Im Sommer 1966 war dann Schluss! Das Leben lief einfach zu schnell für  Robert Allen Zimmermann. Seit gut vier Jahren hieß der junge Musiker nun offiziell Bob Dylan und hatte in den letzten eineinhalb Jahren drei Alben veröffentlicht, die allesamt in die Musikgeschichte eingehen sollten. Zuletzt, am 16. Mai 1966, sogar eine Doppel-LP – die erste der Rockmusikgeschichte überhaupt. Das Album mit dem mehrdeutigen Titel "Blonde on Blonde" zeigte ein Porträt des Musikers, das total verwackelt war. Lag es daran, dass er sich nicht einmal eine Sekunde Zeit für ein richtiges Foto nahm? Oder dass es an einem sehr kalten Wintertag aufgenommen wurde und nicht nur "Bobby Dylan", sondern auch sein Freund Jerry Schatzberg, der auf den Auslöser drückte, fror? Oder waren es die vielen Drogen, die Dylan damals angeblich zu sich nahm?

Man weiß es nicht…

Selbsternannte Experten rätseln über diese Fragen noch heute. Genauso, wie darüber ob der erste Song des Albums "Rainy Day Women" – besser bekannt als "Everybody must get stoned! ", eine direkte Aufforderung zum Drogenkonsum sei. Dylan, der zugab während der Aufnahmen den ein oder anderen Joint geraucht und das ein oder andere Bier getrunken zu haben, war ja schon lange als Prophet des Marihuana-Genusses in den Medien aufgefallen: Bereits 1963 hatte er in einem Interview verlautbart, dies sei gar keine richtige Droge, sondern verbiege lediglich den Geist ein wenig – und das solle doch eigentlich bei jedem einmal stattfinden! Ein Jahr später, im August 1964, traf er die Beatles auf ihrer ersten US-Tournee und da diese in ihrem Hotelzimmer nichts zu rauchen hatten, verteilte er großzügig Joints – was laut weiteren selbsternannten Experten auf die musikalische Weiterentwicklung der Fab Four einen nicht zu unterschätzenden Einfluss hatte.

Teaching the Fab Four…

Indes die Textzeile "Everybody must get stoned" sei keine Aufforderung zum Drogenkonsum, so der Prophet selber, sondern beziehe sich auf die Apostelgeschichte des neuen Testaments. Tatsächlich gibt es darin die Stelle in der der Märtyrer Stephanus zu Tote gesteinigt wird. Und genauso musste sich wohl Dylan im Frühjahr 1966 gefühlt haben – denn seit dem er mit einer elektrisch verstärkten Rockband unterwegs war, wollten deutlich mehr Fans ihn steinigen als auf seine Texte hören. Seit Anfang Februar war er nun auf Welttournee; währenddessen ständig im Studio für die Aufnahmen zu dem neuen Doppelalbum, das am 16. Mai veröffentlicht wurde. In der Folgewoche feierte er noch seinen 25. Geburtstag – auf der Bühne des Olympia in Paris! Doch Ende Juli 1966 war dann Schluss: Ein Motorradunfall – wohl aufgrund zu hoher Geschwindigkeit! – brachte den rasenden Apostel zum Stillstand.

Dylan zog sich daraufhin aufs Land zurück, widmete sich seiner jungen Familie – er hatte erst vor einem halben Jahr geheiratet und ein Kind bekommen – , sagte auf Jahre hin alle Konzerte ab und mied die Öffentlichkeit so gut wie möglich.

Was gar nicht so einfach war! Denn seinem Beispiel folgend, zog bald eine neue Welle junger Musiker ihm nach ins NewYorker Hinterland um die Kleinstadt Woodstock. Doch Dylan war der Rummel und das viele Marihuana der Hippies ein Graus!