Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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18. Juli 1668 Ballettpremiere zu Ehren der neuen Maitresse von Ludwig XIV., Madame de Montespan

Erst war Louis in Louise verliebt. Doch dann lernte er ihre Freundin kennen ... Ludwig XIV und Françoise-Athénaïs de Montespan wurden das barocke Partypaar. Doch irgendwann wurde dem König all die Üppigkeit und das Überbordende zu viel und er wählte die nächste bescheidenere Dame. Autorin: Isabella Arcucci

Stand: 18.07.2022 | Archiv

18 Juli

Montag, 18. Juli 2022

Autor(in): Isabella Arcucci

Sprecher(in): Caroline Ebner

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Bernhard Kastner

Es ist eine alte Telenovela-Weisheit: wenn es um das Herz eines Mannes geht, traue nie deiner besten Freundin oder dem Kindermädchen!
Louise de la Vallière war rehäugig und naiv. Das entzückte Ludwig XIV von Frankreich und er machte sie zu seiner offiziellen Mätresse. Nur bald fand er Louise in ihrer demutsvollen Unschuld fast so fad wie seine Ehefrau.

Ein barockes Traumpaar

Aber da gab es ja Louises Freundin ... die Marquise Françoise-Athénaïs de Montespan. Sinnlich, üppig, blond und frech. Und, wie praktisch, ihre Gemächer lagen ganz in der Nähe von denen seiner Mätresse. Ludwig musste also nur so tun, als würde er seine offizielle Geliebte besuchen, um dann geradewegs zu ihrer Freundin abzubiegen. Die brave Louise blieb einsam heulend hinter ihrer Schlafzimmertür.

Bald nahm Madame de Montespan den Rang der Favoritin ein. Am 18. Juli 1668 fand bei Hofe eine opulente Ballettaufführung zu ihren Ehren statt. Es war der Beginn einer Ära. Louis XIV und Françoise-Athénaïs - zwei barocke Feierbiester. Die Montespan behängte sich mit Gold und Juwelen, tanzte, trank und futterte, wie Gott in Frankreich! Doch selbst für barocke Geschmäcker nahm ihre sinnliche Fleischlichkeit etwas überhand. Als der am französischen Hof weilende italienische Schriftsteller Primi Visconti einmal Zeuge wurde, wie sich die Montespan mit hochgerafften Röcken aus der Kutsche wurschtelte, traf ihn fast der Schlag. Das entblösste Bein der Maitresse en titre hatte fast den gleichen Umfang wie sein, Viscontis, gesamter Körper.
Mit ihrer Schönheit schwand auch ihr Charme. Das freche Mundwerk der Montespan und ihre legendären Wutausbrüche wirkten nun auf Ludwig nicht mehr aufregend, sondern regten ihn nur noch auf.

Eine Gouvernante für den König

Und dann kamen auch noch, im Zuge eines Gerichtsprozesses um Giftmischerei, grausige Anschuldigungen ans Licht: die Montespan habe Ludwig heimlich Aphrodisiaka aus Sperma und Urin eingeflösst und an schwarzen Messen mit toten Säuglingen teilgenommen. Ob sie tatsächlich schuldig war, wofür einiges spricht, lässt sich bis heute nicht klären. Ludwig war endgültig bedient, auch wenn er die Ermittlungen stoppte und seine Mätresse offiziell «im Amt» ließ. Immerhin hatte ihm diese Frau zahlreiche Kinder geboren, die der Sonnenkönig, wie alle seine Kinder, heiss und innig liebte und auf die nun, Gottlob!, nicht die leibliche Mutter aufpasste, sondern ... das Kindermädchen! Die Witwe Scarron. Ein Engel der Fürsorge. Schmal, schmucklos, genügsam, gottesfürchtig und mit ihren 38 Lenzen als betagte Dame geltend. Sie und der König schwelgten bald in tiefen Gesprächen. Eine Seelenverwandtschaft, die sich zur großen Liebe entwickelte. Praktischer Weise befanden sich die Zimmer des Kindermädchens gleich neben denen seiner offiziellen Mätresse ...

Ludwig musste also des nachts nur, wie gewohnt, die Gemächer der Montespan ansteuern, um dann ein paar Türen weiter zu huschen. Und jetzt wusste Madame de Montespan wie es sich anfühlt, heulend und ungeliebt hinter der eigenen Schlafzimmertür zu stehen, während der Herzensmann zielsicher an dieser vorbeigeht.


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