Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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24. Januar 1935 Das erste Dosenbier kommt auf den Markt

Lasche auf, Inhalt wegzischen, Dose zerknüllen - zu Beginn der Dosenbierära finden viele die neue Verpackung formidabel: Kühl und cool, so soll Biertrinken sein. Der Umweltaspekt schlägt irgendwann pfandtechnisch zu Buche, so dass man der Dose abschwört, allerdings nicht lange. Autor: Christian Jungwirth

Stand: 24.01.2023 | Archiv

24 Januar

Dienstag, 24. Januar 2023

Autor(in): Christian Jungwirth

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Pffft ... und ... Aaaaah! Naa? Erraten? Es geht ums Bier!

Jenen rund 13.000 Jahre alten, weltumspannenden Kulturzugewinn der Menschheit. Oder genauer gesagt: eigentlich geht’s um das Drumherum. Die ewige Krux des optimalen Verpackens von Gerstensaft. Was haben sich unsere Ahnen da nicht schon alles einfallen lassen? Rinderhörner. Lederbeutel. Holzfässer. Tonkrüge. Flaschen. Durch die Bank wurde da so sauber wie pragmatisch rumexperimentiert. Soll das edle Hopfengetränk doch einst wie heute sicher, dabei geschmacksstabil und nahezu verlustfrei vom Sudkessel in die durstigen Kehlen gelangen.

Wo rein damit?

In den USA, fürwahr nicht grade die Urheimat von Bier, haben findige Tüftler Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts ihr Heureka-Erlebnis: die Getränkedose wird erfunden! Anfangs dreiteilig, aus Weißblech gepresst und nur umständlich mit einem kleinen Extra-Werkzeug, einem Dosenöffner ähnlich zu öffnen. Lästig, aber irgendwie auch kultig. Jedenfalls wird irgendwann die Brauerei Gottfried Krueger in Newark im Bundestaat New Jersey auf den genialen Kniff aufmerksam und lässt 1933 ihr in Dosen abgefülltes "Kruegers Special Beer" vorab diskret von Stammkunden testen.

Zisch und weg

Die neue Idee schlägt am Markt ein wie eine Bombe: Super! Toll! Was für ein Meilenstein! Das Verdikt der Tester schraubt sich in schwindelnde Höhen - und die Brauer lassen kurz darauf den Marketing-Hund von der Leine. Am 24. Januar 1935 stellt die Brauerei Krueger weltweit zum ersten Mal Dosenbier in die Ladenregale.

Das geht auch weg wie warme Semmeln. Und tritt in den Folgejahrzehnten einen spektakulären Siegeszug um den Globus an. Klar, dass sich dabei im Lauf der Zeit einiges am Outfit der Dose ändert. Weil Weißblech geschmackstrübende Stoffe ans Bier abgibt, geht in den 50er Jahren der Nachfolger aus leichtem Aluminium an den Start. Und in Sachen Verschluss folgt auf den praktischen, doch als Metallmüll verschrienen Pull-Tab der bis heute beliebte, auf der Dose verbleibende Stay-Tab.

Auch in Deutschland sind Bierdosen beim Konsumenten schnell beliebt, weil das Metallgebinde im Gewicht leicht ist, dazu schnell zu kühlen sowie einfach zu entsorgen. Ex und hopp, Recycling? Lange ein Fremdwort. Zu Jahresbeginn 2003 reagiert die Politik: das Dosenpfand wird eingeführt. Die Industrie kontert prompt, nimmt Bier aus Aludosen und Regalen, setzt zeitweise sogar auf unkultige PET-Flaschen. Doch Plastik fällt haptisch und imagetechnisch beim Kunden durch. Drei Jahre später, nach Umstellung des Pfandsystems, kommt die federleichte Bierdose zurück wie Phoenix aus der Asche. Und feiert - trotz vieler Pfandrückläufer - weiterhin als Müll in Freizeit-Outbacks fröhliche Urständ.


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