Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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12. August 1851 Isaac Merritt Singer erhält Patent auf die erste einsatzfähige Nähmaschine

Isaac Merritt Singer war Erfinder. Es begann mit einer Gesteinsbohrmaschine. Dann wollte er Schauspieler werden, erfand aber nebenbei eine Holz- und Metallschneidemaschine. Doch berühmt wurde er durch seine Nähmaschine. Und so stieg er vom Wanderschauspieler zum Millionär auf. Autorin: Silke Wolfrum

Stand: 12.08.2021 12:00 Uhr | Archiv

12 August

Donnerstag, 12. August 2021

Autor(in): Silke Wolfrum

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Die Wege zum Ruhm sind oft unergründlich, was die Geschichte der Nähmaschine stichhaltig veranschaulicht:

Walter Hunt, der Erfinder der ersten funktionierenden amerikanischen Nähmaschine, soll auf diese kein Patent angemeldet haben, um Amerikas Schneider nicht arbeitslos zu machen. Das war 1834. Es lebe die Selbstlosigkeit! Vielleicht ist die Geschichte aber auch nach Strich und Faden erfunden oder mit viel Seemannsgarn genäht. Fakt ist, dass Hunts Maschinentyp patentlos blieb.

Ein Jahr später meldete John Fisher, ein anderer Erfinder, seine Nähmaschine zum Patent an, doch das ging im Patentamt verloren.

Wieder ein Jahr später patentierte Elias Howe seine Nähmaschinen-Erfindung. Abnehmer seines Geräts musste er allerdings wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen suchen. Dabei hatte Howe die erste Maschine erfunden, die den so genannten "Doppelstich" konnte und damit wesentliche Merkmale einer modernen Nähmaschine besaß. Frustriert ging Howe nach England, um auch dort erfolglos zu bleiben. Erst bei seiner Rückkehr nach Amerika Jahre später stellte er fest: Nähmaschinen sind jetzt voll angesagt. Nur leider nicht seine.

Die erste praktische Nähmaschine der Welt

Denn am 12. August 1851 hatte Isaac Merritt Singer seine "Singer’s Nummer 1" patentieren lassen, "die erste praktische Nähmaschine der Welt" – wie es hieß. In nur 11 Tagen soll er mit einem geborgten Startkapital von 40 Dollar das Wunderteil erfunden haben. Dabei kopierte er Details von allen drei genannten Vorgängern, aber nur einer konnte sich auf sein Patent berufen: Elias Howe. Ein jahrelanger Rechtsstreit begann.

Dessen ungeachtet eroberten die Singer-Maschinen erst die USA und dann die ganze Welt. Eine Produktionsstätte nach der anderen wurde eröffnet. Bereits 1963 produzierte Singers Firma jährlich 20.000 Nähmaschinen. Singer wurde vom kleinen bedeutungslosen Wanderschauspieler zum "Nähmaschinenkönig" und verkörperte damit den amerikanischen Traum geradezu filmreif.

Verflixt und zugenäht

Es sei angemerkt, dass er bei seiner Erfindung natürlich nicht nur kopiert, sondern durchaus rühmenswerte, wenn nicht geniale Eigenleistungen erbracht hatte. Sein Gerät funktionierte per Tretkurbel und die Nadel bewegte sich nicht mehr im Kreis, sondern auf- und ab.

Für viele Frauen war seine Maschine ein Segen. Denn dank der Einführung eines Ratenzahlplans durch Singers Partner Edward Clark konnten sich auch nicht wohlhabende Frauen eine Maschine leisten und damit ihren Lebensunterhalt verdienen.

Auch dank dieses schauen Zahlungs-Konzepts wurde Singer steinreich und die Singer Manufacturing Company der weltweit größte Hersteller von Nähmaschinen. Bis heute steht der Name Singer für Qualitäts-Produkte.

Doch bevor wir den Faden verlieren: Den Rechtsstreit mit Howe gewann er nicht. Ab 1854 musste er ihm satte Lizenzgebühren zahlen und so kam auch Howe endlich zu Reichtum. Genießen konnte er den aber nur 13 Jahre lang, denn er starb schon mit 48. Issac Merritt Singer hingegen wurde immerhin Mitte 60, zeugte 24 Kinder von 5 verschiedenen Frauen, errichtete zahlreiche gigantische Villen und wanderte erst nach Frankreich, dann nach England aus. Was für ein Leben! Verflixt und zugenäht!


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