Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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30.1.9 v. Chr. Solarium Augusti auf dem Campus Martius eingeweiht

Als Kaiser im alten Rom musste man sich einiges einfallen lassen, wollte man seine Masse beeindrucken. Denn gebaut war in der Hauptstadt des Imperiums schon diverses Monumentales. Neues und Anderes musste her, dachte sich Augustus und baute einen Altar nebst Solarium. Autor: Hellmuth Nordwig

Stand: 30.01.2023 | Archiv

30 Januar

Montag, 30. Januar 2023

Autor(in): Hellmuth Nordwig

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Und es begab sich zur Zeit des Kaisers Augustus, dass endlich Frieden einkehrte in Rom. Ägypten schloss sich seinem Reich an, die aufmüpfigen Parther kuschten freiwillig, und im Norden konnte der Kaiser die römische Kultur bis zur Donau bringen und das neue Zentrum Augusta Vindelicorum gründen, das heute Augsburg heißt. Auch die innenpolitischen Querelen beruhigte er: Von allen dankbar wohlgelitten, konnte er es sich leisten, einen Teil seiner Macht abzugeben und die Republik wieder ins Leben zu rufen, in der nicht nur die Großkopferten etwas zu sagen hatten.

Dem Kaiser zu Ehren

Soweit Augustus' Verdienste, auf 30 Sekunden eingedampft. Die Kürze hat mit unserer knappen Sendezeit zu tun und schrammt teilweise hart an alternativer Wahrheit entlang. Worauf es hier ankommt: Augustus hätte das alles genauso gesehen. Gerne ließ er den Senat auf dem Marsfeld, einer sumpfigen Ebene vor den Toren der Stadt, ihm zu Ehren einen Friedensaltar errichten. Am 30. Januar des Jahres 9 vor Christus weihte ihn der Kaiser höchstselbst. Später überschwemmte der Tiber das Monument mehrfach, und die Teile waren schließlich in alle Himmelsrichtungen verstreut. Erst zum 2000. Geburtstag von Augustus wurden sie in Rom wieder zusammengesetzt - veranlasst durch den ... ebenso friedliebenden ... Benito Mussolini.

Altar nebst Solarium

Zugleich mit dem Altar ließ Augustus auf dem Marsfeld ein Solarium bauen. Nicht eines von der heutigen Art, das es seinen Truppen ermöglicht hätte, den Frieden selbst in Germanien sonnengebräunt in Richtung Elbe zu bringen.

Dieses Solarium war ein Instrument für astronomische Messungen und funktioniert so: Man nehme einen hohen Stab und lese zur Mittagszeit täglich ab, wo der Schatten der Spitze auf die Erde trifft. Das ist je nach Jahreszeit verschieden, denn die Sonne steht im Sommer höher als im Winter. Auf einer Linie lässt sich so ein Kalender markieren. Sie verläuft genau von Nord nach Süd.

Der Stab des Solarium Augusti war ein 30 Meter hoher Obelisk aus Ägypten. Ob er dort, einem Maibaum gleich, entführt oder dem Kaiser freiwillig vermacht wurde, wissen wir nicht. Die Inschrift vermerkt jedenfalls: Nachdem Ägypten unter Roms Herrschaft gebracht war, weihte Augustus den Obelisken der Sonne. Heute steht er auf der Piazza Montecitorio vor der Kammer der Abgeordneten.

Die Nord-Süd-Linie hat das Deutsche Archäologische Institut erst in den 1970-er Jahren ausgegraben. Kein leichtes Unterfangen, denn das frühere Marsfeld ist längst beste römische Immobilienlage. Die Ausgräber waren sicher, dass der Schatten des Obelisken ausgerechnet an Augustus' Geburtstag, dem 23. September, auf den Friedensaltar fiel. Andere Forschende halten das für Wunschdenken. Unter anderem, weil der gerade eingeführte julianische Kalender zu jener Zeit noch nicht genau stimmte, das hat Augustus erst später korrigiert. Aber als Symbol für die Potenz des Friedens: Dazu taugt der Schattenwurf eines Obelisken allemal.


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