Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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11. Juli 2007 Der 2767 Meter hohe Mullwitzkogel wird in Wiesbauerspitze umbenannt

Wie darf und soll der Berg denn nun heißen? Namensvorschläge gibt es viele – Einigung gibt es lange keine… bis der Mullwitzkogel zur Wiesbauerspitz wird.

Stand: 11.07.2018 | Archiv

11 Juli

Mittwoch, 11. Juli 2018

Autor(in): Markus Mähner

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Furtschaglspitze, Zischgeles, Gargglerin, Pflerscher Pinggl. Recht kreativ in der Namensgebung ihrer Berge waren sie schon immer, die Tiroler. Indes ein unscheinbarer Vorhügel, der Mullwitzkogel, laut Wanderführer "von keinerlei Bedeutung für Bergsteiger", erregte am 11.Juli 2007 die Gemüter. "Ein Wurstberg"; "eine Schweinerei" hieß es da, als der Gemeinderat Prägraten im hintersten osttiroler Virgental verkündete, der Mullwitzkogel hieße ab nun "Wiesbauerspitze"! Na immerhin wurde die Graskuppe vom Kogel zur Spitze geadelt! Aber für Tiroler Verhältnisse klingt das wohl ein wenig einfallslos. Ist er doch umrahmt von Naturschönheiten mit so kreativen Bezeichnungen wie Quirl, Ogasilspitze und Finssterwitzkopf. Jedoch: der Namenspatron war niemand anderes als der Wurstfabrikant "Wiesbauer", dessen schlicht "Bergsteiger" genannte Dauerwurst schon so manche weißbeflockte Erhabenheit erklommen hat: Und das nicht nur im Jause-Sackerl von Tiroler und Osttiroler Gipfelstürmern.

Der ganze Berg? Wurscht!

"Ein gekaufter Berg" ließen Presse und Empörer auf der Straße verlautbaren. Allein: den Prägratern wars einerlei – um nicht zu sagen "wurst": Führte doch nun endlich ein eigens von den Wiener Wiesbauerwürstlern angelegter Steig auf die Wurstspitz. Und Touristen brachte der Fleischfabrikant zudem gleich mit ins hinterste Osttirol. Dafür konnte man schon mal einen Pakt mit dem Teufel eingehen – und sei er auch noch aus Wien!

Wiener Würstel?!?!?

Da half auch keine Anfrage ob das denn rechtens sei: Sicherlich, die  Namensgebung von Orten sei gesetzlich im Gemeinderecht und in den Bezirksverwaltungsregeln verankert.

Und um Naturgegebenheiten wie zum Beispiel Flüsse nach gut Dünken zu benennen, bräuchte es ja eine einheitliche Meinung aller Gemeinden, durch die diese sprudelnden Gewässer mäandern. Da sei der Kreativität wohl von vornherein Einhalt geboten.

Jedoch gäbe es keine gesetzliche Einschränkung was die Namensverteilung von Berggipfeln angehe. Jede Gemeinde könne da walten wie sie wolle. Und hat nicht auch München eine Allianzarena, Köln ein Rheinenergiestadion oder Frankfurt eine Commerzbank-Arena?

Apropos: Das Tolle an der Wiesbauerspitz ist: Man kann sie sogar essen! Denn der Wurstfabrikant ließ es sich nicht nehmen eigenes eine "Wurstspitze" mit Fettrand als Schneekuppe herzustellen. Und wer will verspeist die Schweinerei sogar auf dem Mullwitzkogel. Denn so ist der Berg noch immer auf den Wanderkarten des Alpenvereins verzeichnet – dieser weigerte sich schlicht die Umbenennung in seine kartographischen Erzeugnisse zu übernehmen!


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