Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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14. Dezember 1977 "Saturday Night Fever" hat Premiere

"Saturday Night Fever": Der Film von 1977 prägte eine ganze Generation und ließ eine Disco-Welle über die Welt rollen. Die Filmmusik der Bee Gees ist einer der meistverkauften Soundtracks aller Zeiten. Und Hauptdarsteller John Travolta wurde für den Oscar nominiert und errang durch den Film Weltruhm. Autorin: Julia Zöller

Stand: 14.12.2021 | Archiv

14 Dezember

Dienstag, 14. Dezember 2021

Autor(in): Julia Zöller

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Der Schauspieler John Travolta wäre womöglich kein Superstar geworden, hätte nicht an einem Abend in den 1970ern ein sehr betrunkener Typ in New York…. auf ein fremdes Hosenbein erbrochen.

Sehr unappetitlich, aber heute ist das ein interessantes Detail der Filmgeschichte.

Das Hosenbein gehörte Nik Cohn, einem britischen Musik-Journalisten, der gerade erst nach New York gezogen war. Dort hatte Cohn beim gleichnamigen "New York Magazine" einen Auftrag ergattert. Er sollte über die noch junge Disco-Szene berichten, über die Clubs, in denen sich die Enkel der Einwanderer aus Italien oder Puerto-Rico am Wochenende trafen um zu tanzen.

Tanzende Gangs

Also fährt der Reporter auf gut Glück rüber nach Brooklyn zur "2001 Odyssey" – Disco. Als er aus dem Taxi steigen will, ist dort eine Schlägerei in Gange. Einer der betrunkenen Typen stolpert, und kurz darauf ist Nik Cohns Hose wie schon erwähnt im Eimer. Cohn gibt auf und fährt nach Hause. 

Im Juni 1976 veröffentlicht er dann im "New York Magazine" trotzdem einen spannenden Artikel über Jugend-Gangs, Pop-Musik und das "Odyssey" in Brooklyn. Im Mittelpunkt ein 18-jährigen Teenager, der tagsüber im Farbenladen jobbt, noch zu Hause wohnt und sich wenig von der Zukunft verspricht. Lebendig fühlt er sich nur beim Tanzen in der Disco, und mit seiner Bande. 

Der Agent von John Travolta liest die Story. "Wenn das verfilmt würde, wärst Du perfekt dafür", sagt er zu John, der damals noch ein junger, aber schon beliebter Serien-Schauspieler ist, und – wie wir heute wissen - genau so kommt es.

Wenige Monate später trainiert John Travolta täglich drei Stunden im Tanzstudio für den Film, der "Saturday Night Fever" heißen wird. Er

verwandelt sich in den 19-jährigen Tony Manero. Travolta kann zwar schon gut tanzen, aber ihm fehlen die typischen Disco-Moves. Außerdem hat er 20 Pfund zu viel auf den Rippen.

Die Musik liefern – etwas überrumpelt von dem Auftrag - die Bee Gees, aus einem Studio im fernen Frankreich. "How deep is your love", säuselt Sänger Barry Gibb ins Mikrofon, und fragt sich wie die Falsett-Stimme, die er gerade erst entdeckt hat, wohl ankommen wird.

So ist Brooklyn ?

Als der Film "Saturday Night Fever" am 14. Dezember 1977 in den USA Premiere hat, läuft es ziemlich perfekt. Alle lieben die Szenen im italienischen Zuhause bei Tony Manero, tolerieren die Flüche – so ist Brooklyn halt - und bewundern die geschmeidigen Tanz-Choreographien. Alle über 18, denn zunächst hat der Film eine Sperre, vor allem wegen der Sex-Szenen.

Mit dem wahren Leben dort hat das alles wenig zu tun. Der Journalist Nik Cohn hat Jahre später zugegeben, dass er sich den Artikel - nach der Pleite mit der verdreckten Hose - weitgehend ausgedacht hat. Er kannte keine Jugendlichen aus Brooklyn, keine Discos, er hat seine eigene Jugend in Großbritannien verwurstet und sich ein Brooklyn dazu phantasiert.

Und niemand beschwerte sich, dass sich die irre Geschichte im "New York Magazin" las wie ein Film, mit John Travolta in der Hauptrolle.    


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