Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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11. März 1925 Buster Keatons Stummfilmkomödie "Sieben Chancen" im Kino

Heiraten hat was. Dabei muss es nicht immer Liebe sein. Geld macht vielleicht nicht glücklich, aber beruhigt ungemein. Entsprechend kann sich Buster Keaton nicht für Damen retten – zumindest im Film. Autor: Markus Mähner

Stand: 11.03.2019 | Archiv

11 März

Montag, 11. März 2019

Autor(in): Markus Mähner

Sprecher(in): Krista Posch

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Männer haben´s oft nicht leicht! Nehmen Sie zum Beispiel den jungen James Shannon: Da flattert unverhofft eine Erbschaft von etlichen Millionen Dollar in sein Leben – das wär ja noch zu verkraften – doch unter welcher Bedingung? Einer zugegebenermaßen obskuren: Bis zum Abend muss er geheiratet haben. Aber wie der Mann halt so ist: Da wird nicht lange gefackelt. Bei einer solchen Summe müsse sich doch schnell etwas finden lassen! Und tatsächlich: Auf die zügig geschaltete Zeitungsannonce hin erscheinen unzählige Damen in Weiß in der Kirche – heiratswillig bis zum Geht-nicht-mehr!

Ja!!!!

So sind die Geschichten, die – nein nicht das Leben – sondern Hollywood schreibt. "The Bachelor", so lautet der Titel des Films, der 1999 in die Kinos kam und dessen Idee in der gleichnamigen Fernsehshow in den USA und Deutschland verbraten wurde. Ein Film, der eine "Zeitverschwendung" sei, "lieblos die gängigen Rollenklischees" abspule, mit Hauptdarstellern, die "hölzern agieren" um nicht zu sagen "inkompetent" seien. So die vernichtenden Kritiken zu der Hollywoodkomödie, die eigentlich auf einem Theaterstück aus dem Jahr 1916 basiert.

Nein…

Doch zum Glück gibt es ja auch eine frühere Version des Films - mit mehr Gags, mehr Tempo – dafür erfrischend weniger Dialogen - und vor allem: Einer Verfolgungsjagd, die in der Filmgeschichte ihresgleichen sucht. Denn der Hauptdarsteller und Regisseur des am 11.März 1925 in die Kinos gekommenen Stummfilms mit dem Titel "Seven Chances" ist Buster Keaton – berühmt für seine waghalsigen Stunts. Und so schafft er es selbst aus diesem Stoff ein Meisterwerk zu drehen. Eigentlich hasste Keaton das Theaterstück und hätte nie diese Geschichte gewählt, aber er schuldete seinem Produzenten und Manager Joseph Schenck eine gehörige Summe Geld.

Und so lässt sich James Shannon alias Buster Keaton eine gute viertel Stunde Film lang aus der Kirche, durch die Straßen Hollywoods, über Eisenbahnschienen, über Bäche, durch Seen und Hügel jagen. Verfolgt von "1000 Bräuten" - wie der deutsche Titel des Films verspricht. Höhepunkt ist ein Steinschlag, den James alias Buster auslöst: Er steht an einem Berghang, von oben rollen unzählige, teils mannshohe, Felsen auf ihn zu; unten warten die bereits in Hochzeitsrobe gehüllten heiratswilligen Damen. Wie entscheiden? James hält kurz inne, kratzt sich am Kopf und – stürmt kurzentschlossen dem ungeheuren Steinschlag entgegen. Besser noch als die Heiratskandidatinnen!

So will es der Humor Hollywoods. Aber so will es auch der Zuschauer, der Spaß an aberwitzigen Stunts hat. Denn diese Szene war in einer Frühfassung des Films gar nicht so lang. Doch das Publikum einer Vorpremiere feierte die Steinlawine derart, dass Keaton sich entschloss davon noch mehr zu liefern.

Im Jahr 2010 übrigens – also 85 Jahre nach dem Filmstart von "Seven Chances" – hat die Internationale Buster Keaton-Gesellschaft dieses Bräuterennen nachgestellt. Vielleicht sollte die Fernsehshow "The Bachelor" ein Gleiches tun. Und das samt Steinlawine, damit ein wenig Pep in die Show kommt.


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