Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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6. August 1959 Hitchcocks "Der unsichtbare Dritte" wird uraufgeführt

Die Leichtigkeit und der Humor von Alfred Hitchcocks "Der unsichtbare Dritte" bescherte dem Streifen nicht nur gewaltigen Erfolg, sondern machte ihn auch zum Vorbild der James-Bond-Filme. Autor: Thomas Grasberger

Stand: 06.08.2019 | Archiv

06 August

Dienstag, 06. August 2019

Autor(in): Thomas Grasberger

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Als Ende März 1911 der bienenfleißige Oberförster Alfred Zimmermann aus Detershagen bei Magdeburg gegen Entrichtung einer Gebühr von 97 Mark ein Patent anmeldete, dachte er wohl nicht im Traum daran, dass seine Idee eines Tages in die Filmgeschichte eingehen würde. Wie auch? Herr Zimmermann war ein Mann des Waldes. Man kann also mit Fug behaupten, dass er den Film vor lauter Bäumen nicht sah. Kultur – das war für den Oberförster eine Frage des Anbaus von Holzgewächsen. Weshalb er auch eine tiefverwurzelte Aversion gegen Nonnenraupen und andere Waldschädlinge hegte. Zimmermann war wild entschlossen, diese auszurotten – mittels "Besprengen der Bäume von oben", unter "Verwendung eines Luftfahrzeuges".

Hollywoodreifer Agrarflug

Nun, die Sache lief einigermaßen gut an. Das kaiserliche Patent wurde erteilt, ein Luftschiff stand auch bald bereit; allein es scheiterte an der preußischen Forstverwaltung. Die wollte die 500 Reichsmark für den Kauf von Kalk-Arsen nicht rausrücken. Und so gilt Oberförster Zimmermann aus Detershagen heute zwar als Pionier des Agrarflugs, ja sogar als Vater der Schädlingsbekämpfung aus der Luft. Allerdings nur in der Theorie. Praktisch umgesetzt haben es die US-Amerikaner. 1918/19 stiegen bei Reno, Nevada, die ersten Doppeldecker in den Himmel und sprühten, was das Zeug hielt. Freilich sollte es dann noch einmal vier Jahrzehnte dauern, bis die Agrarfliegerei hollywoodreif wurde. Nämlich am 6. August 1959 , mit der Uraufführung des Spielfilms "North by Northwest". "Der unsichtbare Dritte" lautet der deutsche Titel.

Regisseur war ein gewisser Alfred Hitchcock, und der war in der Branche kein Unbekannter. Hitchcocks 46. Film sollte dann auch einer seiner größten Erfolge werden – an den Kinokassen, bei den Kritikern und selbst bei Regie-Kollegen. François Truffaut lobte ihn als einen der "besten Filme von Hitchcock, der alles beinhaltet: Spannung, Aufregung, Geheimnisvolles, eine Liebesgeschichte und nicht gerade wenig Humor."

Was mit einem Kidnapping im mondänen New Yorker Plaza Hotel beginnt, endet mit einem Showdown vor dem monumentalen Mount Rushmore-Präsidentendenkmal in den Bergen South Dakotas. 136 Minuten lang jagt eine spannende Szene die nächste.

James Bonds Papa

Dieser Klassiker des Action-Kinos wird Vorbild für alle späteren James-Bond-Filme: mit einem liebenswürdigen Helden, vielen bösen Agenten, einer kühlen, blonden Schönheit und zahlreichen Abenteuern. Gleich mehrere Szenen aus „Der unsichtbare Dritte“ sollten Filmgeschichte schreiben. Am spannendsten ist folgende: Der New Yorker Werbefachmann Thornhill alias Cary Grant wartet im feinsten Zwirn mutterseelenallein an einer gottverlassenen Wüstenstraße. Plötzlich erscheint ein Doppeldecker am Horizont, nimmt Kurs auf den Helden, jagt und beschießt ihn, und zu guter Letzt, als der Anzugträger ins Maisfeld flüchtet – besprüht er ihn – schöne Grüße aus Detershagen! – von oben mit Insektiziden. Was für eine legendäre Filmszene! Die hätte wohl auch Oberförster Zimmermann gefallen. Bis auf den Schluss der Sequenz. Da kollidiert der Agrarflieger mit einem Tanklastzug. Ein grandioses Feuerwerk! Aber um den schönen Doppeldecker war´s echt schade.


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