Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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26. Juni 1936 In Bremen startet der erste Hubschrauber der Welt

Nachgedacht hat man schon lange über den Hubschrauber – schon da Vinci hat ihn skizziert. Aber abgehoben ist er erst im 20. Jahrhundert – dank Henrich Focke.

Stand: 26.06.2018 | Archiv

26 Juni

Dienstag, 26. Juni 2018

Autor(in): Martin Trauner

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

So schwer kann es doch nicht sein, senkrecht in die Luft zu gehen - also, mittels eines Flugapparats natürlich. Die Chinesen kannten schon vor über 2000 Jahren einen Windkreisel, Archimedes hat schon über Luftauftrieb nachgedacht und der große Leronardo da Vinci, der hat doch schon ein Modell gezeichnet, mit passendem Namen für das Fluggerät: "Helix Pteron". - Ein komischer Vogel? - Nun: "Helix" bedeutet "gedreht", "Pteron" heißt "Flügel". - Ein Drehflügler also.

Helix Pteron

Obwohl die Luftfahrt Anfang des 20. Jahrhunderts rasante Fortschritte macht, gemäß dem olympischen Motto "altius, citius, fortius", also immer höher, schneller und stärker - bei den Drehflüglern mag es so gar nicht vorangehen. "Drehflügler", so heißen die Konstruktionen damals, das sind die heutigen Hubschrauber. Während Flugzeuge also schon über den Wolken den Atlantik queren, von Rekord zu Rekord jagen, schaffen die Drehflügler einige unbeholfene Hopser in Bodennähe. Nicht nur, dass sie kaum in die Höhe kommen, steuern kann man sie auch nicht.

Und hier kommt der Bremer Henrich Focke ins Spiel. Ein leidenschaftlicher Flieger. Der hatte mit Anfang 20 zusammen mit seinem Freund Georg Wulf Motorflugzeuge konstruiert. Focke gründete sogar eine Firma für Flugzeugbau. Doch als Anfang der 1930er Jahre die Flugzeugindustrie immer mehr zur Rüstungsindustrie wird, drängt man Focke aus der Leitung seiner Firma. Der hat nun viel Muße, sich den seiner Zeit milde belächelten Drehflüglern zu widmen.

FW61

Und tatsächlich gelingt es Focke, mit einem kleinem Team die "Focke-Wulf-61"  zu konstruieren. Die FW61 sieht nun überhaupt nicht so aus wie ein heutiger Hubschrauber: An einem Flugzeugrumpf hat man statt der Flügel Gestänge mit beweglichen Rotoren montiert. Trotzdem: ein großer Wurf, nur von der Öffentlichkeit gänzlich unbemerkt:

Am 26. Juni 1936 steigt die FW61 auf dem Bremer Testgelände in die Luft. - 28 Sekunden lang! -  Beim vierten Versuch kommt sie schon auf 20 Meter Höhe und 16 Minuten Flugzeit. Und durch die beweglichen Rotoren kann man die FW61 sogar einigermaßen steuern...

Hätte Henrich Focke diesen wirklich ersten ernstzunehmenden Erstflug eines Hubschraubers nicht in seiner Biografie erwähnt, der Flug wäre wohl in Vergessenheit geraten. Denn für die Anerkennung von Rekorden war die Fédération Aéronautique Internationale, die Internationale Luftfahrtvereinigung zuständig. Und keiner ihrer Vertreter ist im Juni 1936 vor Ort. So holt Focke genau ein Jahr später das nach, was zur Fliegerei unabdingbar zu gehören scheint. "Höher, schneller, stärker."  - Neun Rekorde stellt sein Hubschrauber bei diesen Testflügen auf. Die FW61 schafft 2439 Meter Höhe, bleibt 1 Stunde, 20 Minuten und 49 Sekunden in der Luft und kann 122,55 km/h schnell fliegen. Der Helix Pteron, der Helikopter, er hat fliegen gelernt.


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