Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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16. Oktober 1923 Patent für die erste automatische Armbanduhr

Die Zeit läuft und läuft. Aber damit auch die Uhr am Handgelenk lief und lief, musste man sie aufziehen. Bis John Harwood die Automatikuhr erfand.

Stand: 16.10.2018 | Archiv

16 Oktober

Dienstag, 16. Oktober 2018

Autor(in): Christiane Neukirch

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Durch die Geschichte der Menschheit zieht sich eine große Sehnsucht: ein Perpetuum Mobile zu erschaffen; eine Maschine also, die sich dauerhaft von selbst bewegt. Ein Gerät, in das der Mensch keine Kraft, keine Energie, keinen Treibstoff stecken muss; zu Diensten in Unendlichkeit.

Das Rad der Zeit

Erfindung um Erfindung kam die Menschheit dem Ziel näher. Das Rad etwa lief, einmal erfunden, wie geschmiert. Jahrtausende später, mit der Erfindung der Uhr drehte sich auch das Zahnrad der Zeit fast von selbst. Aber nur fast. Die Physik will es, dass sich Energie an den Elementen aufreibt und verbraucht. Immer wieder muss man neue hineinstecken.

Das einzige, was sich ohne unser Zutun immer weiter dreht, ist das Rad der Zeit. Das wiederum würden wir gerne manchmal anhalten. Da wir das nicht können, haben wir uns die Zeit unterworfen, so gut es ging. Und dafür brauchten wir die Uhr.

Die Uhr selbst mutet an wie ein Perpetuum mobile. Sie tickt unermüdlich dahin, so scheint es. Doch auch sie steht still, wenn wir nicht Hand anlegen und sie aufziehen oder mit Strom versorgen.

Nachdem der Mensch im Laufe der Jahrhunderte die Uhr so weit verfeinert hatte, dass man sie am Handgelenk mit sich tragen konnte, tat sich ein neues Problem auf. Das Rädchen, mit dem man sie aufzog, steckte in einer Öffnung des Gehäuses. Durch die Öffnung hatte die drei größten Feinde der Präzisionsmechanik freie Bahn ins Innere: Staub, Schmutz und Feuchtigkeit.

Das Rädchen der Armbanduhr

Dieses Problem beschäftigte einen Mann namens John Harwood, der auf der Isle of Man lebte und schon Anfang des 20. Jahrhunderts darüber nachdachte, wie man erneuerbare Energien nutzen konnte.

Er hatte – neben einer betrugssicheren Kartenmischmaschine – bereits eine windbetriebene Sägemaschine erfunden. Nun brütete er über der Frage, wie man das Aufziehrädchen einer Armbanduhr überflüssig machen und damit die Gehäuseöffnung schließen könnte.

Wippende Kinder auf einem Spielplatz brachten ihn auf die entscheidende Idee. Ihr auf und Ab erinnerte ihn daran, dass wir mit unsern Armen ständig Bewegungsenergie erzeugen, ohne nachzudenken. Wenn nun dieser Arm eine Uhr trägt, könnte man sie damit ganz nebenbei immerfort aufziehen. Der Mechanismus dafür kann geschützt im Gehäuse liegen. Und die sehr angenehme Nebenwirkung: der Träger muss sich nicht mehr ums aufziehen kümmern.

Die Mechanik dafür zu entwickeln, war nicht einfach. Aber am 16. Oktober 1923 war es soweit: John Harwood meldete seine Automatikuhr als Patent an, im Uhrenland Schweiz. Bald darauf konnte man sie kaufen – ein gefühltes Perpetuum Mobile.

Lange beherrschten die Automatikuhren den Markt; und noch immer finden sie Liebhaber. Doch das Bessere ist der Feind des Guten. Die Quarzuhr, serienreif ab 1969, lief der komplizierten Mechanik den Rang ab. Sie ist extrem genau und braucht nur eine Mini-Batterie. Die meisten Uhren sind heutzutage mit dieser Technik ausgestattet. Doch damit das Gefühl, ein Perpetuum Mobilie an der Hand zu haben, nicht ausstirbt, gibt es auch schon die ersten Automatik-Quarzuhren.


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