Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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20. Januar 1687 William Phips findet ein Schatzschiff

Man kann es ja mal versuchen mit dem Suchen, dachte sich William Phips. Der Kapitän aus Boston reiste nach Europa, stellte sich beim britischen König vor mit seiner Idee, die Schätze gesunkener Schiffe in der Karibik zu bergen. Viele hielten Phips für einen Traumtänzer. Bis er unermesslich reich zurückkam. Autorin: Ulrike Rückert

Stand: 20.01.2023 | Archiv

20 Januar

Freitag, 20. Januar 2023

Autor(in): Ulrike Rückert

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Der Hurrikan erwischte die Flotte nördlich der Bahamas. Sie war im Herbst 1641 auf dem Weg von Kuba nach Spanien: mit Indigo, Tabak, Zucker und Kakao beladene Frachtschiffe und kanonenstarrende Galeonen, die Bäuche gefüllt mit Silber. Als der Sturm sich legte, waren etliche Schiffe gesunken. Die Galeone "Nuestra Señora de la Concepción" hatte ihren Hauptmast verloren und leckte gefährlich. Der Kapitän wollte in Puerto Rico Zuflucht suchen, doch auf dem Weg dorthin geriet er in einen Irrgarten aus Riffen. Dazwischen brodelte die See und zerschlug das Schiff an den Felsen. Die Überlebenden strandeten an der Nordküste von Hispaniola. Jahrzehntelang suchten die Spanier nach dem Wrack, um das Silber zu bergen - sie fanden es nicht.

Mein Schatz!

Die Karibik war kein spanischer Teich mehr. Engländer, Franzosen und Holländer nisteten sich ein, Piraten, Schmuggler und Händler tummelten sich hier. Einer von ihnen war William Phips, ein Kapitän aus Boston. Er hörte von der Silbergaleone vor Hispaniola und beschloss, den Schatz zu heben. Auf der Suche nach Finanziers bestieg er ein Schiff nach England und boxte sich bis zum König durch.

Unser Schatz!

Charles II. interessierte sich sehr für Schätze. Phips bekam ein Schiff, und los ging’s. Zwei Jahre später war er zurück - ohne Schatz, aber er glaubte felsenfest, dass er jetzt genau wisse, wo er suchen müsse. Inzwischen allerdings gab es einen neuen König, und der dachte nicht daran, auch nur einen Penny in dieses Hirngespinst zu stecken.

Zu Phips’ Glück sprangen einige Aristokraten und reiche Londoner ein, und Ende 1686 war er wieder vor Hispaniola. Systematisch suchten seine Männer mit Booten die Riffe ab, zwischen denen sein Schatz liegen musste. Am 20. Januar 1687 entdeckten sie etwas, das wie eine Kanone aussah. Taucher brachten fünf Silberbarren und ein paar Hände voll Münzen herauf.

Sie hatten die Überreste der Concepción gefunden, zwölf Meter tief im Wasser und von Korallen dick überkrustet. Phips dankte Gott und ließ alle bis zum Umfallen arbeiten, zwei Monate lang. Mit gut fünfundzwanzig Tonnen Silber, dazu Gold und Juwelen, kam er nach England zurück. Über zweihunderttausend Pfund war seine Beute wert, eine phantastische Summe.

Die Neuigkeit lief in Windeseile durchs ganze Land. William Phips war der berühmteste Mann auf der Insel. Der König schlug ihn zum Ritter. Die Investoren hatten ihren Einsatz verfünfzigfacht. Phips, jetzt Sir William, bekam nur elftausend Pfund, aber damit war er in Boston ein steinreicher Mann.

Und England war im Schatzfieber. Seeleute liefen mit Schatzkarten herum. Erfinder priesen Tauchapparate an, Projektemacher gründeten Aktiengesellschaften für Schatzsucher-Expeditionen, und die Leute warfen ihnen allen ihr Geld nur so nach. Es war der erste Aktienboom der englischen Geschichte - Profite machten nur ein paar Schwindler.

Sir William Phips wurde Gouverneur von Massachusetts - in welcher Funktion er die berüchtigten Hexenprozesse von Salem anzettelte, aber das ist eine andere Geschichte. 


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