Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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28. März 1709 Erste Produktion europäischen Porzellans an August den Starken gemeldet

Die Suche nach dem Stein der Weisen beschäftigte einst die Mächtigen und Klugen. Eine Formel zu finden, um Gold zu schaffen und reich zu sein. August der Starke vertraute auf die Expertise des jungen Chemikers Johann Friedrich Böttger. Der allerdings hatte den Mund zu voll genommen. Autorin: Katharina Hübel Autorin: Katharina Hübel

Stand: 28.03.2023 | Archiv

28 März

Dienstag, 28. März 2023

Autor(in): Katharina Hübel

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Ein erfolgreicher Wissenschaftler zu sein, kann manchmal Gefahr für Leib und Leben bedeuten. Das zeigt die Geschichte des Berliner Apotheker-Lehrlings Johann Friedrich Böttger. Er hatte einen so guten Ruf, dass er viele Jahre in Haft saß, vom König persönlich eingesperrt. Das mag erstmal seltsam klingen. Johann Friedrich Böttger ist bereits in jungen Jahren ein experimentierfreudiger und talentierter Chemiker. Aber auch sehr gut im Flunkern. Dabei begeht er einen kapitalen Fehler, den ein Lehrling niemals machen sollte: Vor seinem Meister einen auf dicke Hose zu machen. Will er ihm doch tatsächlich vorgaukeln, dass er den Stein der Weisen gefunden hat.

Ein bisschen dick aufgetragen ...

Im Klartext: Dass er im Labor Gold herstellen kann. Eine ganze Heerschar berühmter Alchimisten ist damals an dieser Formel der Macht dran. Böttgers Meister hält vom Alchimisten-Hokus-Pokus recht wenig und goutiert es nicht grad, dass sein Lehrling das Apothekerlabor dafür missbraucht. Um seinen Meister umzustimmen, zieht Johann Friedrich Böttger eine richtige Show ab: Mit einem Trick – der bis heute nicht aufgeklärt ist – verwandelt er Silber in Gold. Diesen Schwindel hätte er mal besser lassen sollen.

Zu dick aufgetragen ...

Ziemlich vielen mächtigen Herrschern steht damals die Goldgier in die Augen geschrieben. Und schon bald streiten sich zwei darum, wer den jungen Apothekerlehrling in Haft nehmen und aus ihm die Goldformel pressen darf. August der Starke aus Sachsen gewinnt und Böttger sitzt fortan in seinem Lande ein.

Böttger bekommt ein Labor zur Verfügung gestellt, Mitarbeiter, andere Gelehrte an die Seite. Binnen zwei Jahren, bis Ende 1705, soll er zehn Millionen Taler Gold herbeizaubern. Und zwar aus heimischen Rohstoffen. Böttger experimentiert mit lokalen Tonerden in hochtemperaturfesten Schmelztiegeln. Er versucht ein paar Mal zu fliehen, sich der Aussichtslosigkeit seiner Experimente bewusst. Er wird wieder eingefangen und nur noch schärfer bewacht.

Zum Forschen verurteilt

Nach vielen Jahren gelingt ihm das Unerwartete: Am 28. März 1709 meldet Böttgers Labor dem König die Produktion von Gold! Weißem Gold. Böttger hat als erster Wissenschaftler in Europa die Rezeptur für Porzellan entdeckt: Kaolin, Quarzsand und Feldspat benötigt man dafür. Seit über tausend Jahren schon hüteten die Chinesen die Rezeptur von weißem Porzellan als teures Geheimnis. Johann Friedrich Böttger hat also doch so etwas wie den Stein der Weisen gefunden und die Meißner Porzellanmanufaktur mitbegründet. Zur Freude August des Starken, der fordert aber weiterhin erbarmungslos echtes Gold ein. Böttger gesteht ihm in seiner Verzweiflung sogar die Wahrheit: Dass alles nur ein Schwindel gewesen sei, nur eine Angeberei. Der König aber will belogen sein - und Böttger packt nochmal seine Zaubershow aus, um seinen Kopf zu retten. Zumindest vorübergehend. Johann Friedrich Böttger wird dazu verdonnert, weiter zu experimentieren, unter anderem mit giftigen Substanzen. Mit 37 Jahren stirbt er jung an den Folgen dieser so speziellen Haft im königlichen Labor. Ohne den Stein der Weisen ein zweites Mal gefunden zu haben.


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