamberg ausgewichen, rief er Freikorpseinheiten zu Hilfe. Diese eroberten mit aus Berlin entsandten Reichswehrverbänden München zurück. Hunderte Menschen wurden Opfer der Kämpfe und Grausamkeiten von beiden Seiten. Hoffmann trat im März 1920 zurück.
Revolution von 1919Nachdem am Ende des Ersten Weltkriegs, am 29. Oktober 1918, Matrosen der deutschen Hochseeflotte in Kiel und Wilhelmshaven den Gehorsam verweigerten, um nicht in letzten Gefechten ihr Leben aufs Spiel zu setzen, weitete sich dieser Aufstand in kürzester Zeit über ganz Deutschland aus. In allen größeren deutschen Städten bildeten sich revolutionäre Arbeiter- und Soldatenräte, die die Verwaltung übernahmen. Dies führte zur Abdankung des Kaisers. Weiterführende sozialistische Bestrebungen scheiterten aber am Widerstand der Führung der SPD. Im Januar 1919 kam es zur blutigen Niederschlagung der sozialistischen Revolution. Am 11. August 1919 wurde dann die Weimarer Verfassung verabschiedet.
SA-MännerDie paramilitärische Kampfeinheit der NSDAP während der Weimarer Republik war die Sturmabteilung (SA). Indem sie die nationalsozialistischen Versammlungen gewaltsam abschirmte, spielte sie beim Aufstieg der Nationalsozialisten eine wichtige Rolle. 1934 wurde ihre Führungsspitze ermordet, sodass sie, nachdem sie nach der Machtübernahme Hitlers noch kurzzeitig als Hilfspolizei fungierte, nunmehr weitgehend an Bedeutung verlor.
Spanische RepublikIm Beitrag ist die zweite spanische Republik gemeint, die von 1931 bis 1936/39 währte. Die für Spanien neue demokratische Staatsform wurde von großen politischen und ökonomischen Krisen erschüttert. 1936 löste ein Staatsstreich rechtsgerichteter Teile des Militärs gegen die linke Regierung den Spanischen Bürgerkrieg aus. 1939 wurde die Republik durch die Herrschaft Francos endgültig gewaltsam verdrängt.
SorbonneDie Sorbonne ist der traditionelle Name der ersten Universität in Paris, die die älteste Universität Frankreichs ist.
SozialistGleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind die Grundwerte des Sozialismus. Der Begriff umfasst sowohl die, die parlamentarische Demokratie unterstützenden, Sozialdemokraten wie auch die revolutionär gesinnten Kommunisten.
USPDDie Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands ging aus der Gruppe von SPD-Abgeordneten im Reichstag hervor, die sich seit dem 4. August 1914 immer offener gegen die Unterstützung des Ersten Weltkriegs durch die SPD aussprachen. Die Partei bestand aus sehr unterschiedlichen Mitgliedern: linken SPD-Abweichlern um Haase oder Kurt Eisner, marxistischen Programm-Theoretikern wie Karl Kautsky, aber auch "rechten", reformorientierten Revisionisten wie Eduard Bernstein, die nur die Kriegsbeteiligung ablehnten, aber keine Revolution anstrebten. Hinzu kam die "Gruppe Internationale" um Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Wilhelm Pieck und Clara Zetkin. Von 1917 bis 1922 hatte die Partei großen Zulauf, existierte danach aber nur noch bis zu ihrer Auflösung 1931 als Splittergruppe.
VerdunDie im Nordosten Frankreichs an der Maas gelegene Stadt war von Februar bis Dezember 1916 Schauplatz einer der schrecklichsten Stellungsschlachten des Ersten Weltkriegs.
Weimarer RepublikZwischen 1919 und 1933 war das Deutsche Reich ein demokratischer Bundesstaat. Das Regierungssystem war eine parlamentarische und präsidiale Mischform. Den Namen verdankt die Republik dem Ort ihrer ersten verfassungsgebenden Versammlung, Weimar.
Wittelsbacher PalaisDas Münchener Palais war Alterssitz Ludwigs I. und Wohnsitz Ludwigs III.. 1919 war es Tagungsort des Aktionsausschusses der Münchner Räterepublik. Am 5. April 1919 wurde im Wittelsbacher Palais von den Vertretern der SPD, USPD, dem Bayerischen Bauernbund und den Arbeiterräten die Ausrufung der Räterepublik beschlossen. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde es 1964 vollständig abgerissen.

Personen

NameWerdegang
Arco auf Valley, Anton Graf von (1897-1945)Der beurlaubte Leutnant des bayrischen Leibregiments und Jurastudent erschoss 1919 Kurt Eisner auf offener Straße. Motiviert war seine Handlung wohl durch seine rechtsradikale und völkisch-nationale Gesinnung.
Diederichs, Eugen (1867–1930)bedeutender deutscher Verleger
Eisner, Kurt (1867-1919)Der sozialistische Politiker (zunächst in der SPD, ab 1917 in der USPD) war der Anführer der Novemberrevolution 1918 in Bayern. Er war der erste Ministerpräsident des von ihm ausgerufenen Freistaates Bayern nach dem Ersten Weltkrieg. 1919 wurde er Opfer eines tödlichen Attentates. Wenige Wochen danach konstituierte sich vorübergehend die Münchener Räterepublik.

Graf, Oskar Maria (1894-1967)

1919 wurde der deutsche Schriftsteller wegen der Teilnahme an den revolutionären Bewegungen in München verhaftet.

NameWerdegang
Halbe, Max (1865-1944)Der deutsche Schriftsteller ist einer der wichtigsten Vertreter des Naturalismus. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wandte er sich mehr einem neoromantischen Stil zu. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme hielt er sich grundsätzlich von der Politik fern, unterschrieb aber das "Gelöbnis treuester Gefolgschaft", einem Treuegelöbnis von 88 deutschen Schriftstellern und Dichtern für Adolf Hitler. Als einem der wenigen in Deutschland verbliebenen Schriftsteller von Bedeutung versuchten ihn die Nazis für sich zu reklamieren, was seinem Ansehen im Nachkriegsdeutschland sehr geschadet hat und zur weitgehenden Missachtung seiner Werke führte.
Kutscher, Arthur (1878-1960)Der deutsche Literatur- und Theaterwissenschaftler gilt als Begründer der Theaterwissenschaften. Aus dem 1908 gegründeten Kutscher-Seminar gingen bedeutende Schriftsteller und Theaterleute hervor, darunter Erwin Piscator und Bertolt Brecht.
Landauer, Gustav (1870-1919)Der Pazifist und Vertreter des kommunistischen Anarchismus war einer der wichtigsten Theoretiker und Aktivisten des Anarchismus im Deutschland des beginnenden 20. Jahrhunderts. 1919 wurde er in München ermordet.
Levien, Max (1885–1937)Der deutsche Kommunist war eine der treibenden Kräfte der Münchener Räterepublik.
Leviné, Eugen (1883–1919)Der Revolutionär und KPD-Politiker hatte maßgeblichen Einfluss auf und in der Münchener Räterepublik. Nach der blutigen Niederschlagung wurde er zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Mann, Thomas (1875–1955)

Der Literaturnobelpreisträger ist einer der wichtigsten deutschsprachigen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Besonders bekannt wurde er durch Romane wie "Buddenbrooks" oder "Der Zauberberg".

NameWerdegang
Marcuse, Ludwig (1894–1971)Ein deutsch-amerikanischer Philosoph und Schriftsteller, der wegen seiner jüdischen Herkunft 1933 Deutschland verließ. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er aber wieder zeitweise und ab 1961 endgültig in Deutschland.
Mühsam, Erich (1878–1934)Der Schriftsteller war Anarchist  und ein politischer Aktivist. Seine publizistische und politische Tätigkeit hatte einigen Erfolg. 1934 wurde er im Konzentrationslager Oranienburg ermordet.
Piscator, Erwin (1893–1966)Der Theaterintendant, Regisseur und Schauspiellehrer war ein Avantgardist des Theaters in der Weimarer Republik. Durch neue Bühnentechniken machte er die Bühne zum "politischen Tribunal".

Weber, Max (1864–1920)

Er gilt als Mitbegründer der Soziologie als Wissenschaft. Eine seiner Grundthemen ist der Kapitalismus westlicher Prägung. Zu seinen wichtigsten Werken zählen "Die protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus" und "Wirtschaft und Gesellschaft".

Wedekind, Frank (1864–1918)

Das bekannteste Werk des deutschen Schriftstellers ist "Frühlings Erwachen". Außerdem war er der Mitbegründer der satirischen Zeitschrift Simplicissimus.


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