Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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21. Juli 2006 Hochleistungsrechner Bayern II geht in Garching in Betrieb

Bei der Einweihung des neuen Supercomputers Bayern II im Garchinger Forschungszentrum wurde nicht mit Superlativen gespart. Was der Rechner alles wuppen sollte. Leider dauert es geraume Zeit, bis er überhaupt an den Start gehen konnte. Und auch dann löste er weniger Superlatives als andere. Autor: Hellmuth Nordwig

Stand: 21.07.2022 | Archiv

21 Juli

Donnerstag, 21. Juli 2022

Autor(in): Hellmuth Nordwig

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Kurz zur Wiederholung, falls Sie die Nachrichten verpasst haben: Bayern ist einfach spitze. Eigentlich wissen Sie das längst, nachdem Sie hier den Bayerischen Rundfunk hören. Auch bei dem gibt es Spitzenprodukte aus dem Freistaat, zum Beispiel - Sie ahnen es - "Bayern 2". Natürlich darf man die größte Reichweite im Radio eher bei "Bayern 1" erwarten, und die Fußballmannschaft Bayern II wird auch nicht zehn Mal hintereinander deutscher Meister. Aber hier wie dort weiß jeder Fan: Spitze sind wir auf jeden Fall, egal ob 1 oder 2.

Bayern 2 !!!

Das war auch den Verantwortlichen für einen neuen Höchstleistungsrechner bewusst, als sie einen Namen dafür gesucht haben. Ein Supercomputer für die Wissenschaft sollte das werden, für den das Architekturbüro Herzog und Partner eigens einen formschönen Betonwürfel entworfen hat. Auf dem bayerischen Spitzencampus in Garching, wo sonst. Der Name "Bayern I" war schon vergeben an den Vorgänger, der es leider nur auf Platz 14 der Statistik der leistungsfähigsten Rechenmaschinen der Menschheit geschafft hat. Schwamm drüber, haben sich die Zuständigen vielleicht gedacht, wir nennen den Neuen jetzt einfach "Bayern II". Wird ja dieses Mal wirklich spitzenmäßig.

Bayern II !!!

Für den 21. Juli 2006 lud die Hausherrin, die Bayerische Akademie der Wissenschaften, zur Einweihung. "Rückantwort bitte an unsere Anschrift" - so war das damals noch. Bundesforschungsministerin Annette Schavan war zu Gast und der Ministerpräsident Edmund, äh, Stoiber.
Er forderte gleich mal, auch das geplante Höchstleistungs-Rechenzentrum der EU nach Deutschland zu vergeben. Wohin genau, das konnte sich in dem Moment jeder denken.

An diesem Tag rechneten die Wissenschaftler in Garching allerdings so wenig wie in den folgenden Wochen. Der Rechner mit seinen 4096 Prozessoren wurde nämlich von einer Firma aus den USA gebaut, die ihren Sitz im Steuerparadies Delaware hatte und trotzdem kurz zuvor einen Insolvenzantrag stellen musste. Sie trieb zwar doch wieder Geld auf und konnte mit der Zeit alle Komponenten liefern, aber die kamen deutlich später als vorgesehen. Im Jahresbericht 2006 des Leibniz-Rechenzentrums der Akademie ist ungeschönt die Rede von "gravierenden Betriebsproblemen in der Anfangsphase". Auch später schaffte es "Bayern II" nie über den zehnten Platz der weltweiten Großrechner hinaus. Schon nach sechs Jahren wurde er von einem ganz neuen Spitzencomputer abgelöst. Der wurde dann lieber nicht "Bayern III" getauft, sondern auf den schönen Namen "SuperMUC".

Was so ein Hochleistungsrechner treibt, auch das steht in den Jahresberichten: Large-Eddy-Simulationen, Lattice-Boltzmann-Applikationen, Quantenchromodynamik und vieles mehr, was zum Beispiel Astrophysiker oder Erdbebenforscher brauchen. Vielleicht hat jemand "Bayern II" sogar nach dem Sinn des Lebens, des Universums und des ganzen Rests gefragt. Wäre ein guter Test gewesen, ob das Spitzenprodukt wirklich richtig rechnet. Fans des Science-Fiction-Romans "Per Anhalter durch die Galaxis" kennen das Ergebnis natürlich:
Es lautet 42.


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