Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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8. Mai 1969 Roadmovie "Easy Rider" feiert Premiere

Manche Dinge werden erst im Laufe der Zeit Kult, andere sind es schon bei Entstehung. So sind die Dreharbeiten zu Easy Rider bereits Legende, als das Roadmovie in die Kinos kommt. Autorin: Susi Weichselbaumer

Stand: 08.05.2020 | Archiv

08 Mai

Freitag, 08. Mai 2020

Autor(in): Susi Weichselbaumer

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Dada dada dam da … Looking for adventure… zwei Männer, zwei Maschinen, mannigfach Motorradmeilen … Born to be wiiiiiiiiiiiiiiiiild… Und am Schluss sind sämtliche Helden tot. Ungefähr so sieht die Idee aus, die Dennis Hopper und Peter Fonda umtreibt. Beide haben schon in Bikerfilmen gespielt. Wollen eigentlich keinen mehr machen. Oder doch, den einen, der alles überholt, was andere bisher gemacht haben: Männer, Maschinen, Meilen, Musik – bloß: Wie bei den meisten anderen happert es bei Hopper und Fonda: Eine Geschichte bräuchte es.

Und Geld. Deshalb rekrutieren Fonda und Hopper Freunde mit 16mm-Kameras. Als Kulisse dient der Karneval in New Orleans. Wildwirbelnde Körper tanzen in schrillen Kostümen zu Trommeln und Trompeten. Dazwischen Billy, gespielt von Hopper, benannt nach Billy the Kid. Und Peter Fonda als Wyatt. Nach Wyatt Earp. In Anlehnung an legendäre Westernhelden wogen Wyatt und Billy im Motorradrockeroutfit mit den Massen. Mehr Drehbuchidee ist noch nicht vorhanden.

Verwackelte Unschärfe

Ebenfalls nicht existent sind Kamerakünste der Freunde. Zudem will jeder der Rekrutierten Regisseur sein. Erst also Karneval-Dreh-Spaß, dann Zwist, zertrümmerte Hotelzimmer, eine entnervte Crew - die nie wieder… Naja, oder doch. Zumindest Hopper und Fonda. Denn tatsächlich finden sich – neben den Hauptdarstellern – weitere Produzenten, die sich die verwackelten, unscharfen 16mm-Schnippsel ansehen und zusammen 400.000 Dollar lockermachen für das Projekt "Easy Rider".

Das zu dem Zeitpunkt nach wie vor keine Geschichte hat. Aber mittlerweile ein Thema: Ein Mann sucht Amerika, doch er kann es nirgends mehr finden. Die lovig und peacige Hippie-Bewegung ist gescheitert an der konservativen US-Gesellschaft der 1960er Jahre. Freiheit gibt es nur gegen Geld… Der Easy Ride auf der Suche nach der Hure Freiheit in Form von Gras oder Alkohol. Ungefähr so die Philosophie dahinter… Und dazu improvisiert man eben erste Szenen…

Was schon wieder zu Streit führt vor allem unter den Hauptdarstellern. Erst als der renommierte Drehbuchautor Terry Southern einsteigt, wird aus dem episodenhaften Herumtasten ein Roadmovie.

Jubel und Kritik

Bei der Premiere am 8. Mai 1969 in Cannes sorgt "Easy Rider" für Furore, gewinnt fast eine Goldene Palme. Beim US-Start acht Wochen später ist das New Yorker Beekman-Theater rappelvoll. Das Publikum sitzt barfuß auf den Gängen. Die Toilettenkabinen durchziehen Marihuana-Wolken. Kritiker laufen Sturm. Hollywood ist schockiert – Statt "Pillow Talk" (Bettgeflüster) mit Doris Day im züchtigen Baby Doll und einem charmant-zurückhaltenden wortwitzelnden Rock Hudson rockt "Easy Rider" die Kinokassen.

Dada dada dam da … zwei Männer, zwei Maschinen und ach ja, die Geschichte: Billy und Wyatt sind mit ihren Motorrädern unterwegs von Los Angeles nach New Orleans gen Karneval. Sie stoppen bei einer Hippie Kommune, landen vorübergehend im Knast. Schlägereien werden ausgetragen, nächtliche Orgien auf dem Friedhof absolviert. Am Ende sind beide tot - sie geraten sich mit zwei Pick Up-Fahrern in die Haare - wegen ihrer langen Haare. Der Preis der Freiheit: Born to be wiiiiiild...


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