Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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12. Oktober 1810 Therese von Sachsen-Hildburghausen und der bayerische Kronprinz Ludwig heiraten

Als Kronprinz Ludwig von Bayern auf Brautschau ging, wurde er bald fündig: Die Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen, zwar nicht besonders, dafür aber "lieb, freundlich und gütig". Und da ihre Familie darüber hinaus politisch unbedeutend sei, könne auch der große Napoleon nichts dagegen haben. Autorin: Birgit Magiera

Stand: 12.10.2021 | Archiv

12 Oktober

Dienstag, 12. Oktober 2021

Autor(in): Birigt Magiera

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Es hätte das weltberühmte Münchner August-Fest werden können, auf der bekannten Katharinen-Wiese. Schließlich war Kronprinz Ludwig seit Kindertagen mit der russischen Großherzogin Katharina verlobt. Warum also der Sinneswandel im bayerischen Herrscherhaus? Nun - man war mittlerweile sehr eng mit Frankreich liiert, hatte Seite an Seite gekämpft und erst vor Kurzem von Napoleons Gnaden die Königskrone erhalten. Da stand man in der Pflicht, die Heiratspolitik zum Vorteil des mächtigen Bündnispartners zu gestalten. Eine Verbindung nach Russland, mit dem Feind Frankreichs, kam also für das bayerische Königshaus nicht mehr infrage. Das Herzogtum Sachsen-Hildburghausen, nördlich von Coburg, war Mitglied im napoleonischen Rheinbund, die Braut also eine politisch umsichtige, zumindest unbedenkliche Wahl.  

Entflammt in Fieberglut

Kronprinz Ludwig folgt dem Vorschlag seines Vaters, reist im Dezember 1809 nach Hildburghausen zur Brautschau. Er hat die Wahl zwischen den beiden Töchtern des Herzogs und entscheidet sich für die ruhigere von beiden - die 18jährige Therese. Fast kommt es doch noch zum Eklat: denn Ludwigs Auserwählte steht auch auf der Brautliste des französischen Kaisers selbst. Napoleon Bonaparte, selbst aus unbedeutendem korsischen Kleinadel stammend, möchte mit der Heirat in eine uralte europäische Hochadels-Familie die eigene Herkunft aufwerten.  Als aber klar ist, dass Therese nicht in Napoleons engere Auswahl kommt, kann Ludwig schließlich offiziell und erfolgreich um die Braut werben. Minister Maximilian Graf von Montgelas arbeitet den Heiratsvertrag aus, Ludwig fühlt sich doch völlig entflammt in "Fieberglut", wie er schreibt.

Die Geburtsstunde des Oktoberfestes

Am 12. Oktober 1810 um sieben Uhr abends geben sich Ludwig und Therese das Ja-Wort in der Kirche St. Michael. Die Braut trägt ein bodenlanges tief-dekolletiertes Empirekleid aus rosa Seiden-Atlas, mit Puffärmeln. Die Schleppe ist reich mit Silberstickerei verziert. Gäbe es Fotos von diesem Ereignis, könnte man wahrscheinlich sehen, dass Therese recht unglücklich dreinschaut - sie leidet an ihrem Hochzeitstag unter scheußlichen Zahnschmerzen. Aber sie hält durch - tagelang dauern die Feierlichkeiten. Auch auf den Straßen wird gefeiert, das einfache Volk verköstigt, ein glamouröser Hofball ausgerichtet. Außerdem: das öffentliche Pferderennen der Nationalgarde-Kavallerie. Das Areal, auf dem die Reiter im Oval galoppieren, nicht weit vom Sendlinger Tor, an der Straße nach Italien gelegen, wird nach Therese benannt. Die Hochzeit des bayerischen Thronfolgers ist die Geburtsstunde des weltberühmten Oktoberfestes auf eben jener Theresienwiese. Neun Kinder hat das Paar im Lauf seiner langjährigen Ehe miteinander bekommen hat. Thereses Aufgabe, die bayerische Herrscher-Erblinie zu sichern, war damit mehr als erfüllt. Ob die Ehe nach heutigen Maßstäben glücklich war, ist schwer zu sagen: Ludwig hat seiner Therese 70 selbstgeschriebene Liebesgedichte gewidmet. Allerdings hat er auch viele andere Damen mit seinem - wie ein Ludwig I. - Biograph schreibt - "aktiven erotischen Temperament" beglückt und bedrängt, von denen Lola Montez und Marianna Marchesa Florenzi nur die Prominentesten waren.


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