Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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18. Oktober 1954 Weltweit erstes Transistorradio angekündigt

Mit "See it! Hear it! Get it!" angekündigt, kam im November 1954 – rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft – das erste kommerzielle Transistorradio auf den Markt. Autor: Johannes Roßteuscher

Stand: 18.10.2018 | Archiv

18 Oktober

Donnerstag, 18. Oktober 2018

Autor(in): Johannes Roßteuscher

Sprecher(in): Krista Posch

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Wir hier vom Kalenderblatt klären ja gerne die fundamentalen Fragen. Zum Beispiel  Heute: Was ist das wichtigste Medium von allen? Der Fernseher? Die Tageszeitung? Die 'neuen Medien' gar? Twitter und Facebook? Brrr. Die Antwort ist diesmal wirklich einfach: Das Radio. Was hätten Sie denn gedacht? Gründe? Es gibt zu viele, um sie aufzuzählen. Okay, einen: Twitter hat der Welt Donald Trump gebracht. Das Radio den Rock'n'Roll.

Der Reihe nach. Es war natürlich nicht irgendein Radio. Der alte kastenförmige Volksempfänger, und daraus Rock'n'Roll-Musik? Zum abendlichen Leberwurstbrot im Kreise der Familie?

Ein Gadget-Radio

Nein, für den Durchbruch des (eingedeutscht aussprechen) "Rock And Roll" brauchte es schon ein Radio, das selbst ein bisschen Rock'n'Roll war. Etwas Aufmüpfigeres. Und natürlich kleiner als die unförmigen Kästen mit dem magischen Auge.

Die ersten, die ein Radio mit Transistortechnik vorstellen waren Anfang der 50er Jahre zwei deutsche Physiker. Den Ruhm sahnten allerdings – wie so oft –  die zweiten ab. In diesem Fall Texas Instruments, eine mittelgroße Firma mit Sitz in … egal, in irgendeinem US-Staat. Texas Instruments war von der Idee, Transistoren statt Röhren in Radios einzubauen, angefixt. Der Firma schwebte, ein kleines tragbares Radio vor, ein Gadget . Ein handliches, schickes Teil, auf das die jungen Leute abfahren sollten. Dazu holte sich TI die kleine Firma Regency ins Boo., die jetzt eine Design-Perle konstruierten: ein Kunststoff-Gehäuse, kaum größer als Jahrzehnte später der Walkman.

See it, hear it, get it

Mit dem unschlagbaren Slogan "See it, hear it, get it" verkündete Texas Instruments am 18. Oktober 1954, dass dieses neue, aufregende Teil in wenigen Tagen auf den Markt käme, nämlich Anfang November, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft. Für den gewaltigen Preis von 49 Dollar 59 – das wären heute fast 500. Trotzdem wurde der Regency TR1 schneller gekauft, als die Produktion hinterherkam.

Hatten Texas Instruments und die Firma Regency nur einen Nerv getroffen – oder, wie viele behaupten, sogar eine Revolution ausgelöst? Apple-Mitgründer Steve Wozniak sagte, das Transistorradio war das erste Gadget, das er liebte, mit dem er überall Musik hören könnte, das er mit ins Bett nahm.

Und dann auch noch das: Im Sommer 54 hatte Elvis seine erste Single aufgenommen und – wie wiederum viele behaupten – den Rock'n'Roll erfunden. Und nun kam zum Anhören der blutjungen, extrem angesagten Musik ein blutjunges Gerät auf den Markt, das schnell extrem angesagt war.

Und, so leid es uns tut, nicht nur auf Rock'n'Roll ausgerichtet war – so schön das wäre. Auf der Wählscheibe aus Messing waren, außer den Frequenzzahlen, auch vier rote Dreiecke eingeprägt.  Diese vier Frequenzen waren vorgesehen, um im Fall eines Atomkriegs sofort die entscheidenden Informationen hören zu können. Irgendwie makaber. Das schöne: solange der TR1 gebaut wurde – hat es bekanntlich keinen Atomkrieg gegeben – und sogar noch Jahrzehnte darüber hinaus. Daran haben bislang auch Twitter und sein eifrigster Nutzer nichts geändert.


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