Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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3. März 1979 "Bobby Brown goes down" (Frank Zappa) wird veröffentlicht

Musikalisch war man von ihm Schräges gewohnt. Doch plötzlich brachte Frank Zappa eine ganz nette Melodie heraus, was zum Durchhören und Wohlfühlen. Allerdings hatte es der Text von "Bobby Brown" in sich. Nur war der auf Englisch und wurde wohl nicht immer richtig verstanden. Autor: Markus Mähner

Stand: 03.03.2022 | Archiv

03 März

Donnerstag, 03. März 2022

Autor(in): Markus Mähner

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Es war Sommer. Der Sommer 1991. Baccardi-Feeling lag in der Luft, alles war Friede, Freude, Eierkuchen in Deutschland. Die kommunistische Bedrohung aus dem Osten löste sich in Luft auf, der internationale Terrorismus noch kein Thema. Die Wiedervereinigung hatte stattgefunden. Es war also alles wieder im Lot. Und zu allem pfiffen die Scorpions den Soundtrack: "Wind of Change".

Schön, so soll es bleiben!

Damit dominierten sie monatelang die Hitparaden - in Deutschland, in Österreich und wo man sonst noch Deutsch sprach. Und verwehrten damit einem anderen Lied nur knapp den ersten Platz der Singlecharts. Einem Lied von Frank Zappa, den viele ja nur aus schaurigen Erzählungen her kannten: Er mache fürchterliche und unmelodiöse Musik. Aber nein, Zappa konnte wohl auch anders: Hier war ein Lied das war eingängig und der Text begann auch schön: Hallo Leute, ich bin Bobby Brown, der süßeste Junge in der Stadt. Ach ja, es war Sommer. Und alle sangen mit. Zumindest den Refrain, denn den verstand man: My Name ist Bobby Brown, watch me now I´m going down. Der Rest des Textes wurde eigentlich meist überhört. Ob absichtlich, ob das Englisch nicht ausreichte, oder ob man sich nur von Zappas sonorer, wohlklingender Stimme einlullen ließ, kann heute keiner mehr sagen. Das Lied lief jedenfalls bei allen Radiosendern rauf und runter.

Ein echter Ohrwurm

Und das tat es nicht nur 1991, sondern auch schon gute zehn Jahre vorher - nicht auf CD, sondern noch auf 7-Zoll-Schallplatte.

Denn eigentlich wurde das Lied bereits am 3. März 1979 von Frank Zappa als Singleauskopplung veröffentlicht - von seiner neuen LP "Sheik Yerbouti" - was nicht nur der Name eines Scheichs ist, sondern auch so viel heißt wie "Schüttel Deinen Hintern". Ebenso voll mit Doppelbedeutungen war dann auch das Lied Bobby Brown - mit Doppelbedeutungen der anzüglichsten Art. Überhaupt war das Lied alles andere als "cute" - wie es die erste Textzeile vermuten ließ. Weshalb es in Amerika auch sofort von den Radiostationen verbannt wurde. In Europa allerdings - wo man nicht so genau hinhörte - da war es ein Hit! In Norwegen, in der Schweiz, in Österreich oder Deutschland.

Auch Thomas Gottschalk hatte wohl nicht so genau hingehört, als er es bei seiner damaligen Radiosendung rauf und runter spielte. Das sollte sich ändern als er den Meister persönlich im Studio hatte. Da wusste man schnell, warum die Schauergeschichten über Frank Zappa kursierten. Denn der "Meister" hatte eine deutschsprachige Version des Liedes bei sich und Gottschalk spielte sie live im Radio - allerdings nur wenige Sekunden, denn schon bald ging es in dem Lied zur Sache.

Eigentlich hätte die Platte den Aufdruck "Achtung anstößige Liedtexte" verdient - mehr als alle Eminems oder Bushidos nach ihm. Doch den gab es 1979 noch nicht. Und als die CD viel später rauskam, da hatte man den Auftritt bei Gottschalk schon wieder vergessen. Und deswegen läuft es auch heute noch im Radio, das Lied bei dem man besser nicht so hinhört. Denn dann ist es kein Sommerhit mehr, sondern eine bissige Satire auf die Prüderie und den amerikanischen Traum.


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